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Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Freundin, sie soll anrufen und einen Termin ausmachen. Aber sie kann auch einfach vorbeikommen, obwohl in der Regel ziemlich viel Betrieb ist.» Andrew schrieb etwas auf die Rückseite einer Starrdust-Karte und reichte sie Jury. «Wir haben hier noch eine andere Nummer. Eine Geheimnummer. Das Geschäftstelefon ist an manchen Tagen andauernd besetzt. Eigentlich haben wir heute geschlossen. Wir haben die Tür nur für Sie und Ihren Sergeant offen gelassen.»
    «Fein, ich sammle jetzt nur noch meinen Sergeant ein und verschwinde.» Er rief Wiggins, der sich unglücklich vom Spiegel losriß und vom Gekicher der Mädchen begleitet zum Ladentisch zurückkehrte. Die Starrdust-Zwillinge fingen an, den Spiegel zu putzen.
    «Ihr Laden gefällt mir, Mr. Starr. Für die Kinder muß das ein wahres Paradies sein mit all den Lichtern und Sternen und dem kleinen Haus da hinten.» Wiggins nickte in Richtung Horror-Raum.
    «Ja, das stimmt. Waren Sie noch nicht drinnen, Sergeant?» Andrew warf Jury ein kleines Lächeln zu, als Wiggins zögernd zum Haus hinübersah.
    «Führen Sie ihn nicht in Versuchung. Und nochmals vielen Dank.»
    «Keine Ursache. Ich habe gar nicht das Gefühl, verhört worden zu sein.» Er lächelte.
    «Vielleicht kommt noch mal jemand vorbei, um ein paar Fragen zu stellen. Die Polizei von Devon hat Interesse an diesem Fall. Möglicherweise» – Jury lächelte – «haben Sie dann ja das Gefühl, von der Polizei verhört worden zu sein.»
    «Da bin ich aber gespannt. Wiedersehen, Superintendent, Sergeant.» Sie schüttelten sich die Hände, und die Starrdust-Zwillinge sahen ihnen dabei zu. Eine winkte von der Leiter herab mit dem Staubtuch.
     
    Auf dem Bürgersteig blinzelte Jury. «Netter Kerl, netter Laden.»
    «Wissen Sie, Sir, dieses ganze Gehampel mit dem Spiegel – hoffentlich denken Sie jetzt nicht, ich wollte nur rumalbern.»
    «Nein, natürlich nicht. Und wenn schon, wir brauchen alle hin und wieder mal ein bißchen Spaß.»
    Sie steuerten die U-Bahnstation Covent Garden an.
    «In Wirklichkeit habe ich den Mädchen ein paar diskrete Fragen gestellt.»
    «Oh? Und haben Sie etwas herausgefunden?» Jury blickte beiseite und lächelte.
    Wiggins marschierte tief in Gedanken versunken neben ihm her. Um sich auf die Sprünge zu helfen, zog er sein Röhrchen mit Pastillen hervor. «Eigentlich wußten sie nichts Besonderes, Sir. Aber sie haben mich zum Tee und auf einen Schwatz bei sich nach Hause eingeladen. Hier, brauchen Sie ihre Adresse?»
    «Heben Sie sie auf, Wiggins. Man weiß ja nie. Die U-Bahnstation.» Sie blickten hinauf zu dem blauroten Schild. «Es wird sicherlich hübsch, wenn es endlich mal fertig ist.» Er nickte zu den Gerüsten hoch. «Wird mit so einem Gartenmotiv verziert. Na ja, ist ja schließlich Covent Garden.»
    «Stimmt. In den nächsten fünf Tagen werden wir nicht mehr allzu viele Gärten zu sehen bekommen. Ich möchte mich mit Marrs Freund Paul Swann unterhalten. Deshalb denke ich gerade, wir fahren morgen früh einfach nach Brighton.»
    Für einen Londoner Markt mochten es die Pillen vielleicht tun. Als er jedoch Brighton hörte, direkt an der Küste gelegen, mußte Wiggins sein Taschentuch zücken. «Brighton, Sir.» Er schneuzte sich die Nase, und obwohl er noch keinen Blick auf die kalte See werfen und die Nase nicht in die kalte Seeluft stecken mußte, sah er aus, als brüte er einen See-Virus aus. «Das ist ja direkt am Meer, Sir.»
    «Ich weiß.» Jury fiel plötzlich auf, daß Wiggins im Starrdust kein einziges Mal Nasentropfen, Taschentuch oder Pastillen gebraucht hatte. Jury starrte in den Himmel, der hart wie Beton war. «Schlimm, wenn man wieder auf dem Boden der Wirklichkeit landet, was?»

20
    K ATE BLICKTE HINAUF ZUR hohen, riesigen Kuppel, zum Drachen mit den silbernen Flügeln, dem Stern aus Spiegelglas, den Blumenornamenten und den Edelsteinschnüren, an denen der großartige Kronleuchter hing, und fragte sich, wie es wohl gewesen sein mußte, wenn der Saal festlich erleuchtet war. Ein durch den Glanz von Diamanten hervorgezauberter künstlicher Tag.
    Kate, die hinter der roten Samtkordel stand, war inzwischen die einzige Besucherin. Von dem halben Dutzend anderen, die vorher noch herumgewandert waren, war nichts mehr zu sehen. Der Wärter am Ende der Festtafel wirkte gelangweilt, wollte wahrscheinlich nur noch nach Hause. Die vergoldeten Schlangen und silbernen Drachen und Edelsteine konnten ihn schon lange nicht mehr beeindrucken. Vielleicht betrachtete er das

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