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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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«Warum ist sie aber überhaupt hier gewesen, Pasco? Wie gut haben Sie sie gekannt?»
    «So gut oder schlecht wie alle anderen auch, würde ich sagen», sagte Pasco betont ruhig, aber Jury bemerkte, daß er rot wurde. «Ich weiß nicht, warum sie hier unten gewesen ist.»
     
    Nachdem der Pathologe aus Selby die Leiche untersucht hatte und sie in eine Plastikhülle gesteckt worden war, nannte er Herzversagen als Todesursache.
    «Wie bei Una Quick.»
    «So wie es aussieht, herbeigeführt durch Todesangst», sagte der Pathologe. «Wenn sie, wie Sie sagen, Klaustrophobie hatte …»
    Detective Inspector Russell von der Kripo in Selby schüttelte den Kopf. «Verflucht!» Er sah Jury gequält an – weil er Scotland Yard hier hatte oder weil es in dem winzigen Dorf schon wieder einen Todesfall gab, wer weiß. «Was zum Teufel wollte die Frau hier?»
    «Wissen wir nicht. Was dagegen, daß ich hier bin? Eine Freundin von mir hat Una Quieks Leiche gefunden.»
    Inspector Russell schien nichts dagegen zu haben; er sah sogar erleichtert aus. Wenn Scotland Yard Leichen aus Selby-Ashdown wollte, bitte schön. «Ich mach das mit dem Chief Constable klar. Die Tür da –» Wieder schüttelte er den Kopf. «Der Knauf ist einfach abgegangen?»
    «Vielleicht.»
    Russell nahm sein Taschentuch und versuchte, den Metallstift herumzudrehen. Er war alt und verrostet und gab nicht nach. «Mit dem Türknauf konnte sie die Tür aber nicht mehr öffnen.» Das Metall teil im Porzellan war kaputt, es hielt nicht mehr auf dem Stift.
    «Gehn wir und reden mit MacBride. Weiß er es schon?»
    «Ich war so frei, ihn von dem Unfall in Kenntnis zu setzen», sagte Melrose. «In einem Wort: Ja.»
    «Hätten Sie was dagegen, wenn mein Sergeant mitkommt?» fragte Jury, der sich noch einmal in dem Häuschen umsah und besonders Stuhl und Lampe in Augenschein nahm. «Und Mr. Plant?»
    «Ihr Sergeant, ja. Und Pasco.» Russell sah Melrose schief an. «Ich sehe aber nicht ein, wieso –»
    «Er hat die Leiche gefunden», sagte Jury.
    «Gut. Was ist mit Ihnen?» Eine leise Anspielung darauf, daß Scotland Yard die Drecksarbeit der Polizei von Hampshire überließ.
    «Ich würde gern mit dem Mädchen reden – wie heißt sie?» fragte er Pasco.
    «Neahle Meara.»
    «Bitten Sie sie hierherzukommen.» Auf Plants Blick hin sagte Jury: «Nein, ich zeige ihr nicht die Tür von innen. Ich will nur allein mit ihr reden. Und sagen Sie ihr, sie soll ihr Kätzchen und einen Dosenöffner mitbringen.» Er grinste.
     
    Sie stand im Türrahmen, einen grauen Tuchmantel fest um sich geschlungen, und trug in der Hand so etwas wie eine Schultasche.
    Jury war überrascht von dem schwarzen Haar und den tiefblauen, wenn auch tränenverschmierten und verängstigten Augen. Obwohl er wußte, daß Neahle nicht MacBrides Tochter war, hatte er eher ein farbloses kleines Mädchen erwartet. Aber dieses kleine Mädchen war alles andere als farblos; es war bildschön.
    «Hallo, Neahle», sagte er. «Ist das Kätzchen in der Büchertasche?»
    Wortlos nickte sie und kaute an den Lippen. Dann kam sie herein und sagte mit allem Trotz, den sie aufbringen konnte: «Sie dürfen ihn nicht mitnehmen. Er hat nichts getan.»
    «Meine Güte, wie kommst du darauf, daß ich deinen Kater mitnehmen will? Ich habe nur gedacht, daß du ihm vielleicht jetzt gern sein Frühstück servieren würdest.»
    «Mittagessen. Zum Frühstück hat er schon Käse und Milch bekommen.»
    «Dann eben Mittagessen.» Jury lächelte. Es war, als wären sie nur hier, um die Eßgewohnheiten des Kätzchens zu diskutieren. Es steckte seinen schwarzen Kopf aus der Tasche und blinzelte.
    Neahle zog es ganz heraus und setzte es auf den Boden, ging aber nicht zu dem Katzenfutter. «Ich hab das mit Sally gehört – Tante Sally.»
    Daß sie sie nicht «Tante» nennen wollte, war klar. Und daß sie nicht gerade bedauerte, daß diese MacBride tot war, war ebenso klar.
    Was unglücklicherweise dazu führen konnte, daß plötzlich ein schlimmer Verdacht auf sie fiel.
    Sie saß auf einem Kinderstuhl und kratzte an der abblätternden blauen Farbe. «Wirklich schrecklich.» Er wußte, daß sie ihn nicht ansah, weil sie nicht weinen konnte.
    «Ja. Ich habe gedacht, du könntest uns helfen.»
    Da blickte sie interessiert auf. «Ich hab den Dosenöffner.» Sie sagte es, als ob mit dem Kitekat alles wieder gut würde.
    «Wirf mal rüber.» Jury zog eine Dose aus dem Sack und öffnete sie. Dann stellte er sie dem Kätzchen hin, das sich aber offenbar

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