Interview mit einem Buchpiraten
heißt?
Unsichtbar!
Boox.to - eine Öffentliche eBibliothek
FREITAG, 30. NOVEMBER 2012
Ein fremdes Angebot mit eurem Archiv - nicht ein wenig empört?
Zuerst mal ist das nicht 'unser' Archiv. Wir bekommen Archive reingereicht und machen sie katalogisierbar, entfernen Duplikate, korrigieren die Dateinamen, damit die Amazonsuche mit den Titeln was anfangen kann. Was bei 10.000 Titeln eine irre Arbeit ist!
Ihr habt das Archiv katalogisierbar gemacht - für eine eigene eBibliothek?
Ja, klar. Wenn das Archiv erstmal ansprechbar ist, dann liegt die Idee in der Luft. Ich hab schon mehrfach in Interviews davon gesprochen. Am Ende steht die Öffentliche eBibliothek der Buchpiraten. Das wird unser Ding sein!
Warum keine Einzeltitel - Neuheiten zB?
Weil sich da eine Menge tut. Einzeltitel in begrenzter Zahl wirst du über eine Flatrate oder eine Verlagsbibliothek bekommen. Es gibt viele Gratisangebote und Warenbündel. Mit Einzeltiteln können wir uns bald nicht mehr vom legalen Angebot abheben. Aber eine eBibliothek wird uns niemand nachmachen - das würde das Ende des Buchhandels bedeuten.
Ist denn nicht das Angebot der DIGIBIB von der boerse.bz auch eine Öffentliche Bibliothek?
Eindeutig. Die Idee ist schon alt, und wir haben sie nicht erfunden. Die DIGIBIB ist das große Vorbild - keine Frage. Unser eBibliothek wird - ich sag mal - kundenorientierter sein. Die Titel sollen klick-verfügbar sein. Am Ende wird der 'Kunde' in einer eBibliothek stöbern können, Infos abfragen, vielleicht sogar chatten, bestellen und spenden können. Boox.to ist so gesehen eine Grundform.
Keine Angst, schwer unter Beschuss zu kommen?
Logisch, eine eBibliothek muss abusefest sein. Für uns stand diese Frage am Anfang unserer Überlegungen. Ohne eine Antwort darauf zu haben, hätten wir nicht einen Dateititel im Archiv geändert. Natürlich ist ein zentraler Ort für 10.000 und mehr eBooks ein leicht auszumachendes Ziel für den Gegner.
Aber ...
... für ein solches Megaprojekt wie eine eBibliothek lohnt es sich, 'hidden' Server in Reserve zu halten, die quasi im Backup-Modus mitlaufen. Vergiss nicht - wir reden von Epubs - 10.000 Titel speicherst du auf 10GB. Wir sind nicht library.nu mit Sachbüchern in PDF. Wir müssen nicht Server nebeneinander im Backup laufen lassen, sondern hintereinander. Das senkt die Kosten und erhöht die Sicherheit.
Keine Visionen mehr?
Am Ende steht eine Legalisierung unseres Angebots. Aber das ist keine Vision, denke ich.
Das Ende der OCH-Boards
MITTWOCH, 5. DEZEMBER 2012
So langsam kehrt Ruhe ein?
Wir sind völlig neue Wege gegangen. Nicht mehr Einzellinks werden gepostet, sondern ganze Teile des Archivs. Am Ende des Wegs steht, dass wir das komplette Archiv ständig abrufbar haben. Damit machen wir die OCHs (= One-Klick-Hoster wie Uploaded.to) bei den eBooks überflüssig. Das ist schon eine Herausforderung!
War das nötig, fragen manche Nutzer.
Die Abuser sind flächendeckend erfolgreich gegen Einzellinks vorgegangen. Das war der Grund, warum die Buecherkiste geschlossen wurde. Viele Boards reagieren nicht groß, aber der Erfolg der Abuser ist sichtbar - bei 70-80% Downlinks. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Einzellinks sinnlos sind.
Ihr habt verschiedene Sachen ausprobiert ...
Wir sind letztlich erfolgreich mit dem Download-On-Time - also einem Link, der für 20:00 angekündigt wird und ruhig am nächsten Morgen abused sein kann. Aber da sind immer noch die OCHs im Spiel - was nicht ideal ist. Wir wollen selbst hosten - ohne Werbung und ohne Schikanen.
... die Boards bleiben bei ihrem Weg.
Ja, nach außen hin. Aber ich denke, die Mods nehmen schon wahr, dass ihr Angebot überflüssig wird. Es lief ja nur rund, weil es keine Alternativen gab. Wenn ein neues Board kam - die Versuche gab und gibt es ja - dann wurden die Neureleases von dort einfach abgesaugt. Größe gab den Ausschlag. Etwas richtig Neues kam nicht auf. Doch so etwas wie boox.to macht die großen Boards und die OCHs im Bereich der eBooks überflüssig.
Boox.to muss nicht von Dauser sein.
Du wirst bald Mirrors sehen. Auch kommerzielle Angebote. Jedes Angebot muss sich daran messen - mit weniger gibt sich kein Nutzer zufrieden. Die 10.000 Epubs - schön katalogisiert - sind nun mal in der Welt. Da bekommt sie kein Abuser und kein OCH-Board mehr raus. Sie hosten im Usenet und bald überall auf der Welt.
Ihr habt euch selbst Konkurrenz gemacht.
So sehe ich das nicht. Ich hab mich zu oft
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