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Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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gar nicht wie Polizisten aus …»
    Jury lächelte, als sie verstummte. Wiggins sah wahrscheinlich nach nichts aus außer nach einem Sterngucker. Er war immer noch dabei. «Meinen Sie Andrew Starr? Mein Sergeant hat schon mit ihm gesprochen.»
    «Richtig, mit Andrew. Wir holen ihn rasch.» Die Starrdust-Zwillinge taten offensichtlich alles zu zweit. Erneut hörte man ein Kichern, doch diesmal kam es nicht von den Mädchen. «Das sind wieder die Kinder, Meg», sagte die eine. «Oh, Andy hat nichts dagegen», erwiderte die andere. Ob oder nicht, sie scheuchten jedenfalls die Kinder aus dem angemalten Haus. Die drückten sich noch ein wenig herum, sahen sich um, faßten aber nichts an, kamen schließlich heran und blickten mit offenen Mündern und Zahnlücken zu Jury auf, der nicht so recht wußte, für wen sie ihn hielten. Um jedoch kein Risiko einzugehen, blechte er ein Zehnpencestück auf den Ladentisch und nahm drei Gummibärchen aus der Glasschüssel.
    Sie sahen sich an, lächelten scheu und zogen dann ab. Schön war’s wieder im Starrdust.
     
    Andrew Starr sah gerade noch ihre Rockschöße, als er hereinkam. Er blickte ihnen nach, wie sie draußen vor der Scheibe auf den Spielzeug-Merlin starrten. Er schüttelte den Kopf. «Sie kommen mehrere Male in der Woche», sagte er, ohne sich vorzustellen. «Stammkunden. Das Starrdust hat wie ein Pub seine Stammgäste.»
    Jury blickte auf Wiggins, den immer noch die Sterne in Bann schlugen, und dachte sich, daß Starr wohl einen weiteren auf seine Liste setzen konnte.
    Andrew Starr war ein gutaussehender junger Mann, schmächtig, aber gut gebaut und gut gekleidet, jemand, bei dem seine nicht gerade außergewöhnliche Kleidung – tadellos sitzendes Baumwollhemd und Jeans – aussah, als stamme sie von einem Maßschneider. Haar und Augen waren dunkel, der Knochenbau zierlich. Er trug einen schweren Anhänger, wahrscheinlich sein Sternzeichen, und ein goldenes Armkettchen, das er gewohnheitsmäßig ums Handgelenk kreisen ließ.
    «Es geht natürlich um Ivy.» Starr setzte sich hinter seinen Ladentisch und fischte eine Zigarette aus einem Porzellanbecher. Er zündete sie an und bot auch Jury eine an. Wiggins war inzwischen wieder mit beiden Beinen auf der Erde gelandet und holte sein Notizbuch hervor. Die Starrdust-Zwillinge ordneten Bücher aus einer Kiste in die Regale.
    «Ivy Childess, stimmt. Wie lange hat sie eigentlich hier gearbeitet?»
    «Knappes Jahr vielleicht. Hatte einen Job hinterm Ladentisch bei Boots, bevor sie zu uns kam. Ivy war viel zu ehrgeizig, um ihre Tage damit zu verbringen, älteren Damen Lidschatten auf die Augen zu stäuben.»
    «Ehrgeizig?»
    «O ja, und wie. Ivy konnte man mit drei Worten beschreiben. Ehrgeiz, Ehrgeiz und noch mal Ehrgeiz. Natürlich war sie sehr gut hier …»
    «Was genau hat sie denn gemacht?»
    «Sie war Verkäuferin. Wie Sie sehen, suche ich eine neue. Tut mir leid, klingt ein bißchen makaber. Na ja, ich kann mich einfach nicht so furchtbar aufregen wegen Ivy. Ehrlich gesagt, mochte ich sie nicht so besonders, aber, wie ich schon sagte, sie war verdammt gut. Außerdem» – Starr griff unter den Tisch – «war sie eine ziemlich gute Madame Zostra.»
    Er hatte einen mit Flitter besetzten Wickelkopfputz, so eine Art Turban, und ein großes Kartenspiel, Tarotkarten, hervorgezogen. Jury lächelte. «Ivy hat wahrgesagt?»
    Andrew Starr lächelte breit. «Zum Spaß, zur Unterhaltung. Nicht um die Kundschaft auszunehmen. So gern sie das auch getan hätte», fügte er trocken hinzu.
    Jury breitete die Karten aus. «Dann glauben Sie also nicht an all das?»
    Starr wirkte ein wenig verletzt. «Natürlich tu ich das. Das heißt, an Astrologie. Und die meisten meiner Kunden kommen schon seit einer Ewigkeit.» Er warf einen Blick auf die Fotos zwischen den Bücherregalen. «Theater- und Filmstars. Na ja, nicht die großen. Die sind ja wohl alle tot. Marilyn Monroe hab ich nie zu Gesicht bekommen, leider.»
    Jury lächelte. «Sie wären viel zu jung gewesen, um sie so richtig zu würdigen.»
    «Nicht für Marilyn Monroe.»
    «Hat Ivy an Tarot, Astrologie und diese Dinge geglaubt?»
    «Um Himmels willen, nein. Deswegen war sie wahrscheinlich so gut im Verkauf. Sie konnte einem Schwein einen Silbertrog andrehen. Nein, aber sie wußte, was gut war – und Starrdust ist gut, das kann ich Ihnen sagen.»
    «Ich glaube es Ihnen, Mr. Starr.»
    «Andrew. Nennen Sie mich Andrew. Ivy hatte ein bißchen Geld, und ständig hat sie mich damit genervt,

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