Intimitaet und Verlangen
Larry regelmäÃig auf, wenn sie sich bedroht fühlte oder sich fürchtete. Allerdings war Larry auch nicht besser im Aufrechterhalten der gemeinsamen Allianz â was bei Paaren häufig der Fall ist. Larry löste die Allianz, indem er davonstapfte, sobald sie sich »zurückgezogen« hatte.
Jedes Mal, wenn Larry oder Juanita ihre Allianz aufgaben, fühlte sich der jeweilige Partner verletzt. Ein einziger Satz wie »Muss ich das wirklich tun?« oder »Bist du dir sicher, dass du wirklich willst?« reichte dazu aus. Nach fast 20 Jahren fühlte Larry sich gedemütigt, wenn er sexuell aktiv geworden war und erneut zurückgewiesen wurde. Er war danach oft tagelang deprimiert. Juanita schwankte zwischen Wut und Verzweiflung, wohingegen Larry mit Frustration und Gefühlen der Hoffnungslosigkeit reagierte. Diese Kombination demoralisierte beide monatelang.
Juanita wurde nie klar, dass sie in der Regel zuerst die Allianz aufgab. Das geschah jedes Mal, wenn sie in Schwierigkeiten geriet und sich vorstellte, Larry werde bald wieder sehr frustriert sein. In Reaktion auf ihre eigenen Ãngste gab sie die Allianz mit Larry auf, indem sie zu ihm sagte: »Jetzt sei bitte nicht wütend.« Dies brachte Larry auf die Palme, und dadurch wieder wurde ihre Angst verstärkt und ihre Erregung noch schwächer, mit der Folge, dass sie sich einerseits zurückzog und andererseits »verlassen« fühlte.
Eine Allianz aufrechtzuerhalten erfordert emotionale Widerstandskraft (Resilienz). Wenn Sie die Allianz, die Sie mit Ihrem Partner haben, jedes Mal aufgeben, sobald Ihr Partner dies tut, können Sie keine resiliente kollaborative Allianz mit ihm haben. Deshalb ist Ihre Fähigkeit, eine kollaborative Allianz aufrechtzuerhalten, eng mit der Stärke der Vier Aspekte der Balance bei Ihnen verbunden. Sie müssen sich Ihre Verpflichtungen klar vor Augen führen, indem Sie bei sich selbst bleiben, und Sie müssen Ihre Verpflichtungen erfüllen, indem Sie Geist und Herz beruhigen und Ihre Emotionen besänftigen, falls Sie aufgeregt oder aufgebracht sind. Weiterhin müssen Sie gelassen bleiben und dürfen nicht überreagieren, wenn Ihr Partner seine Allianz mit Ihnen aufgibt. In schwierigen Situationen erfordert eine resiliente kollaborative Allianz auÃerdem sinnvolle Beharrlichkeit.
In manchen Familien entsteht nie eine kollaborative Allianz
Viele von uns werden durch die Unfähigkeit ihrer Eltern beeinflusst, eine kollaborative Allianz entweder mit ihren Kindern oder miteinander oder beides aufrechtzuerhalten. Dies wirkt sich auf unser Gehirn und unser Verhalten aus, insbesondere wenn es um die Kontrolle der Emotionen geht. Beispielsweise reagiert das Gehirn auf unsere Interaktionen mit anderen Menschen durch die Modulation neurochemischer Prozesse, indem es neue Neuronenverbindungen produziert und die Kontrolle über den Ausdruck der Gene ausübt (dies wird Epigenetik genannt). 21
Bei einigen Menschen erzeugen die Gene geringere Mengen jener neurochemischen Stoffe, welche die Wirkung von Stress und Traumata verringern (wie etwa Serotonin und Monoaminoxidase A). Darunter leidet die Widerstandskraft der Betreffenden, mit der Folge, dass sie bei belastenden Ereignissen besonders anfällig für Depression und Selbstmordtendenzen werden. 22 Wenn Kinder schlecht behandelt werden, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass bei ihnen eine Antisoziale Persönlichkeitsstörung entsteht und dass sie im Erwachsenenalter zu kriminellen Handlungen neigen. 23 Allerdings spielt bei der Entstehung antisozialen Verhaltens die starke Wechselwirkung zwischen Genen und Umgebung eine wichtige Rolle. 24 Insofern sind die Erlebnisse eines Menschen von entscheidender Bedeutung, wohingegen eine für Probleme prädisponierende genetische Grundlage erst ins Gewicht fällt, wenn der betreffende Mensch mit starkem Stress konfrontiert und schlecht behandelt wird (d.h., die genetische Prädisposition gelangt erst dann »zum Ausdruck«).
In Juanitas Fall war es zwar nur selten (drei- oder viermal) zu sexuellem Missbrauch gekommen, doch ihre kollaborative Allianz mit ihren Eltern hatte in ihrer Kindheit und Jugend immer wieder versagt. Zu solchem täglichem Zusammenbrechen von Allianzen kommt es in Familien, in denen sexueller Missbrauch stattfindet, relativ häufig, und dies kann auf die Kinder eine negativere Wirkung haben als relativ seltene Erlebnisse
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