Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen
fuhr, um ihn in seiner Wohnung in der Sloane Street zu besuchen.«
»Worum ging es dabei?«
»Wie bitte?«
»Weshalb wollten Sie ihn sprechen?«, fragte Jury.
Roderick verschränkte die Hände hinter dem Rücken, als wollte er sie am Feuer wärmen, das mittlerweile fast völlig ausgegangen war. »Das hat überhaupt nichts mit seinem Tod zu tun.«
»Vielleicht aber doch. Wenn es wichtig genug war, ihm einen Besuch abzustatten.«
Roderick zuckte zusammen, und seine Miene versteinerte sich noch mehr. »Ihr Polizisten –«
»Eigentlich Kriminalbeamten.«
»– scheint zu meinen, dass man sein Leben vor euch ausbreiten muss wie ein aufgeschlagenes Buch.«
Jury musste über die zutreffende Beschreibung lächeln. »Das kommt ungefähr hin, Mr. Maples. Also, noch einmal, worum ging es, als Sie Ihren Sohn in London aufsuchten?«
»Um sein Treuhandkonto. Billy war furchtbar verschwenderisch mit Geld. Ich wollte wissen, warum.«
»Was war das für ein Treuhandkonto? Ich meine, wer hat es ihm hinterlassen?«
»Seine Mutter, meine erste Frau. Eigentlich gab es zwei. Das andere kam von seinem Großvater.«
»Sir Oswald Maples?«
»Nein, nicht von meinem Vater, von seinem anderen Großvater. Er hieß Ames. James Ames. Seine Frau lebt noch, in Fulham, glaube ich. Oder vielleicht Chelsea.«
»Sie stellten Ihren Sohn also zur Rede. Wie hat er reagiert?«
»Er sagte, es sei sein Geld, und er würde es ausgeben, wie er wollte. Die Jugend hat ja kein Verantwortungsgefühl.«
Wiggins sagte: »Ihr Sohn war Mitte dreißig. Nicht gerade ›Jugend‹, wie Sie sich ausdrücken.«
Roderick legte die Finger aneinander und betrachtete sie mit Leidensmiene.
Jury sagte: »Ich habe gehört, Ihr Sohn hat große Geldsummen ausgegeben, um Künstlern zu helfen. Seinen Freunden, der Kunstgalerie, die er unterstützte. Er war, wie ich erfahren habe, sehr großzügig.«
»Er war sprunghaft, das weiß ich.« Roderick ging zu dem Silbertablett hinüber, auf dem der Sodasiphon stand, und spritzte noch etwas Sodawasser in sein Glas.
»Inwiefern, Sir?«, fragte Wiggins.
»Nun, er war launisch. Hier bei uns war er selten. Um ehrlich zu sein, wir haben uns nicht besonders gut vertragen. Das sagte ich ja bereits, nicht? Aber offenbar mochte er seinen Großvater. Er wohnt in Chelsea.«
Jury sagte: »Ich kenne ihn, Sir Oswald Maples.«
Roderick sah Jury überrascht an. »Sie kennen meinen Vater? Heißt das, Sie haben schon mit ihm gesprochen?«
»Ja, ich meinte aber, ich kannte ihn schon vor dem allem. Er hat mir sehr geholfen in einem Fall, an dem ich letztes Jahr gearbeitet habe. Er war in Bletchley Park, wie Sie natürlich wissen. Er muss ja über einen erstklassigen Verstand verfügen, wenn er in diese ganze Decodierungssache involviert war.«
»Ja. Ja, Dad ist schon recht brillant.«
Dies sagte er eigentlich voller Zuneigung, was Jury überraschte.
»Er war es auch, der mich gebeten hatte, im Mordfall Ihres Sohnes zu ermitteln. Die anderen Beamten, die hier waren, sind von der Polizei in Islington.«
»Ja. Die Leitung hat eine Frau. Ziemlich aggressiv, fand ich, aber äußerst scharfsinnig. Ich glaube, sie konnte meine Gedanken lesen.«
Du hast ja keine Ahnung. Jury räusperte sich.
Roderick lachte kurz und hörte dann abrupt auf. »Nicht gerade sehr beruhigend, ich meine, wenn man mit der Polizei spricht.« Er lachte erneut.
Nun war er Jury schon etwas sympathischer.
Während dieses Wortwechsels hatte Roderick mit dem Rücken zum Kamin gestanden. »Ich glaube, Dad kannte Billy besser als ich.«
Jury konnte einen unterschwelligen Ton des Bedauerns heraushören, ja der Traurigkeit. »Er sagte, Billy sei ihn oft besuchen gekommen.«
»Ja, öfter als ich jedenfalls. Ich war in der Hinsicht sehr nachlässig. Ich könnte mir vorstellen, falls jemand etwas wusste, dann mein Vater.«
»Ich glaube nicht, dass er mehr weiß als Sie, Mr. Maples.« Jury war sich nicht ganz sicher, weshalb er das sagte. Vielleicht war es ein Versuch des Trostes, da Eltern doch auf keinen Fall glauben wollen, sie seien die Letzten, die wüssten, was im Leben ihres Kindes vor sich geht. »Wir hofften, auch mit Mrs. Maples sprechen zu können. Ist sie denn im Hause?«
»Oben. Es war alles schwer zu ertragen für sie.«
Da er keine Anstalten machte, sie zu holen, sagte Jury: »Könnten wir sie sprechen? Es ist wichtig.«
Roderick sah Jury zerstreut an und sagte: »Ah, ah ja. Ich sage ihr, sie soll herunterkommen.«
Die Frau, die das Zimmer betrat, war
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