Inspiration – Du sollst mein sein!
im Moment noch von den Ärzten ruhiggestellt war und Bluttransfusionen bekam – bald wieder der alte sein würde, schien Elli das Licht am Ende des Tunnels noch lange nicht zu sehen.
Natürlich hatte sie erleichtert gewirkt und sogar kurz aufgelacht, als Bellinda ihr die frohe Nachricht über den Tod des Mörders mitgeteilt hatte, und sie gebeten, Miguel die herzlichsten Genesungswünsche auszurichten. Doch als Bellinda sie nach ihrem eigenen Befinden fragte, wiegelte sie ab. Alles sei in Ordnung, Bellinda müsse sich keine Sorgen um sie machen – was Bellinda ihr natürlich keine Sekunde lang abnahm.
Langsam versank der Sarg im Grab, der Prediger und die Sargträger verabschiedeten sich, und Bellinda wandte sich ebenfalls ab, um zu gehen, in der Erwartung, dass Elli sich ihr anschließen würde. Doch ihre Freundin machte keine Anstalten, ihr zu folgen. »Geh doch bitte schon vor … ich brauche noch einen Moment.«
Bellinda tat ihr natürlich den Gefallen, blieb aber nach einigen Metern stehen und sah zurück. Elli weinte, ihre zuckenden Schultern verrieten das deutlich, wenn sie auch versuchte, leise zu sein. Und Bellinda erkannte plötzlich, dass ihre Freundin den Mann, dessen sterbliche Überreste nun tief unter der Erde ruhen würden, trotz all der Dinge, die er ihr angetan hatte, immer noch liebte. Dass sie vielleicht nie wirklich aufhören würde, ihn zu lieben.
Bellinda dachte an ihre eigenen Gefühle für Miguel, ihr namenloses Entsetzen, als sie annahm, dass er Billings Angriff vielleicht nicht überlebt hatte. Würde sie ihn immer noch lieben, wenn sie Ähnliches mit ihm erlebt hätte wie Elli mit ihrem Exmann? Sie wusste es nicht. Sie hoffte, dass sie es auch nie würde herausfinden müssen.
Nach einer endlosen Weile wandte sich Elli vom Grab ab und ging langsam den Weg entlang zu ihrer wartenden Freundin, die sie wortlos in die Arme schloss.
* * *
Das Erste, was Miguel fühlte, als er aus seiner langen Bewusstlosigkeit erwachte, war etwas Kühles, Seidiges auf seinem rechten Handrücken. Sein Gehirn war von Schmerzmitteln völlig vernebelt und konnte ihm keine Erklärung für dieses Gefühl liefern.
Mühsam versuchte er, seine schweren Augenlider zu heben, und blinzelte schließlich geblendet in die Morgensonne, die durch das Fenster hereinschien. Miguel stöhnte leise. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Bus überfahren. Sein Mund war trocken, seine Zunge erschien ihm übergroß. Seinen linken Arm konnte er kaum bewegen, der Oberarm war fest bandagiert.
Orientierungslos ließ er seinen Blick so weit wie möglich wandern, ohne den Kopf zu drehen, sah eine ihm völlig unbekannte weiße Zimmerdecke und den oberen Rand einer hellgrünen Wand. Und das alles überstrahlende Licht. Schnell presste er die Lider wieder zusammen und versuchte erst einmal, sich zu erinnern, was überhaupt passiert war.
Bellinda … sein Schlafzimmer. Dunkel … es war dunkel gewesen, Nacht. Er hatte sie allein gelassen und war ins Wohnzimmer hinuntergegangen. Weshalb?
Hinter ihm … jemand stand hinter ihm. Er … der Mörder. Er war im Haus … ein Messer … der Killer hat ein Messer … zu spät bemerkt. Zugestochen … der Kerl hat zugestochen. Und dann … Treppe … er geht die Treppe hoch … zu Bellinda. … Nein …!
Miguel fuhr im Bett hoch und weckte damit Bellinda auf. Sie hatte die ganze Nacht auf einem Stuhl an seiner Seite gesessen und war schließlich vor Erschöpfung eingeschlafen. Als sie den Kopf hob, streichelten ihre Haare sanft über Miguels Handrücken und ließen ihn abrupt zu sich kommen.
Sein Atem ging in kurzen aufgeregten Stößen, als er fast schwindelig vor Erleichterung in das Gesicht der Frau sah, für die er beinahe sein Leben gelassen hätte. Die Frau, die für ihn mittlerweile das Wichtigste auf der Welt bedeutete.
Seine Rechte, eben noch unter Bellindas Haarflut begraben, legte sich zitternd an ihre Wange. Seine Stimme war so heiser, dass Bellinda sie fast nicht wiedererkannte. »Du lebst! Er hat dich nicht erwischt? Wie …?«
Weiter kam er nicht. Mit einem lauten Schluchzen umarmte sie ihn fest. Seine Hand glitt in ihren Nacken und schließlich auf ihren Rücken hinunter. Schließlich presste er sie mit dem gesunden Arm an sich.
»Gott sei Dank! Ich hab mir solche Sorgen gemacht … zwei Tage liegst du jetzt schon hier. Sie haben zwar gesagt, dass das völlig normal sei nach dem großen Blutverlust. Aber ich hatte solche Angst, dich zu verlieren.«
Schmerzhaft verzog Miguel
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