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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SPIEGELBEST
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andere.

    Wir stellen ein Angebot zur Verfügung, das offensichtlich gut angenommen wird. Wenn du dieses Angebot nicht ausschalten kannst, musst du nachziehen - soweit ist das vernünftig gedacht. Ganz offenbar lassen sich Ebooks zu den derzeitigen Preisen nicht verkaufen. Legale Ebooks sind im Augenblick praktisch unverkäuflich. Dass pro Lesegerät nur 1,87 Ebooks verkauft werden - diese Zahl weiß der Buchhandel zu würdigen, dessen sei gewiss!

    Also, was tun?

    Das Problem sind die Papierbücher! Nimm mal die Filme oder die Musik. Du hast es dort mit einem Medium zu tun. Bei den Büchern aber gibt es mit Ebooks und Pbooks zwei Medien, die sich umsatzmäßig gegenläufig entwickeln. Für die Ebooks allein ist die Sache klar: Da reduzierst du den Preis und optimierst dein Angebot, solange bis die Leute, die vorher zu den Piraten gegangen sind, zu dir kommen. Ganz einfach. Aber, was passiert dann mit den Papierbüchern?

    Nichts Gutes ...

    So sehen das die Buchfunktionäre auch, vermute ich mal. Sieh dir doch mal eine Großbuchhandlung wie die Meyersche oder eine Weltbildfiliale an. Warst du mal da in letzter Zeit!? Die bauen - gerade in Augenblick - ihr Sortiment komplett um. Das nennt sich Non-Book-Ware, hat aber mit Buchhandel nichts mehr zu tun. Wenn du 2 Wochen nicht in derselben Buchhandlung warst, siehst du die Ausweitung des Sortiments sehr deutlich.

    Das muss ich mir nicht antun.

    Der Offline-Buchhandel hat sich komplett überlebt. Und er hat keine Gewerkschaft, keine Volkspartei, keine Schalmeienkapellen in seinem Rücken. Er wird abgewickelt, wie alles, was es in Deutschland nicht in die Tagesschau schafft, relativ geräuschlos. Ich habe lange genug selbst in Buchhandlungen rumgelungert, um das zu bedauern. Eine gute Bekannte hat mir in der Anfangszeit all die vielen Bücher zum Scannen gegeben. Sie ist auch eine Buchhändlerin.

    Also doch Bedauern ...

    Letztlich ist die Buchpreisbindung schuld an dem ganzen Elend. In den guten Zeit hat sich der Buchhandel so ein künstlich erhöhtes Einkommen gesichert. In schlechten Zeiten aber - wie jetzt - müsstest du die Buchpreise deutlich reduzieren, um Umsatz zu machen. Dass die Buchpreise fix sind, rächt sich bitter.

das ebook - lizenz wird eigentum
    DONNERSTAG, 5. JULI 2012

    Ein bahnbrechendes Urteil:  Link ?

    Ich bin kein Jurist, nur einfacher Rechtsgrenzeninterpret.

    Was bedeutet dieses Urteil in der Praxis?

    Den größten Unterscheid macht das Urteil für den einfachen Nutzer. Wenn er ein Ebook in gutem Glauben erwirbt, geht es in sein Eigentum über. Er ist nicht verpflichtet zu überprüfen, ob der Verkäufer Eigentumsrechte hat, ob er Steuern zahlt, ob er das Ebook mehrfach verkauft, nicht einmal, ob es ihn realiter gibt. Wenn ich in gutem Glauben ein gestohlenes Auto kaufe, mache ich mich auch nicht strafbar.

    Für den Nutzer also weitgehend Rechtssicherheit?

    Wenn ich ein Ebook bei Ebay erwerbe, wie soll ich überprüfen, ob ein Kopierschutz entfernt wurde? Das ist nicht Sache des Erwerbers. Es findet der Kauf einer Sache statt. Bisher war es so, dass eine Ver'äußerung' nicht erlaubt war. Wenn mir also bei Ebay Ebooks zum Kauf angeboten wurden, musste ich bösen Glaubens davon ausgehen, dass ein Erwerb rechtswidrig war. Das hat sich völlig geändert. Ebooks können ab jetzt sorglos gekauft werden.

    Die Konsequenzen?

    Nun, wenn ich ein Ebook erwerben darf, dann muss dies auch für mehrere Ebooks gelten. Und solche Ebooksammlungen können recht groß sein. Ich biete in unserem Forum ein Archiv von 3.500 Verlags-Epubs zum kostenlosen Download an. Nur als Beispiel. Wir reden hier also in der Konsequenz nicht von Ebooks, sondern von Ebibliotheken, keine Frage.

    Was bedeutet das für deine Arbeit?

    Für mich gilt weiterhin: Kriminell bin ich nicht, wenn ich Beute mache - erst wenn ich sie an die Mannschaft verteile, überschreite ich die rote Linie. Wir nehmen Spenden an und geben sie wertmäßig 1:1 in Form von gekauften Ebooks zurück. Keinen Cent halten wir zurück. Selbst Serverkosten übernehmen wir selbst. Dies machen wir nicht, weil wir Gutmenschen sind, sondern weil wir Angstmenschen sind. Keiner von uns will die rote Linie zur gewerbsmäßigen Piraterie überschreiten. Aber unser Umfeld verändert sich durch das Gerichtsurteil sicherlich dramatisch!

    Inwiefern?

    Ich muss mal weiter ausholen. Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Uploadern. Ich gehöre zu denen, die immer Free Hoster benutzt haben. Eine Vergütung über Paypal

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