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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bessere Waffe als ihr Revolver.
    Er schaltete die Scheinwerfer des Wohnmobils ein. »Nein.«
    Sie lief zur Thekentür, schob sich hindurch und ging um die Toten herum zu der Tür in der Rückwand.
    Es mußte einen Hintereingang geben. Das gebot sowohl die Zweckmäßigkeit als auch die Brandschutzvorschrift.
    Die Tür öffnete sich ins Dunkel. Soweit sie es sagen konnte, gab es vor ihr keine Fenster. Vielleicht war das nur ein kleiner Lagerraum oder eine Toilette. Sie trat über die Schwelle, schloß die Tür hinter sich, um zu verhindern, daß Licht in den Verkaufsraum fiel, tastete links an der Wand, fand einen Schalter und riskierte es, Licht zu machen.
    Sie war in einem engen Büro. Auf dem Schreibtisch stand ein weiteres Telefon.
    Direkt gegenüber der Tür, durch die sie den Raum betreten hatte, befand sich eine weitere. Kein Schloß daran. Das mußte die Toilette sein.
    Links von ihr, in der Rückwand des Gebäudes, befand sich eine Metalltür, die durch zwei Riegel oben und unten gesichert war. Sie löste sie und öffnete die Tür, und eine Flutwelle kalten Windes spülte in das Büro.
    Hinter dem Minimarkt lag eine sechs Meter breite, gepflasterte Fläche, hinter der sich ein steiler Hang mit dichtem Baumbewuchs erhob, nachtschwarz und windgeschüttelt. Eine Lampe in einem Drahtkäfig enthüllte zwei parkende Autos, die wahrscheinlich den Verkäufern gehörten.
    Fluchend suchte Chyna den kürzeren Weg ums Gebäude, wandte sich nach rechts und sprintete an der Wand des Gebäudes entlang, um die Ecke und vorbei an öffentlichen Toiletten. Sie hatte nie jemandem körperlichen Schaden zugefügt, kein einziges Mal in ihrem Leben, aber jetzt war sie bereit, einen Menschen zu töten, und sie wußte, sie würde es ohne das geringste Zögern tun, ohne einen einzigen Gedanken an Gnade, zur Strafe dafür, daß er sie dazu befähigt hatte. Darauf hatte er sie reduziert – auf diesen blinden, animalischen Zorn –, und das Schlimmste daran war, daß sie sich gut anfühlte, diese Wut, so gut im Vergleich zu der Furcht und Hilflosigkeit, die sie hatte ertragen müssen, ein süßes Singen im Blut, das durch ihre Adern raste, ein erhebendes Gefühl wilder Kraft. Die Blutlust, die sie ergriffen hatte, hätte sie abstoßen müssen, doch sie gefiel ihr, und sie wußte, diese Lust würde sich noch steigern, sollte sie das Wohnmobil einholen und durch das Fenster auf der Beifahrerseite auf ihn schießen. Dann würde sie die Tür aufreißen und erneut auf ihn feuern, während er blutend hinter dem Lenkrad saß, und ihn herauszerren, auf den Boden werfen und Blei in ihn hineinpumpen, und er würde nie wieder auf die Jagd gehen können.
    Sie lief um die zweite Ecke und erreichte die Vorderseite des Gebäudes.
    Das Wohnmobil entfernte sich von den Zapfsäulen.
    Sie rannte ihm nach, schneller, als sie je in ihrem Leben gerannt war, durchpflügte den Gegenwind, der ihr neue Tränen in die Augen trieb, und ihre Schuhe schlugen laut auf den Asphalt.
    Jetzt bat sie:  Lieber Gott, laß mich ihn einholen!  statt:  Lieber Gott, laß mich ihm entkommen!,  und jetzt hieß es:  Lieber Gott, laß mich ihn töten!  statt:  Lieber Gott, laß ihn mich nicht töten!
    Das Wohnmobil wurde schneller. Es hatte den Bereich der Tankstelle bereits verlassen und die zweihundert Meter lange Auffahrt erreicht, die zum Highway zurückführte.
    Sie würde es nicht mehr einholen können.
    Er entkam.
    Sie blieb stehen und spreizte die Beine. Der Revolver war in ihrer rechten Hand. Sie hob ihn, umfaßte ihn mit beiden Händen, die Arme ausgestreckt, die Ellbogen angewinkelt. Die klassische Haltung eines Schützen. Jedes brave Mädchen mußte sie kennen, um für die Revolution gewappnet zu sein.
    Ihr Herz schlug nicht nur, es donnerte, und jedes explosive Pumpen ließ ihre Arme erzittern, so daß sie nicht genau zielen konnte. Das Wohnmobil war sowieso schon zu weit entfernt. Sie würde es meterweit verfehlen. Und selbst wenn sie Glück haben und die Kugel in die Rückseite einschlagen sollte, würde sie den Fahrer nicht gefährden. Er war außerhalb ihrer Reichweite, fuhr davon, und sie konnte ihm nicht mehr schaden.
    Es war vorbei. Sie konnte Hilfe rufen, das nächste noch funktionierende Telefon suchen, die örtliche Polizei anrufen und versuchen, seinen Vorsprung so kurz wie möglich zu halten – aber hier und jetzt war es vorbei.
    Abgesehen davon, daß es  nicht  vorbei war, und das wußte sie auch, ganz gleich, wie sehr sie sich wünschte, mit der

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