Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
ein ziemlich gutes Geschäft gemacht. Die Stadt ist bekanntlich ziemlich berühmt für ihre Wahrsagerei – wenn man das so sagen kann. Astrologen, Hellseher und so weiter haben dort Tradition. Natürlich, es ist ein Badeort, da ist das vielleicht zu erwarten. Die meisten sind ehrlich, würde ich sagen. Ein oder zwei sogar brillant. Ich gehörte nie zu diesen ein oder zwei», sagte er wehmütig. «Aber ich bin ehrlich.»
    Wiggins betrachtete äußerst fasziniert das Spiegelereignis. «Meinen Sie nicht, ich sollte den jungen Damen ein wenig zur Hand gehen, Sir?» Ohne auf Jurys Zustimmung zu warten, legte er sein Notizbuch auf den Tisch und stand auf.
    «Interessant. Wir müssen uns mal mit jemand aus Brighton unterhalten.» Da Jury dies Wiggins zu überlassen gedachte, war er froh, daß der sich außer Hörweite befand. Wiggins hatte nicht viel für Badeorte übrig, weder im Sommer noch im Winter. Vor allem im Winter bedeuteten sie den sicheren Tod. «Wissen Sie, ob Ivy Childess schon mal dort war?»
    «Meines Wissens nicht. Wie schon gesagt, Ivy Childess glaubte in erster Linie an kaltes, hartes Bares. Ihr Sergeant scheint sich hier wohl zu fühlen …» Er nickte zum Spiegel hinüber. «Glauben Sie, er würde gern hier arbeiten, wenn er die Polizei mal satt hat?»
    Jury lächelte. «Meinen Sie etwa das Schild im Fenster? Wo wir gerade davon reden, hat sich schon jemand gemeldet?»
    «Oh, ja. Einige. Aber irgendwie passen sie nicht so recht hierher.» Andrew zuckte die Achseln. «Entweder sind sie arrogant oder ungehobelt.» Er sah zu den Planeten hinauf. «Anscheinend glauben sie, das ist alles nur ein Witz oder gerissene Geschäftemacherei oder ihrer beträchtlichen Talente nicht würdig.»
    «Ich frage, weil ich eine Freundin habe, die Ihnen vielleicht zusagen würde. Na ja, wenn Sie jemanden mögen, der ein bißchen verrückt ist. Aber fleißig und verläßlich und sehr, sehr hübsch.»
    «Klingt phantastisch. Was ihre Verrücktheit angeht, wunderbar. Genau unser Stil. Und wenn sie auch noch hübsch ist, um so besser. Die Kunden mögen das und ich auch. Ein hübsches Gesicht hebt die Laune, Superintendent, meinen Sie nicht auch?»
    «Auf jeden Fall.» Er blickte zu den Starrdust-Zwillingen hinüber, die den Spiegel mit Wiggins’ Hilfe am Neonhimmel aufgehängt hatten. Alle drei standen jetzt darunter, sahen zu ihm hinauf und schnitten regenbogenbunt gesprenkelte Clownsgesichter. «Sind sie eigentlich Schwestern?»
    «Meg und Joy? Oh, nein. Viele Leute glauben sogar, sie seien Zwillinge. Ich lasse sie immer das gleiche anziehen, und ich denke, das ist wieder so eine Illusion. Die meisten Leute sehen, was sie sehen wollen oder zumindest, was ihren Erwartungen entspricht. Nein, Meg und Joy kamen eines Tages hier vorbei, als ich eine Verkäuferin suchte. Sie standen bloß da und strahlten und machten schließlich lange Gesichter, als ich ihnen sagte, daß ich nur eine brauche. Sie sahen so unglücklich aus, daß ich sie schließlich beide anstellte. Ich konnte sie einfach nicht trennen, der Gedanke, das Team auseinanderzureißen, war mir unerträglich.» Er lächelte. «Und ich habe es nicht bereut. Sie müssen wissen, sie sind jetzt schon fast zwei Jahre hier, und in der ganzen Zeit hab ich nicht ein böses Wort zwischen den beiden gehört. Aber ’ne Menge böse Worte von Ivy Childess. Und sie konnte Meg und Joy nicht ausstehen. Was mir eine Menge über Ivy Childess verrät. Ich wollte sie nicht nur nicht zu meiner Partnerin machen, ich wollte sie sogar rausschmeißen.»
    «War sie denn so schlimm?»
    «Allerdings. Ehrlich gesagt, ich bin erstaunt, daß es nicht andersherum war, daß sie umgebracht wurde. Ich hätte eher gedacht, daß sie Marr umbringt, weil er sie nicht heiraten wollte. Armer Kerl.»
    «Hat sie je von anderen Männern gesprochen, Andrew? Hätte das vielleicht ihr Trumpf in der Hand sein können?»
    Andrew Starr dachte einen Augenblick nach. «Ich kann mich wirklich nicht erinnern, ob je von einem anderen Mann die Rede war. Er hätte schon reich sein müssen.»
    «Oder vielleicht jemand, der David Marr hätte eifersüchtig machen können.»
    «Ihn eifersüchtig? Oh, nein, das glaub ich nicht. Ich glaube sogar, daß Marr und ich den gleichen Gedanken hatten, nämlich sie loszuwerden.»
    «Sie hätte darauf nicht besonders freundlich reagiert.» Jury steckte Wiggins’ Notizbuch ein und stand auf. «Andrew, ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe.»
    «Gern geschehen. Und sagen Sie Ihrer

Weitere Kostenlose Bücher