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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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geben — Schlamm allerdings jede Menge.
    Zwar hatten Putzfrauen und Zimmermädchen alles in ihren Kräften Stehende getan, des Drecks Herr zu werden, doch ungeachtet der Tatsache, daß täglich geschrubbt und gesaugt worden war, hatten Läufer, Teppiche und auch das Linoleum nach den Weihnachtsfeiertagen eine Generalreinigung dringend nötig. Als Termin dafür war der 30. Dezember vorgesehen, damit, wenn am 31. vormittags die ersten Neujahrsgäste eintrafen, alles sauber und bereit wäre. Doch die tatsächliche Durchführung der Reinigungsaktion warf Probleme auf. Personal ist in Hotels sowieso immer knapp, und als ausgerechnet jetzt, wo man eigentlich noch zusätzliche Hilfe gebraucht hätte, zwei Putzfrauen an Grippe erkrankten und ausfielen, gab es keine Alternative: Binyon, seine Frau, Sarah Jonstone und ihre Assistentin Caroline mußten einspringen. Mit Lappen und Bürsten bewaffnet hatten sie sich an die Arbeit gemacht und konnten gegen Abend zufrieden registrieren, daß in allen Zimmern und auf allen Fluren jeder noch so kleine angetrocknete Lehmkrümel getilgt war. Jetzt erst, als sie fertig waren, spürte Sarah ihre Erschöpfung. Aber alles in allem hatte sie die körperliche Arbeit durchaus als angenehm empfunden. Zwar verspürte sie hier und dort Muskelkater, vor allem unterhalb der Rippen und in den Kniekehlen, aber gleichzeitig machte die physische Müdigkeit die Aussicht auf die Ferien nur um so verlockender. Zu Hause angekommen, hatte sie sich erst einmal ein ausgedehntes Schaumbad gegönnt. Anschließend hatte sie bei Jenny, ihrer einzigen richtigen Freundin, angerufen, um ihr zu sagen, daß sie sich gerade entschieden hätte, doch an ihrer Party teilzunehmen. Jennys Bekannte pflegten einen lockeren, etwas frivolen Umgangston, der sie bisweilen etwas unsicher machte, aber dafür war kaum einer von ihnen langweilig, und mancher sogar ausgesprochen interessant. Auch diesmal unterhielt sie sich wieder glänzend, und um Mitternacht war sie, befördert noch durch einige alkoholische Getränke, geradezu aufgekratzt. Als ein dickbäuchiger Deutscher, der alle etwas genervt hatte, weil sein einziges Gesprächsthema Thomas Mann zu sein schien, sie aus heiterem Himmel fragte, ob sie mit ihm schlafen wolle, sträubte sie sich nicht lange. In Jennys Gästezimmer kam er gleich zur Sache, und ehe Sarah so recht zu Bewußtsein kam, auf was sie sich da eingelassen hatte, war schon alles vorbei. Irgendwann, sie hatte allerdings keine Erinnerung mehr daran, mußte sie ihr Lager neben dem behaarten Rechtsanwalt aus Bergisch Gladbach verlassen haben und in ihre Wohnung im Middle Way zurückgekehrt sein. Middle Way — wie der aufmerksame Leser sich erinnern wird — geht ab von South Parade, und an seinem Ende befindet sich ein kleines Postamt.
    Sie konnte höchstens drei, vier Stunden geschlafen haben, als es um 9 Uhr an ihrer Tür Sturm klingelte. Seufzend warf sie sich ihren Morgenrock über und ging, um zu öffnen. Vor ihr stand John Binyon: Carolines Mutter habe gerade angerufen um mitzuteilen, daß ihre Tochter die Grippe habe und das Bett nicht verlassen dürfe, geschweige denn zur Arbeit gehen könne. Sie seien in dem Hotel schrecklich in der Klemme, ob sie, Sarah, wohl aushelfen könne? Selbstverständlich würde er ihr für die Überstunden einen Extra-Stundenlohn zahlen, sie könne sich da auf seine Großzügigkeit verlassen. Ob sie also ein paar Tage aushelfen und vielleicht auch im Hotel übernachten könne, so wie es ursprünglich mit Caroline verabredet gewesen sei? Er denke an den kleinen, ungenutzten Raum an der Schmalseite des Hotels, von dem aus man einen Blick hinüber zur Dependance habe.
    Sarah nickte. Ja, natürlich, sie werde kommen. Das einzige Problem sei, daß sie nicht versprechen könne, wach zu bleiben. Sie hatte, während sie mit ihm sprach, größte Mühe, die Augen offenzuhalten, und bekam nur undeutlich mit, wie er sich überschwenglich bedankte und ihr dann, beide Hände auf ihrem Po, einen sanften Kuß auf die Wange drückte. Sie war nicht besonders erstaunt darüber. Seit langem wußte sie, daß er ein unverbesserlicher Schwerenöter war, aber merkwürdigerweise mochte sie ihn trotzdem. In regelmäßigen Abständen unternahm er Annäherungsversuche, die sie jedes Mal höflich, aber bestimmt, zurückwies, und jedesmal akzeptierte er ihre Zurückweisung ohne Groll. Nachdem sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte und wieder in ihrem Schlafzimmer war, begannen sich plötzlich wegen der

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