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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SPIEGELBEST
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hochladen. Vielleicht wird es ein Piratenboard auf der Kindleplattform geben. Die Datei erscheint dann parallel - legal und illegal. Ich denke mal, technisch wird das nicht sehr aufwendig sein. Wir jedenfalls können die Nachfrage nach Copyrighverletzung nicht mehr allein befriedigen.

    Kann euch das nicht egal sein?

    Ich als Uploader sehe die Zahlen - in Amerika gibt es bald mehr Autoren als Leser - mit Sorge. Für die Autoren sind wir ein öffentlicher Begriff - eine Marke wie Amazon und Google. Da werden Erwartungen geweckt, die wir enttäuschen müssen.

    Ich werde trotzdem nur Verlagsautoren lesen - allein schon aus Zeitgründen.

    Vertue dich nicht. In den Bestsellerlisten stehen die Indies nicht selten mit 5 Sternen oben, dazu ein niedriger Preis. Genauso suchen die Amazonkunden ihre Waren aus, vom Rasierer bis zur Heckenschere. Glaub mir, das wird bei Büchern nicht anders sein.

    Und was wird aus dir? Wird bei so einer Massenveranstaltung noch Platz sein für ein inhabergeführtes Warezboard?

    Autorenführungen wären nichts für mich, das sag ich gleich! Vielleicht mache ich was anderes. Mal rein antizyklisch gesehen, müsste ich anfangen, Golf zu spielen.

illegale ebooks - realität oder fiktion?
    MONTAG, 25. JUNI 2012

    Du musstest dich in einem  Thread  zur Wehr setzen ...

    Ich wurde aufgefordert mit Zahlen zu belegen, dass die meisten Ebooks auf den Rechnern illegal sind. Ich war selbst verblüfft, dass auf 6,7 Mio verkaufte Ebooks 3,7 Mio verkaufte Lesegeräte kommen (deutschlandweit, in 2011). Im Durchschnitt sind also auf jedem Rechner weniger als 2 legale Ebooks. Wem diese 1,87 Ebooks nicht reichen, der hat illegale Ebooks gespeichert - ganz klar und logisch.

    Aber beindruckt hast du im Thread niemanden ...

    Die Heuchelei geht mir auf den Geist! Es wird so getan, als gäbe es uns Piraten nicht. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand öffentlich nicht zugibt, dass er illegale Files auf seinem Rechner hat. Aber wenn Leute hingehen und die Realität einfach ausblenden, dann betrachte ich mir die Flugbahn ihrer moralischen Papierflieger mal genauer. 

    Warum treibst du dich überhaupt in so einem Thread rum?

    So hole mir meine Ideen. Das klappt eigentlich fast immer. Ich stürze mich irgendwo als eBookpirat ins Getümmel und muss mich verteidigen. Dann ist die Position, die ich vertrete, am Ende klarer, irgendwie gereinigt von Nebensächlichkeiten. 

    Eine Frage der Technik also! 

    Eigentlich schon, denn meine Position wird zwar von vielen geteilt - manch einer nicht wenig schreibgewandt - aber öffentlich gemacht wird sie nicht. Ich habe also nirgendwo eine ausgearbeitete Position, auf die ich mich beziehen kann. Die allgemeine Ansicht ist, dass es eine Selbstdarstellung der eBookpiraten nicht geben darf. 

    Lass mich raten: Dein Geltungsbewusstsein ist stärker als deine Bedenken?

    Kaum jemand - von Sascha Lobo bis Christopher Lauer - der sich nicht mit uns Buchpiraten öffentlich auseinandersetzt. Sollen wir das Feld nur den Externen überlassen?

    Warum nicht?

    Zum einen damit klar wird, dass wir keine Pornorussen sind. Wir erfüllen einen Bildungsauftrag. Gekaufte eBooks waren anfangs unerschwinglich - was blieb als geklaute Filme!? Zum anderen wird klar, dass wir eine Nachfrage befriedigen. Wir sind eher Getriebene als Antreiber der Entwicklung. Die Masse der Leser fordert eBooks zum vertretbaren Preis. Sie wollen ihre Geräte nutzen - keine Kellerkinder fordern das, sondern gebildete und im sonstigen Leben staatstreue Bürger!

    Und das musste ausgesprochen werden?

    Ja, besonders seit letzteres ausgesprochen wurde, hat sich die Haltung der Politik ausdifferenziert ;) Natürlich haben die Autoren tausend Stimmen, aber die Wähler haben Millionen Stimmen. Unsere Politiker müssen Häuser abbezahlen, Kinder studieren lassen. Heutzutage verlierst du jede Wahl, wenn sich das Netz gegen dich entscheidet. Wenn sich 5% der Wähler gegen dich stellen, bist du gekündigt. Das gilt für die CDU nicht anders als für die Piratenpartei! Also musst du dich entscheiden: die Stimmen der Autoren oder die Stimmen der Leser? 

    Das muss sich ja nicht widersprechen?

    Die jungen Mädchen wollen ihre Vampirbücher lesen ohne arm zu werden, die Studenten ihre Fachbücher, die Eltern wollen ihre Kinder lesen sehen. Die Verlage aber wollen Geld verdienen. In der Realität haben sich die Interessen völlig auseinanderentwickelt. Die Macht der Verlage ist eine Fiktion. Das muss offen gesagt werden. Es ist

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