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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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Whiskey? Einen Tee?«
    Jury wusste, dass die Erwähnung von Tee Wiggins’ volle Aufmerksamkeit wecken würde, also erwiderte er: »Danke, gern einen Tee.«
    Wiggins, der die ganze Zeit trübsinnig dreingeblickt hatte, strahlte. »O ja, gerne.«
    Olivia stand auf. »Ich sage Margaret, sie soll welchen bringen.« Sie ging aus dem Zimmer.
    Roderick sah ihr hinterher.
    Jury sagte: »Ich habe mir dieses Gemälde über dem Kaminsims angesehen. Von wem ist es?«
    »Das? Das ist ein Soutine. Und den Klimt im Eingang – haben Sie den gesehen?«
    »Aber ja. Der ist sehr, sehr schön. Aber auch sehr wertvoll, nicht wahr?«
    Roderick lächelte, die Lippen leicht geschürzt. »Ich wünschte, er wäre es. Es ist aber nicht das Original. Dieses hier auch nicht. Es sind aber erstaunlich gute Kopien.« Beide betrachteten eingehend den Soutine. Sturmumtost wirkte er, mit dem dicken Astwerk der geneigten Bäume im Vordergrund. Hinter ihnen befand sich ein gedrungenes, zinnenbewehrtes Haus. » Schloss Moser. In Österreich, glaube ich.«
    Roderick richtete sich auf und sprach wieder über seinen Sohn. »Superintendent, die Verdächtigungen meiner Frau in Bezug auf Brunner sind völlig unbegründet. Ich glaube, Billy hat der Umgang mit Kurt Brunner eher gutgetan.«
    »In welcher Hinsicht?«
    Roderick verzog das Gesicht und zuckte die Schultern, als ließe sich die Tatsache dadurch abschütteln. »Billy konnte nämlich ein ziemliches Ekel sein.«
    Olivia kam bei dieser Bemerkung gerade wieder herein. »Billy ein ziemliches Ekel ? Jetzt übertreib mal nicht so, Roderick.« An Wiggins gewandt, sagte sie: »Der Tee ist gleich so weit.« Dann kam sie wieder auf ihren Stiefsohn zu sprechen. »Er konnte schon manchmal launisch sein. Normalerweise war Billy aber lammfromm.«
    Wahrscheinlich hatten sie beide recht. Jury wollte später darauf zurückkommen.
    »Sie sagten, Sie fanden Brunners Einfluss problematisch. Auf welchem Gebiet arbeitete er denn, bevor er bei Billy anfing?«
    Olivia zuckte die Achseln. Für sie war das Thema beendet.
    Roderick sagte: »Er war Lehrer. Unterrichtete an einem Internat in München, oder jedenfalls dem deutschen Äquivalent eines Internats.«
    Wiggins, der verstohlen zur Tür geschaut hatte, durch die der Tee erscheinen würde, wurde belohnt, denn schon ertönte das Klappern des Teetabletts, das Margaret hereintrug. Sie stellte es ab. Olivia dankte ihr und machte sich ans Einschenken.
    Jury nahm dankend die Tasse entgegen, zusammen mit der Kombination aus Zucker und Milch, die Olivia schon hineingegeben hatte.
    »Er unterrichtete offenbar europäische Geschichte«, fuhr Roderick fort. »Sein eigentliches Interesse waren aber wohl die russischen Dynastien. Zar Nikolaus, diese Ära. Er war fasziniert von Rasputin.«
    Wiggins sagte: »War Rasputin nicht der, der erschossen, vergiftet und erstochen wurde und immer noch nicht starb?«
    Roderick lachte. »Und noch ein oder zwei weitere Todesarten, Sergeant, wenn ich mich recht erinnere.«
    Jury kam Rasputins Einfluss auf die Zarin Alexandra in den Sinn. »Er unterrichtete an einem Internat?«
    »An einer der internationalen Schulen, die es ja überall gibt. Die Lehrtätigkeit gab er auf, bevor er anfing, für Billy zu arbeiten. Ich glaube, er hat gar kein großes Eigenleben.«
    Kein gesellschaftliches Leben , dachte Jury. Doch da war ein inneres Leben, das dies wettmachen konnte.
    Jury sagte: »Sie haben Kurt Brunner im Verdacht, Mrs. Maples. Was hätte er denn für ein Motiv gehabt, Billy umzubringen?«
    »Billys Vermögen. Das war nämlich beträchtlich.«
    »Sie haben sich aber doch zufällig kennengelernt.«
    »Lieber Gott! Man kann sich doch per Zufall kennenlernen und dann absichtsvoll die Beziehung führen.«
    »Stimmt.« Jury lächelte. »Aber wieso sollte Ihr Stiefsohn Brunner sein Vermögen hinterlassen?«
    »Nun, viele Aspiranten gibt es ja da nicht«, sagte Roderick. »Jedenfalls ist das alles unerheblich, da Billy kein Testament hinterlassen hat.«
    »Dann starb er also ohne Hinterlassung letzter Verfügungen.«
    Roderick nickte. »Wirklich ein Jammer.«
    »Und der Junge da draußen, ist das Ihr Neffe?«
    »Eigentlich Olivias.« Er schien froh, Malcolm von seiner eigenen Ahnentafel zu streichen. »Er ist der Sohn von Olivias Schwester, Julia Mott, die ihn uns aufgeladen hat, um ihren eigenen Interessen frönen zu können: Drogen, Sex und Glücksspiel. Wir haben sie seither nie mehr gesehen.«
    Jury sagte: »Kein besonders frohsinniges Kerlchen, was? Er

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