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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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beiden. ‹Komm zum Spielhaus … es geht um Leben und Tod.› So was in der Art. In das Häuschen kann ja jeder. Und es ist von der Kneipe abgeschirmt. Es gab ein Dutzend Wege, die MacBride dahin zu kriegen.»
    «Aber wie kriegte man sie in die Bude? Nur wenn sie reinging, konnte es wie ein Unfall aussehen.»
    «Wenn man sie davon überzeugen konnte, daß die Person, die sie treffen wollte, schon drin war oder zu einer festgesetzten Zeit kommen würde, würde sie vielleicht hineingehen.»
    «Sie meinen, der Killer wartet, schließt die Tür. Und geht weg.»
    «Vielleicht. Nachdem er den Türknauf innen entfernt und die Birne aus der Lampe genommen hat.»
    Polly zitterte. «Clever, aber mein Gott, so was zu machen. Baklava», fügte sie hinzu.
    «Was?»
    «Mein Nachtisch. Und Kaffee.» Ohne Pause redete sie weiter. «Der Punkt ist, in beiden Fällen macht sich der Mörder die Schwachstellen der Opfer zunutze. Einmal ist es das Herz, das andere Mal sind es geschlossene Räume. Der Killer muß keine Waffe anfassen, so daß es außer Fußabdrücken in der Erde natürlich auch keine Spuren gibt.»
    «Sie lesen zu viele von Ihren eigenen Krimis. Ich bezweifle, daß diese Person so dumm war, derartige Spuren zu hinterlassen», sagte Plant.
    Polly sah ihn giftig an. «Ich hinterlasse nie Fußabdrücke in der Erde.»
    «Und was ist mit den Tieren – die Katze der Potter-Schwestern und dem anderen Hund?» fragte Plant.
    «Falsche Fährten, vielleicht. Um die Aufmerksamkeit von Una Quicks Hund abzulenken. Ich wäre gar nicht überrascht, wenn der Mörder wirklich gedacht hat, der Tod des Terriers würde ihr den Garaus machen.»
    «Ulkig. Wenn ich hinter Tieren her wäre, würde ich in dem Tierasyl von Carrie Fleet zuschlagen.»
    Jury lächelte. «Bei Carrie Fleet würde ich zuallerletzt zuschlagen.» Er nahm den Brief von Brindle aus der Tasche. «Was halten Sie hiervon?»
    Sie lasen ihn beide. Polly schüttelte den Kopf. «Mehr Geld?»
    Plant schielte über seine Goldrandbrille hinweg und sagte: «Was ist das für eine ‹Anlage›?»
    «Das frage ich mich auch.»
    «Etwas fehlt in dem Umschlag», sagte Plant.
    «Es ist wohl eher rausgenommen worden.» Jury steckte den Brief wieder in die Tasche. «Ich fahre morgen nach London. Würden Sie wohl mein Zimmer im ‹Haus Diana› übernehmen, Melrose?»
    «Ihr Zimmer? Warum?»
    «Weil ich möchte, daß Sie Sebastian Grimsdale im Auge behalten und Donaldson und die Crowley, die ganze Bande. Wiggins ist da, aber zwei Leute wären mir lieber. Ich meine, drei», sagte er zu Polly gewandt. «Erzählen Sie Grimsdale von Ihren Hirschjagden.»
    «Ich und einen Hirsch jagen ? Ich weiß ja noch nicht mal, wie ein Hirsch aussieht.»
    Da sagte Polly, die gerade die Reste ihrer Baklava verspeiste: «Lügen Sie. Das können Sie doch gut.»
    «Dann reden Sie mit ihm über die Fuchsjagd. Im Rackmoor saßen Sie hoch zu Pferde. Erinnern Sie sich?»
    «Und ob. Kalter Toast und Haferschleim sind nun mal mein Lebensschicksal.»
     
    Nicht das Hausmädchen öffnete ihm auf «La Notre» die Tür, sondern Gillian Kendall. «Oh!» Sie wich zurück.
    «Tut mir leid. Ich weiß, es ist spät.»
    Gillian lächelte. «Für uns nicht. Wir sind eh Nachtmenschen. Aber die Baronin ist weg.»
    «Zu dieser Zeit? Wo ist sie denn? Im Kino in Selby?»
    Gillian sah etwas dämlich drein, unterdrückte ein Grinsen und sagte: «Das war doch nur ein Witz. Ich meine, sie ist weggetreten. Tut mir leid.»
    «Warum? Ich bin ohnehin Ihretwegen gekommen. Hab ich zur Abwechslung ja mal Glück.»
    Reichlich nervös hantierte sie an den Knöpfen ihres Kleides. Als sie sah, daß Jury sie beobachtete, ließ sie die Hand fallen und errötete.
    Er lachte. «Ich bin nicht gekommen, um Sie einzubuchten. Sie sehen ja ganz erleichtert aus. Der Schuldige, er fliehet, wenn niemand ihn verfolgt. Was haben Sie verbrochen?»
    «Kommen Sie herein, und ich gestehe alles.»
    Jury stand im multinationalen Korridor und sagte: «Ich würde lieber einen Spaziergang machen. Der Abend ist so schön, und morgen früh fahre ich nach London.»
    «Sehr gern. Sie haben dabei aber nicht an das verrückte Labyrinth gedacht, oder?»
    «Doch.» Er grinste. «Nachts ist es doch gewiß interessanter als am Tage. Vielleicht schaffe ich es dann nie mehr nach London.»
    Sie nahm eine Wollstola vom Haken und sagte: «Ich bezweifle, daß irgendwas Sie von der Arbeit abhalten kann.»
     
    Der Baron hatte in seinem runden Irrgarten halbverborgen Lämpchen aufstellen

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