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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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kokettieren. Sie sah ihn bloß an und sagte: «Mag sein, aber ich bin nicht Ihre Freundin, also stöbern Sie aus anderen Gründen hier herum. Una Quick war eine alberne Gans, die die Poststelle leitete, obwohl sie ein besonderes Vergnügen an der Post anderer Leute fand.»
    «Wollen Sie damit andeuten, daß sie die Post der Dorfbewohner las?»
    «Nein, ich will es bestätigen.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Weil ich mir selbst einen Brief aus London geschickt habe. Und weil Una meine Handschrift kannte, habe ich ihn von jemand anderem schreiben lassen und die zweite Seite verkehrt herum hineingelegt. Beim Lesen mußte sie diese Seite natürlich umdrehen. Und sie hat sie nicht richtig herum wieder in den Umschlag gesteckt.»
    «Das ist sehr interessant. Bisher hatte ich natürlich einen anderen Eindruck von Miss Quick.»
    «Weil die meisten Leute in Ashdown Idioten sind. Möchten Sie Tee?»
    Sie hob eine silberne Kanne hoch, deren Inhalt mittlerweile längst kalt sein mußte. Jury lehnte ab, und sie langte hinter die Chaiselongue. «Gin?»
    «Klingt schon besser», sagte er, obwohl er eigentlich gar keinen Gin wollte.
    «Na, das ist doch ein Wort.» Sie goß den Gin in eine Teetasse. «Hab immer gewußt, daß das ganze Gesums, daß Polizisten im Dienst nicht trinken, Quatsch ist. Wie zum Teufel würden Sie in Ihrem Gewerbe ohne Alkohol einen Arbeitstag überstehen? Hier.»
    Jury nahm die Tasse aus ihrer beringten Hand. Er war überrascht, denn sie brachte ihm so etwas wie Mitgefühl entgegen, womit sie sonst sicher nicht sehr freigebig war. Während sie sich eine Zigarette in eine lange, ebenfalls paillettenbesetzte Zigarettenspitze stopfte, erzählte sie weiter. «Und jetzt diese MacBride.»
    Der Gin brannte Jury in der Kehle. «Und woher wissen Sie das? Ihre Leiche wurde doch erst vor ein paar Stunden entdeckt.»
    Sie hob ihr Glas und zog die Augenbrauen hoch. «Ach Gott, in ein paar Stunden verbreiten sich die Skandälchen von Ashdown Dean einmal bis Liverpool und zurück. Meine Heimatstadt. Ist Ihnen vermutlich aufgefallen, daß ich keine Französin bin. Wie dem auch sei, Carrie Fleet hat es mir erzählt.»
    «Carrie Fleet?»
    «Mein Mündel. Mehr oder weniger. Neahle Meara kam vor einer Stunde angerannt. Sie hat Carrie alles erzählt. Obwohl ich bezweifle, daß sie viel von dem versteht, was sie sagt. Ich bin mir immer noch nicht ganz schlüssig, ob die MacBride mit unserem Constable geschlafen hat oder mit dem schmierigen Obermeutenführer Donaldson. Oder mit beiden.» Sie prostete ihm zu.
    Jury schüttelte den Kopf. «Warum erzählen Sie mir dann nicht, was Sie wissen?»
    Nachdem sie sich noch ein Schlückchen eingegossen hatte, schraubte sie den Verschluß wieder auf die Flasche und blickte durch die Rauchkringel zur Decke. «Gut, dann versuche ich, mich auf das Wesentliche zu beschränken. Sonst sitzen Sie den ganzen Tag hier. Das über Una und die Post habe ich Ihnen schon gesagt. Und diese scharfe Braut MacBride. Wenn jemand sie umgebracht hat, dann bestimmt nicht John. Ich glaube, er hat sie wirklich geliebt – Pech für ihn. Ich selbst habe aus Liebe geheiratet. In meinem Leben gab es nur Baron Reginald. Hätten Sie sich allerdings zwanzig Jahre früher blicken lassen, wäre vielleicht alles anders gekommen. Sie quellen ja über vor Charme, was?»
    Jury lächelte. «Ich bin doch noch gar nicht lange hier.»
    «Quatschen Sie keine Opern.» Sie seufzte. «Charme sieht man im Bruchteil einer Sekunde, wie eine Sternschnuppe.»
    «Danke für die Blumen. Fahren Sie fort.»
    «Gut. Amanda Crowley ist hinter Sebastian Grimsdale her, obwohl ich mir vorstellen könnte, daß er lieber mit einem Pferd schlafen würde als mit ihr. Ich hoffe, Sie halten unseren Constable Pasco nicht für dumm oder faul. Das ist alles nur Schau. Farnsworth allerdings ist beides, was nicht heißt, daß er nicht imstande wäre, das ganze Dorf zu ermorden. Paul Fleming, unser Tierarzt, ist außerordentlich klug, gutaussehend und ledig – meine Sekretärin ist verliebt in ihn. Sie heißt Gillian Kendall. Wahrscheinlich haben Sie die Namen dieser Leute schon gehört, sie vielleicht sogar schon kennengelernt. Was mich betrifft, ich bleibe lieber hier hinter den Zinnen, in königlicher Pracht, und überlasse diese Spielereien den anderen. Gelegentlich lade ich ein paar der Idioten hierher ein. Und nenne es dann Salon. Was es bedeutet, weiß ich nicht, aber Grimsdale und Madame Crowley scheinen zu glauben, ich schwimme in Geld. Und es

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