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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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wohl gedacht hat, bevor er es tötete. Er richtet sich an das Kaninchen: Du hast wohl gedacht, alles wird gut, ›wenn du nur stillhalten könntest und warten‹. Das geht wirklich unter die Haut.«
    »›Wenn du nur stillhalten könntest und warten.‹ Ja. Machen wir das nicht auch? Hoffen, dass die Gefahr, wenn wir nicht viel Lärm machen, vielleicht an uns vorübergeht? Jedenfalls war Mrs. Jessup bestimmt nicht sehr angetan von Ihrem Kommentar über den möglicherweise toxischen Effekt ihrer Küche oder deren möglicherweise tödliches Resultat.« Jury lachte. »Ich kann es ihr nicht mal verdenken. Wie heißt noch mal diese Krankheit?«
    »Myxomatose.«
    Die kleine Standuhr schlug die Stunde. Jury stellte überrascht fest, dass er weit über eine Stunde hier gewesen war. Um drei sollte er bei Sir Oswald sein.
    Diese Frage war jedoch interessant: »Mrs. Ames, haben Sie sich je gefragt, was Billys Stimmungsschwankungen bewirkt hat? Es muss der Grund dafür gewesen sein, dass andere Leute ihn so unterschiedlich einschätzten. Manche fanden ihn locker und lässig, ja sogar lieb, andere fanden ihn aufbrausend, ›bei ihm brennen leicht die Sicherungen durch‹, so hat jemand es einmal ausgedrückt.«
    »Nein, woher es kam, habe ich mich nicht gefragt. Ich wusste, woher es kam. Billy war manisch-depressiv.« Sie schenkte Tee nach.
    Jury war erstaunt, dass sie es so unverblümt aussprach.
    Sie fuhr fort: »Aber Roderick ist einfach zu stolz zuzugeben, dass da eine Geisteskrankheit vorlag.«
    »Haben Sie denn zu Billy selbst etwas gesagt?«
    »O ja. Aber das ist, wie wenn man mit einem Alkoholiker redet, oder? Der würde als Letzter zugeben, dass er ein Problem hat. Ich bat Billy, doch zumindest etwas dagegen einzunehmen. Es gibt Psychiater, die einem ein Medikament verschreiben, ohne dass man zwei oder drei Mal die Woche zu Therapiesitzungen erscheinen muss. Aber er wollte nicht, was eigentlich zu erwarten war, denn er wollte ja auch nicht zugeben, dass überhaupt etwas nicht mit ihm stimmte. Ich sagte ihm, diese Krankheit kursierte in der Familie, aber das nützte wenig.«
    Jury runzelte die Stirn. Er erinnerte sich, dass Roderick über seine erste Frau gesagt hatte, sie sei launisch und aufbrausend gewesen. »Meinen Sie Mary?«
    »Mary? O nein, ich meine mich.«
    Jury fiel buchstäblich die Kinnlade herunter. »Sie?«
    Sie lachte. Es war ein süßes, silberhelles Lachen. »Da bin ich ja froh, dass Sie so erstaunt sind. Jawohl, ich bin in dem Stück der Bösewicht. Meine eigene Mutter war immer mal wieder in der Anstalt, als es dort noch schlimmer zuging als heute. Und ich, ich hatte mehr Glück. Mein Vater fand einen ausgezeichneten Arzt, der sich mit manisch-depressivem Verhalten und dessen Behandlung auskannte, lange bevor man anfing, die Krankheit als bipolare Störung zu bezeichnen.«
    »Wann bekamen Sie diese Behandlung? Wie alt waren Sie?«
    »Etwa zwanzig. Aber bis dahin … ich würde mich schämen, manches zuzugeben, was ich damals gemacht habe. Während des Krieges war ich … nun, ich war ein ziemlicher Feger. Ohne jede Rücksicht auf andere. Ich muss sagen, viel schlimmer als Billy.«
    Er sah sie nur an und versuchte, sich ihre wilden Zeiten vorzustellen, doch es gelang ihm nicht. »Hätte es also sein können, dass Billy jemanden in Rage gebracht hat?«
    »Falls er im depressiven Zustand so war wie ich, könnte es durchaus sein. Wenn Sie mich also fragen, ob er Feinde hatte, kann ich nur sagen, wundern würde es mich nicht. Der Gedanke ist mir nicht angenehm, aber möglich ist es.«
    Jury musterte sie schweigend und trank seinen Tee.

32
    Jury saß im sanften Licht einer Spätnachmittagssonne in dem kleinen Remisenhaus nicht weit vom Cadogan Square. Sir Oswald Maples hatte ihm selbst aufgemacht. Es sei, hatte er gesagt, einer seiner besseren Tage.
    Jury erzählte ihm von seinem Besuch bei Rose Ames.
    Oswald lachte. »Rose ist eine Kategorie für sich. Billy schwul? Hat sie Ihnen das erzählt?«
    »Ich habe sie gefragt.«
    Oswald schien verwirrt. »Wie kommen Sie denn darauf? Da irren Sie sich sicher. Oder aber sie.«
    »Sie hielt es für möglich, das ist alles. Dass Angela Riffley eine Tarnung war, bewusst oder unbewusst –«
    »Mir ist noch nie jemand begegnet, der alles bis ins Kleinste analysiert wie Rose.«
    Jury lächelte. »Nein? Was ist mit Ihrer alten Arbeitsstelle, der Codierungs- und Entschlüsselungsabteilung? Und mit Ihren Codeknackern? Sie wollen mir doch nicht weismachen, es handelte sich

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