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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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ein gutes Dutzend Jahre jünger als ihr Ehemann, also auch nicht gerade jung – etwa Anfang bis Mitte vierzig. Ihr Kleid war von einem so dunklen Grün, dass es fast schwarz wirkte. Schwarz als Trauerfarbe, war das Erste, was Jury in den Sinn kam. Das Kleid war so ausgeschnitten, dass es eine Art Drapierung bildete, die mit einer Amethystbrosche an der Schulter befestigt war. Ihr gutes Aussehen wirkte fast einschüchternd.
    »Mrs. Maples.« Jury hatte sich von seinem Sitz erhoben. »Es tut mir furchtbar leid, aber wir sind wegen Ihres Stiefsohns hier.«
    Sie nickte und nahm den Sessel, auf dessen Gegenstück sich Jury nun wieder setzte. »Mein Stiefsohn, er war aber wie ein Sohn für mich.«
    Rodericks Miene suggerierte etwas anderes, doch was?
    Sie klang ehrlich, fand Jury, als sie dies sagte. »Würden Sie sagen, Sie kannten Billy gut?«
    »Besser als Roddy, glaube ich.« Sie warf ihrem Mann ein flüchtiges Lächeln zu, ob als Entschuldigung oder als kleine Stichelei, war schwer zu sagen. Und Jury glaubte ihr keine Sekunde.
    Roderick setzte sich. Offenbar zog er es vor, ihre Antworten in dieser Position über sich ergehen zu lassen.
    Jury fragte sich, ob das Geld, mit dem dieses schöne Zimmer ausgestattet worden war, ihres oder seines war oder gar das der ersten Frau, Billys leiblicher Mutter. Vielleicht hatte Roderick das Glück gehabt, gleich zwei wohlhabende Frauen zu heiraten.
    »Und wie gut heißt das, Madam?«, fragte Wiggins in ziemlich scharfem Ton. Seine Geduld erstreckte sich nicht auf Leute, die ihm oberschlau kommen wollten.
    Ihr Blick glitt von Wiggins ab, ihre Antwort galt Jury. »Ich kannte Billy ziemlich gut.«
    »Wenn das so ist, haben Sie dann einen Einblick in das, was geschehen ist?«
    Sie lehnte sich zurück. »Nein. Da tappe ich genauso im Dunkeln wie Sie alle.« Die Art, in der ihr Blick über den kleinen Kreis von Anwesenden schweifte, deutete darauf hin, dass selbst ihr Unwissen sich noch günstig mit dem der anderen messen konnte. »Ich bezweifle, dass überhaupt jemand weiß, was geschehen ist.«
    »Der Mörder schon.« Wieder Wiggins, ein schiefes Lächeln im Gesicht.
    Jury sagte: »Dann wissen Sie also nicht, ob Billy Feinde hatte?«
    Dies wehrte sie nicht umgehend ab. »Nun, einen oder zwei gab es schon.«
    Roderick schaltete sich ein. »Was redest du da, Olivia? Der Junge hatte doch keine Feinde.«
    »Unsinn, Roddy. Jeder Mensch hat Feinde. Ich denke da an die Frau in London, mit der er eine Zeitlang eine Beziehung hatte. Er hat sich dann von ihr getrennt. Ihr den Laufpass gegeben, könnte man sagen.«
    »Lächerlich«, sagte Roderick. »Die wäre doch wohl kaum in ein Hotel in Clerkenwell gegangen, um ihn zu erschießen. «
    Jury musste innerlich schmunzeln. Ins Ritz vielleicht, ins Brown’s oder Connaught. Nach Mayfair vielleicht, aber doch nicht nach Clerkenwell. Er sagte: »Sagen wir so, Mrs. Maples, das ganze Szenario ist merkwürdig. Er nahm sich ein Zimmer in diesem angesagten Hotel in Clerkenwell, im Zetter. Nach einem Besuch in der Melville Gallery schaute er dann in einem Klub namens Dust vorbei. Dann kehrte er zurück ins Zetter und bestellte sich sein Essen aufs Zimmer. Und Kaffee für zwei Personen, der später gebracht werden sollte. Er erwartete Besuch.«
    Sie fragte: »Hätte es denn nicht sein können, dass er in der Galerie jemanden traf, der sich später zu ihm gesellte, oder in diesem Klub?«
    Roderick sagte: »Aber wieso ging diese Person dann nicht einfach zusammen mit ihm ins Hotel?«
    »Gute Frage. Wer«, wandte sich Jury an Olivia Maples, »war diese zweite Person? Sie sprachen von einem oder zwei möglichen Feinden.«
    Sie zupfte an der Brosche an ihrer Schulter herum, rückte sie zurecht. »Ich dachte da an Kurt Brunner.«
    »Brunner? Seinen Assistenten?«
    »Was auch immer der ist. Oder war. Ich habe dem nie so recht getraut.«
    »Und weshalb, Mrs. Maples?«, erkundigte sich Wiggins.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob er es mit Billy wirklich gut meinte.«
    »Ach, du meine Güte, Olivia. Kurt ist vollkommen in Ordnung.«
    Ärger funkelte in ihren Augen. »Wieso findet ein so weltgewandter Mensch wie Kurt es dann so lohnenswert, einem reichen jungen Mann nach der Pfeife zu tanzen, der noch nie im Leben auch nur einen Tag gearbeitet hat?«
    »Das ist nicht wahr.«
    Olivia schüttelte nachdrücklich den Kopf, ob nun über Rodericks Halsstarrigkeit oder über seinen ewigwunden Punkt, seinen Sohn. Sie wandte sich wieder an Jury. »Möchten Sie etwas trinken?

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