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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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bemüht sich aber auch nicht, sich beliebt zu machen.«
    Olivia lachte. »Er ist ein Unglücksrabe. Aber Billy verstand sich gut mit ihm. Ich glaube, Billy war Malcolms Held, falls das Kind überhaupt einen hatte. Billy hatte ihn ein paar Mal bei sich in London. Hat ihn überallhin mitgenommen, ihm viel gezeigt.«
    »Das«, bemerkte Jury, »war aber doch sehr nett von Ihrem Sohn.«
    »Das war Billys andere Seite. Er konnte ein sehr fürsorglicher Junge sein.« Roderick stand rasch auf und trat ans Fenster, das auf den vorderen Teil des Hauses hinausging.
    »Mein herzliches Beileid. Ein großer Verlust.«
    Roderick wischte sich mit dem Taschentuch übers Gesicht, steckte es dann wieder in die Tasche, drehte sich um. »Ja. Danke.«
    »Sergeant Chilten und ich waren in der Wohnung Ihres Sohnes in Chelsea. Wir suchten etwas, das uns Aufschluss geben könnte darüber, was in seinem Leben vor sich gegangen war. Wir haben aber nichts gefunden. Nun frage ich mich – war er ein gläubiger Mensch?«
    Beide wirkten überrascht. »Liebe Güte, nein. Wir konnten ihn nie dazu bringen, mit uns in die Kirche zu gehen«, sagte Olivia.
    »So oft gehen wir aber auch nicht«, bekannte Roderick.
    »Hat er denn je seine Freundin – oder Verlobte – mit hierher gebracht?«
    Olivia lachte. »Verlobte? Hm, wahrscheinlich ein frommer Wunsch der Ärmsten. Billy ließ ja nichts anbrennen.«
    »Aber wenn es drauf ankam«, sagte Roderick, »blieb er nicht bei der Stange, nein, er schaffte es immer, sich aus der Affäre zu ziehen. War eben zufrieden mit seinem Junggesellenleben.«
    Dies ließ Jury sich durch den Kopf gehen. Er dachte an Kurt Brunner, an Angela Riffley, an das mutmaßliche heimliche Treffen im Zetter, das kaum zwei Gehminuten vom Dust entfernt lag. Das Dust, mit den gleißenden Lichtern, der lässigen Musik, den alten Backsteinmauern und dunklen Ecken. Das Dust hätte sich für ein heimliches Treffen geradezu angeboten.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern kurz mit Malcolm sprechen.«
    »Na ja, wenn Sie wollen. Der ist bestimmt irgendwo draußen, wahrscheinlich im Garten hinten«, sagte Olivia.
    Während Jury aufstand und sich zum Gehen wandte, in Gedanken immer noch bei dem vermeintlichen Treffen im Zetter, fragte er: »War Billy schwul?«
    Beide erstarrten. War es möglich, dass jemand bei so einer Unterstellung immer noch entsetzt dreinblickte? Das taten Olivia und Roderick jedenfalls.
    Dann lachte Olivia verlegen. »Superintendent, wir haben doch gerade über seine Freundinnen gesprochen. Sie hätten die vielen gebrochenen Herzen sehen sollen, die Billy hinter sich zurückließ! Schwul?«
    »Das wär’s dann«, sagte Jury.

26
    »Wer will das wissen?«, fragte Malcolm Mott, als Jury ihn fragte, ob er und Billy Freunde waren.
    »Der Gleiche wie vorher. Ich.« Sie standen in der Nähe der Backsteinmauer im hinteren Teil der ziemlich weitläufigen Gartenanlage.
    »Na, ja.« Malcolm hörte sich unsicher an.
    »Warum fesselst du denn deinen Hund so?«
    Der kleine Terrier saß zu Malcolms Füßen und sah alles andere als zufrieden aus. Jury hätte gesagt, er blickte finster.
    »Der heißt Waldo. Wir spielen abseilen.«
    »Waldo sieht mir aber nicht so aus, als würde er das gern tun.«
    »Das kennt der schon von früher.«
    »Dann wollte er es früher vermutlich auch schon nicht machen.«
    Malcolm hörte auf, das Seil um den Hund festzuzurren, und sah zu Jury auf. »Kümmern Sie sich lieber um Ihren eigenen Kram.«
    »Das ist mein Kram.« Jury ließ Malcolm noch einmal einen Blick auf seinen Dienstausweis werfen. »Alles ist sozusagen mein Kram.«
    Mit dem ganzen Ausmaß an Sarkasmus, dessen er fähig war, sagte Malcolm: »Wer sind Sie eigentlich? Der liebe Gott vielleicht?«
    »Das Nächstbeste. Scotland Yard.«
    Malcolm hörte auf, das Seil um Waldos Mitte festzubinden. »Wenn Sie hergekommen sind, um wegen Billy zu fragen, lassen Sie’s.«
    »Warum?«
    » Darum , sag ich.«
    »Ich frage mich aber trotzdem, warum.«
    »Dann fragen Sie sich halt. Wir klettern jetzt jedenfalls über die Mauer da drüben.« Er hob Waldo hoch, der gleich anfing zu bellen, dies aber mehr an Jury gerichtet als an die Mauer.
    »Ich habe eine bessere Idee.«
    Malcolm stieß einen spöttischen Ton aus, drehte sich aber neugierig um. »Was?«
    »Ich übernehme Waldos Platz.«
    Das brachte Malcolm abrupt zum Stehen. » Sie? Dass ich nicht lache!«
    »Ich kann natürlich verstehen, dass du dazu keine Lust hast, weil ich viel schneller

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