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Internat auf Probe

Internat auf Probe

Titel: Internat auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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aus dem Kinderzimmer. Sie schiebt in der Küche die Pizza in den Ofen und macht sich eine große Flasche Limo auf. Dann stellt sie den Milchtopf auf den Herd. Während sie aufpasst, dass die Milch nicht überkocht, wählt sie Papas Nummer.
    „Carlotta!“, ruft er fröhlich. „Ich hab gerade an dich gedacht! Geht’s dir gut? Wann kommst du nach Hause?“
    „Morgen Mittag um zwölf“, sagt Carlotta. „Holst du mich vom Bahnhof ab?“
    „Worauf du dich verlassen kannst!“, antwortet ihr Vater. „Ich freu mich schon auf dich!“
    „Und ich mich auf dich.“ Carlotta klemmt sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und zieht den Milchtopf vom Herd. Aus dem Kinderzimmer kommt leises Greinen. Die Zwillinge sind aufgewacht. „Ich muss Schluss machen, Papa. Bis morgen.“
    „Bis morgen, Carlotta.“
    Carlotta beendet das Gespräch und lächelt. Sie freut sich auf morgen. Papa hat total fröhlich geklungen. Schnell gießt sie die Milch in zwei Schälchen und rührt Bananenbreipulver hinein.
    „Na dann“, murmelt sie, während sie die Schälchen in Richtung Kinderzimmer balanciert. „Auf zur fröhlichen Raubtierfütterung!“
    Davon, dass Mama und Steffen um kurz nach Mitternacht nach Hause kommen, bekommt Carlotta nichts mehr mit. Sie hat die Zwillinge nach dem Füttern in ihre Bettchen gelegt, ihnen etwas vorgelesen, die Spieluhr aufgezogen und anschließend die leckere Pizza verdrückt. Danach ist sie in ihren Schlafanzug geschlüpft und hat es sich auf dem Sofa in ihrem Zimmer gemütlich gemacht – mitsamt ihrer Bettdecke, dem Marienkäferkissen und der Limoflasche.
    Im Fernsehen hat es nur blöde Volksmusiksendungen und alte Krimis gegeben; nichts, wofür Carlotta sich begeistern konnte. Lieber wollte sie in Ruhe ihr Buch zu Ende lesen. Ganz geschafft hat sie es allerdings nicht. Auf der vorletzten Seite sind ihr glatt die Augen zugefallen.
    Mama nimmt ihr das Buch vorsichtig aus der Hand und legt es weg, bevor sie sich hinunterbeugt und Carlotta einen Kuss auf die Stirn gibt.
    „Gute Nacht, Mäuschen“, flüstert sie. „Schlaf schön.“
    „Nacht“, murmelt Carlotta. „Du auch.“ Im Schlaf dreht sie sich auf die andere Seite und träumt weiter davon, eine berühmte Vampirjägerin zu sein.

Am nächsten Tag steht Papa pünktlich am Bahnsteig. Er breitet die Arme aus, als Carlotta aus dem Zug steigt. „Wie war dein Wochenende?“, fragt er, hebt sie hoch und dreht sich mit ihr einmal um die eigene Achse.
    „Ganz okay“, schnauft Carlotta, als er sie wieder absetzt.
    „Besser nicht?“ Papa mustert sie aufmerksam.
    „Nö.“ Carlotta schüttelt den Kopf.
    Papa nimmt ihr den Rucksack ab.
    „Wir müssen uns ein bisschen beeilen“, drängelt er. „Das Auto steht im Halteverbot, und wir müssen auch noch irgendwo einkaufen. Zum Glück haben die Tankstellen auch sonntags auf. Unser Kühlschrank ist ziemlich leer.“
    „Das ist er doch immer“, grinst Carlotta.
    Papa hebt eine Augenbraue, dann lacht er. „Stimmt.“
    Im Laufschritt traben sie aus dem Bahnhof und biegen um ein paar Ecken.
    Als sie am Auto ankommen, steht eine Politesse davor und tippt etwas in ein kleines schwarzes Gerät. Papa drückt Carlotta schnell den Rucksack in die Arme und zaubert ein unwiderstehliches Lächeln auf sein Gesicht.
    „Gerade noch rechtzeitig, was?“ Er strahlt die Politesse an und klimpert mit den Autoschlüsseln. Die Politesse schüttelt den Kopf.
    „Das würde ich nicht gerade sagen“, erwidert sie, ohne den Blick zu heben. „Sie stehen im absoluten Halteverbot.“ Energisch drückt sie auf eine Taste, worauf ihr Minicomputer einen Strafzettel ausspuckt. „Bitte sehr, einen schönen Tag noch.“ Sie überreicht Papa den Zettel, bevor sie sich dem nächsten Parksünder zuwendet.
    Den Zettel in der Hand haltend, starrt Papa ihr sprachlos hinterher.
    Carlotta zupft an seinem Ärmel. „Komm schon“, raunt sie ihm zu. „Lass uns verschwinden, sonst kriegst du gleich noch einen.“
    „So was Blödes“, schimpft Papa beim Einsteigen. „Nur wegen zehn Minuten!“ Er knüllt den Zettel zusammen und wirft ihn achtlos ins Handschuhfach, wo, wie Carlotta weiß, schon ein paar andere Strafzettel liegen. „Weißt du was? Wir pfeifen aufs Einkaufen! Lass uns lieber eine Pizza essen gehen.“
    „Au ja!“ Carlotta ist sofort einverstanden. Pizza kann sie jeden Tag essen. Es ist ihr absolutes Lieblingsessen, am liebsten vegetarisch, mit Knoblauch, Spinat und viel Mozzarella.
    Zum Glück ist es nicht weit bis

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