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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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den Käfig. «Du kannst rauskommen.» Aber der Vogel blieb sitzen, weswegen sie den Käfig wieder schloß. «Er mag keine Fremden. Wegen dem Gewehr werden Sie was unternehmen, oder?»
    Jury lächelte. «Wenn die Baronin einen Jagdaufseher braucht, steht ihr ja wohl einer zu. Meine Angelegenheit ist es sowieso nicht.»
    Darauf erwiderte sie nur: «Ich kann mit dem Gewehr umgehen. Der Baron ist gern zur Jagd gegangen und hat hier auf dem Gelände immer Schießübungen veranstaltet. Wahrscheinlich hat er ein paar Statuen den Arm abgeschossen.» Sie setzte Blackstone und die Maus wieder in den Käfig.
    «Wo hast du schießen gelernt?»
    «Ich hab’s mir selbst beigebracht. Und die Baronin geht furchtbar gern in Clint-Eastwood-Filme. Mir gefällt, wie er die Knarre in beiden Händen hält.» Nachdenklich schwieg sie und kaute an einem Mundwinkel. «Sieht gut aus, der Clint Eastwood. Die Baronin behauptet, der Baron hätte ihm ähnlich gesehen», sagte sie und redete rasch weiter, damit er nicht merkte, daß sie womöglich etwas Schmeichelhaftes über einen Polizisten sagte. «Aber ich habe genug Bilder vom Baron gesehen und weiß, was da dran ist.»
    «Tust du mir einen Gefallen und setzt dich mit mir auf die Bank da?» Jury deutete nach draußen.
    «Wenn ich fertig bin», antwortete sie.
    Innerlich lächelte Jury. Es war, als versuchte man, einen der Monolithen in Stonehenge zu versetzen. Er beobachtete, wie sie in dem diffusen Licht, das dünne Streifen Grün auf die Wände der Laube und ihr Gesicht warf, ihre Tiere fütterte. Die Zeile eines Gedichts ging ihm durch den Kopf: Ein grünes Mädchen in einem grünen Schatten . Das traf genau auf Carrie zu, die es natürlich gehaßt hätte, mit einer hübschen Gestalt in einer alten Romanze verglichen zu werden.

18
    A LS SIE ENDLICH AUF DER STEINERNEN B ANK saßen, der Hund Bingo lag darunter, nahm Jury seine Zigaretten heraus.
    «Wollen Sie rauchen?»
    «Hast du was dagegen?»
    «Meine Lungen sind’s nicht.»
    Schweigen. Jury rauchte und Carrie Fleet dachte nach. Schließlich sagte sie: «Für einen Polizisten reden Sie nicht viel.»
    «Du für eine Fünfzehnjährige auch nicht.»
    «Reden ist ein nervöser Tic.»
    Jury lächelte. «Stört es dich, wenn ich dir ein paar Fragen stelle?»
    «Nein. Ich bin an die Polizei gewöhnt.»
    «Ach so, weil du dich ein-, zweimal mit Constable Pasco unterhalten hast.»
    Sie senkte den Kopf und zählte mit den Fingern: «Acht. Obwohl er hundertacht draus macht.»
    «Soviel Ärger gibt’s?»
    Sie sah zu dem eisblauen, eiskalten Himmel hoch. «Für mich nicht.»
    «Für Pasco schon.»
    Dazu sagte Carrie nichts.
    «Du hast Una Quick und ihren Hund gekannt. Und anscheinend alle anderen Hunde und Katzen auch. Was, glaubst du, ist passiert?»
    «Unfälle waren es nicht.»
    «Warum nicht?»
    Sie bohrte die Spitzen ihrer Turnschuhe in die Erde. «Zwei Hunde und eine Katze. Und zwei Menschen. Ganz schön viele Unfälle für eine Woche.»
    Die Katze und die Hunde hatte sie natürlich zuerst genannt. «Irgendeinen Verdacht?»
    «Vielleicht.»
    «Was dagegen, mir davon zu erzählen?»
    «Vielleicht.»
    Jury besah seine Kippe und lächelte. «Ich würde lieber die Königin befragen.»
    Ihre blauen Augen wurden groß. «Haben Sie die schon mal befragt? Was hat sie gemacht?»
    «Nichts.» Er lachte.
    Langsam erwachte das Interesse an Scotland Yard. Sie holte tief Luft und drehte sich weg. Jury warf einen Blick auf ihr Profil – vollkommen, aber das wußte sie nicht. Das Kind in ihr war plötzlich aufgetaucht und versteckte sich wieder.
    «Also, da es sich hier um Tiere handelt, glaube ich, daß du dir doch ein paar Gedanken gemacht hast. Weil dir Tiere wichtig sind.»
    Sie stocherte immer noch in der Erde herum. «Vielleicht.»
    Diesmal blieb ihr das Wort beinah im Halse stecken, nur mit Mühe brachte sie es heraus. Sie drehte sich wieder zu ihm. «Es ist jemand aus dem Dorf.»
    Überrascht hielt Jury, der gerade seine Zigarette austreten wollte, inne. «Wie kommst du darauf?»
    Haßerfüllt stieß sie hervor: «Weil ich nicht glaube, daß jemand aus London kommen würde, um die Katze der Potters oder Una Quicks Hund zu vergiften. Und wenn ich herausfinde, wer –» Ihr Ton war wild entschlossen.
    «Dann solltest du das doch der Polizei erzählen.»
    Sie sah ihn bloß an. Hoffnungslos.
    «Hast du denn eine Liste mit Verdächtigen?»
    «Haben Sie keine?»
    Jury zog sein Notizbuch heraus. «Ich bin ja noch nicht so lange hier wie du. Ich bin erst

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