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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SPIEGELBEST
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gesagt: 'Steck dir den Nick in den ... Du lässt mich mein Blog machen oder du kannst mich radieren, du ...!'

    So sei es zwischen uns, Kyrrolla ! Ich beobachte mal, wie du dich allein aufstellst und ob sich dein Benehmen - dazu zählt auch die Wortwahl! - bessert.

drm schutz - in memoriam
    FREITAG, 15. JUNI 2012

    Ich habe gehört, es geht zu Ende ...

    Ein Jammer ist es, dass dieser Mann stirbt. Ein Jammer, dass sein Sterben so wenige berührt. Soviel Macht hat dieser Mann besessen und am Ende ist nichts davon übrig. Wer wird an seinem Grab stehen und seiner gedenken? Wir, nur wir werden ihn betrauern! Niemand sonst!

    Dabei waren wir die einzigen, die ihm im Kampf gewachsen waren. Ist es nicht widersinnig, dass nun wir an seinem Grab stehen und trauern.

    Er hat uns zu dem gemacht, was wir sind. An ihm sind wir groß geworden, indem er uns zum Feind erklärte. Vergiss nicht, aus welch kleinen Verhältnissen wir kommen - er nicht anders als wir. Was wäre aus ihm geworden ohne diese Feindschaft - was aus uns? Weißt du noch, wie groß uns die Stadt erschien? Ihm nicht weniger, vermute ich.

    Ich glaube, ihn kümmerte nichts als sein Feldzug gegen uns. Er ist zu Felde gezogen, als er die Schwelle der Stadt betrat. "Seid ihr für mich oder für diese!?" hat er jeden angerufen und zu seinem Feind erklärt, wer ihm gleichgültig kam.

    Du musst zugeben, er war groß darin, den Leute Angst in die Augen zu sprechen, als gehöre ihm die Stadt mit ihrem Leben darin. Als sei ein Handel, ein Gewerbe, ein Leben nicht ohne sein Siegel möglich. Er legte seine Hand auf alles und auf jeden. Er verbreitete seinen Glauben und gab jedem Wort seinen Sinn.

    Dabei war er ein Unbekannter, der aus dem Nichts seine Größe nahm. Sein Glaube war groß, weniger sein Vermögen. Hat er jemals sich Freunde gemacht? Hatte seine Macht einen Wert? War sein Feldzug mehr als eine Laune? Der Hass bewegte seine Zunge, nicht der Verstand.

    Er gab uns keine Gelegenheit, etwas anders als sein Feind zu sein. Damit hat er uns groß, dann größer gemacht, als er je war. Wer von ihm kein Heil erwartete, kam auf der Suche zu uns. Leise und heimlich, erst einer, dann jeder. Wollte oder konnte er nicht sehen, was geschah?

    Er hielt nichts von Halblösungen. Er war sein Feldzug. Er wollte keine Tür ohne sein Zeichen dulden. Ohne seine Gnade sollte niemand schlafen, lieben, essen oder arbeiten können. Niemand - das war sein Credo und seine Fahne.

    Das war sein Fehler. 'Niemand' ist ein großes Wort, zu groß für einen Mann, der nichts als seinen Glauben besitzt.

    Der Fehler eines großen Mannes, den wir vermissen werden. Mit ihm verlieren wir ein Stück von uns. 

    Recht hast du, eine Zeit geht zu Ende. Wer weiß, was jetzt kommt?

    Wer weiß ...

das recht auf copyrightverletzung
    DIENSTAG, 19. JUNI 2012

    Habt ihr überhaupt Kontakt zu den sogenannten 'Indies'?

    Ja, haben wir. Diese Autoren veröffentlichen meist digital, schon aus Kostengründen. Sie sind oft im Netz und googeln sich. Und so finden sie uns. Das ist dann so ein Gemisch aus Empörung und Ekstase, wenn sie feststellen, dass ihr Copyright verletzt wurde. 

    Und wie verhalten sie sich?

    Die meisten überlegen sich, dass sie auf diese Art von Promotion nicht verzichten wollen. Aber ich bin nicht Agent, sondern nur ein vielbeschäftigter Copyrightverletzer. Ich kann mich nicht um alles kümmern! Das sind oft halbprofessionelle Autoren, die vom Schreiben leben wollen, aber nicht können. 'Autor' ist ja ein Begriff wie 'Anlageberater' oder 'Beautyfachfrau', der nicht geschützt ist.

    Ich höre da eine gewisse Herablassung heraus?

    Sie kommen ja meist von Partnerbörsen her. Aus der Mysteryecke: 'Sie-Gestaltwandlerin sucht Ihn-Werwolf'. Oder von den Frauenromanen: 'Suche anlehnungsbedürftigen Piraten ohne Brustbehaarung'. Diese Ecke halt. Die richtigen Indies haben wir aber noch nicht.

    Gibt es da Unterschiede?

    Durch die Digitalisierung wird das Selfpublishing Massenbeschäftigung. In Amerika, wo diese Welle herkommt, sind es Hunderttausende, die sich als Freizeitautor versuchen. Die Anmeldungen in den Golfclubs sind stark rückläufig. Jeder lädt sein kleines Werk im Kindlestore hoch, denn Amazon kann diese Zahlen nicht von Hand bewältigen. Diese Welle hat uns noch nicht erreicht.

    Und wenn sie kommt ...?

    Dann können wir nichts machen. Wer sein Copyright verletzt sehen will, muss selbst tätig werden. Sie müssen in den großen Boards einen Account anlagen und sich selbst

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