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Internat Lindenberg - Achtung, es spukt

Internat Lindenberg - Achtung, es spukt

Titel: Internat Lindenberg - Achtung, es spukt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Metzger
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versuchte mit großem Erfolg, ein möglichst dreckiges Gelächter anzustimmen. Dabei zeigte sie mit dem Finger auf Angelika.
    „Ihr seid so gemein!“, schluchzte Angelika los, packte ihre Freundinnen an den Händen und zerrte sie mit sich auf ihr Zimmer.
    Leonie, Hanna und Nina gingen achselzuckend weiter. Sie waren allerdings geteilter Meinung. Außer Angelika hatte zwar niemand das angebliche Gespenst gesehen, aber sie hatte sehr überzeugend gewirkt.
    „Ich kenne Angelika, wenn sie Märchen erzählt“, meinte Nina. „Das hier sah echt aus.“
    „Trotzdem, es muss eine logische Erklärung für das Ganze geben“, beharrte Leonie.
    „Ich kann dir sagen, was die logische Erklärung ist“, warf Hanna ein. „Angelika will sich mal wieder wichtigmachen! Ist das logisch genug?“
    „Dann hat sie das aber verdammt gut gespielt“, gab Leonie Nina Recht.
    „Na und, so was hat sie doch drauf, oder? Wisst ihr nicht mehr, letztes Jahr, als sie für die Gartenarbeit eingeteilt war und sich angeblich die Hand verstaucht hatte? Sogar der Arzt hat ihr geglaubt.“
    Daran konnten sich natürlich noch alle erinnern. Wenn es darum ging, sich in den Mittelpunkt zu rücken oder sich vor Arbeit zu drücken, war Angelika ein wahres Schauspielgenie. Auf diese logische Erklärung konnte man sich einigen.

Alles nur Einbildung
    Anscheinend war Angelika mit dem Effekt ihres Auftritts zufrieden. Denn mehrere Tage vergingen ohne besondere, besser gesagt ohne übernatürliche Ereignisse. Leonie beschloss allerdings, Angelika nicht aus den Augen zu lassen. Es war bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis sie sich wieder etwas einfallen lassen würde, um im Gespräch zu bleiben. Denn ihre Geschichte begann langsam, aber sicher zu verblassen. In der Routine aus Unterricht und vollem Programm in der Freizeit, die im Internat herrschte, gerieten auch die sensationellsten Ereignisse schnell in Vergessenheit. Man hatte einfach keine Zeit, ständig über das nachzudenken, was letzte Woche passiert war.
    Eine knappe Woche lang waren Angelikas nächtliche Erlebnisse aber noch eine Sensation. Und Angelika war natürlich allzeit bereit, sie wieder und wieder und mit immer neuen Ausschmückungen zu erzählen. Als schließlich jeder im Internat die Geschichte fast auswendig kannte, begann sich die Stimmung zu drehen. Statt bewundert zu werden, musste sich Angelika nun spöttische Bemerkungen anhören. „Du bist heute so blass! Hast du vielleicht ein Gespenst gesehen?“, war ein typischer Spruch, mit dem man sie eine Weile mit absoluter Sicherheit zur Weißglut treiben konnte.
    Doch selbst die Gespensterwitze waren schon wieder out und riefen allenfalls noch ein Gähnen hervor, als etwas geschah, mit dem kaum noch jemand gerechnet hatte.
    Leonie und Hanna lagen in ihren Betten und lasen. Eigentlich war es selbst dafür schon viel zu spät, denn sie hörten die Glocke der Burgkapelle elfmal schlagen. Die beiden Mädchen waren aber viel zu vertieft ins Lesen, um damit aufzuhören. Nur das Heulen auf dem Gang nervte. Irgendein Schwachkopf hatte wieder mal vergessen, ein Fenster zu schließen, und jetzt pfiff die ganze Zeit der Wind durch den Flur.
    Leonie und Hanna sahen sich an.
    „Ich geh schon“, sagte Hanna, schlüpfte in ihre Hausschuhe und schlurfte aus dem Zimmer. Das gekippte Fenster lag am Ende des langen, düsteren Gangs.
    Sie hatte es gerade zugemacht und wollte wieder zu ihrem warmen Bett zurückstapfen, da hörte sie etwas. Geräusche aus dem Stockwerk unter ihr. Erst hektische Schritte auf dem Steinfußboden, dann eine Art Krächzen und schließlich einen markerschütternden schrillen Schrei. Was war das? Ein Schmerzensschrei? Oder ein Schreckensschrei?
    Ohne lange nachzudenken, stürzte sie in Windeseile die Treppe hinunter.
    Hanna sah gerade noch, wie eine offenbar in weiße Tücher gekleidete, hochgewachsene und schlanke Gestalt um die Ecke am Ende des Gangs bog und sich in großer Eile in Richtung Erdgeschoss davonmachte. Hanna überlegte kurz, ob sie hinterherrennen sollte, doch dann bemerkte sie ein Mädchen, das auf dem Gang in sich zusammengesunken war und leise vor sich hin wimmerte. Hanna trat zu ihm hin. Jetzt, aus der Nähe, erkannte sie die Schülerin. Stephanie Seiters aus der achten Klasse, die sie flüchtig kannte, weil sie mit Sophie zusammen im Schulorchester spielte. Es war eine komische Situation: Hanna kniete neben ihr nieder und versuchte die Schülerin, die zwei Jahre älter und einen Kopf größer war als sie

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