Instrumentalität der Menschheit
oder vermuten etwas … Ach was, wir werden ihn schon beschäftigen. Das sollte nicht schwer sein mit all den Vergnügungen, die Xanadu anzubieten hat … und da ist Madu. Nein, er kann sich nicht beklagen, ohne seine Tarnung aufzugeben …
Und in der ganzen Zeit, während sich der Ornithopter näherte, da näherte sich auch ihr Schicksal. Er wußte nicht, daß er ihr Schicksal werden würde; er beabsichtigte nicht, ihr Schicksal zu sein, und ihr Schicksal war noch nicht bestimmt.
Der Passagier in dem niedersinkenden Ornithopter tastete mit seinen Gedanken und versuchte, sich zu orientieren, sich einzufühlen. Es war schwer, schrecklich schwer … eine dichte, wolkengleiche Wand – ein Nebel – schien sich zwischen seinen Gedanken und den Gedanken jener zu befinden, die er zu durchschauen versuchte. Lag es an ihm selbst, lag es an seiner Hirnverletzung aus dem Krieg? Oder war etwas anderes dafür verantwortlich, die Atmosphäre des Planeten – etwas, das Telepathie einschränkte oder blockierte?
Lord bin Permaiswari schüttelte den Kopf. Er war so voller Selbstzweifel, so verwirrt. Seit der Schlacht … die gedankentötenden Sonden der Angstmaschinen … wieviel bleibenden Schaden hatten sie angerichtet? Vielleicht konnte er sich hier auf Xanadu erholen und vergessen.
Als Lord bin Permaiswari aus dem Ornithopter stieg, nahm seine Verwirrung noch zu. Er hatte gewußt, daß Xanadu keine Sonne besaß, aber er war nicht auf das weiche, schattenlose Licht vorbereitet, das ihn empfing. Die Zwillingsmonde hingen scheinbar nebeneinander am Himmel, während ihr Licht von Abermillionen Spiegeln reflektiert wurde. In der Umgebung erstreckten sich zahllose Li weißer Sandstrände, während sich in der Ferne Kalkklippen erhoben, an deren Fuß die sprudelnd schwarze See aufgischte. Schwarz, Weiß, Silber – das waren die Farben von Xanadu.
Ohne Zögern trat Kuat auf ihn zu. Kuats Besorgnis hatte beim ersten Blick auf den Raumlord merklich nachgelassen. Der Besucher sah tatsächlich krank und verwirrt aus; und so wuchs Kuats Freundlichkeit, ohne daß er sich dazu zwang.
»Xanadu heißt Sie willkommen, o Lord bin Permaiswari. Xanadu und alles, was sich auf Xanadu befindet, gehört Ihnen.« Der traditionelle Gruß klang seltsam rauh aus seinem Munde. Der Raumlord sah vor sich einen kräftigen Mann, der groß und entsprechend schwer war, dessen Muskeln hervortraten und dessen langes rötliches Kopf- und Barthaar im Licht der Monde und Spiegel glitzerte.
»Allein meine Anwesenheit auf Xanadu bereitet mir Freude, Gouverneur Kuat, und ich gebe den Planeten und seine Besitztümer an Sie zurück«, entgegnete Lord bin Permaiswari.
Kuat drehte sich herum und deutete auf seine beiden Begleiter.
»Das ist Madu, eine entfernte Verwandte und deshalb mein Mündel. Und das ist Lari, mein Bruder, der Sohn der vierten Frau meines Vaters – jener Frau, die sich in der sonnenlosen See ertränkt hat.« Der Raumlord blinzelte beim Klang von Kuats Gelächter, aber die jungen Leute schienen dem keine Beachtung zu schenken.
Die liebliche Madu verbarg ihre Enttäuschung und begrüßte den Lord mit der gebührenden Zurückhaltung. Sie hatte einen strahlenden Recken erwartet (oder ersehnt?), in einer glitzernden Rüstung oder zumindest mit einer Aura, die besagte: Ich bin ein Held. Statt dessen stand vor ihr ein intellektuell wirkender, müder Mann, der irgendwie älter wirkte als er mit seinen dreißig Jahren war. Sie fragte sich, was er vollbracht hatte, daß dieser Mann in den Erklärungen der Instrumentalität als der Retter der menschlichen Kultur in der Schlacht um Styron IV bezeichnet wurde.
Lari kannte sich besser in den Details dieser Schlacht aus als Madu, denn er war ein Mann, und er begrüßte Lord bin Parmaiswari mit feierlichem Respekt. In seiner Traumwelt bewunderte Lari nach den leichtfüßigen, eleganten Tänzern und Läufern vor allem Intelligenz. Dies war der Mann, der es gewagt hatte, sich mit seinem lebenden Verstand, seinem Intellekt den schrecklichen Angstmaschinen entgegenzustellen und er hatte gesiegt! Der Preis dafür stand ihm im Gesicht geschrieben, aber er hatte GESIEGT. Lari preßte seine Handflächen gegeneinander und legte sie in einer huldigenden Geste an die Stirn.
Der Lord reagierte darauf mit einer Gebärde, die Laris Herz auf ewig für ihn einnahm. Er berührte Laris Hand und sagte: »Meine Freunde nennen mich Kemal.« Da wandte er sich ab, um auch Madu und, als hätte er es fast vergessen, auch Kuat
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