Intimitaet und Verlangen
sexuellen Missbrauchs an sich.
Juanita war die »perfekte Tochter« ihrer Eltern. Von früher Kindheit an war ihr immer daran gelegen gewesen, die Harmonie in ihrem Elternhaus um jeden Preis zu erhalten. Ihre Eltern hatten sie auf renommierte Schulen geschickt und mit den schulischen Leistungen des Mädchens vor ihren Freunden angegeben. Doch obwohl sie oft mit Juanita sprachen, hörten sie ihr kaum zu. Juanita selbst spielte ihren Eltern gegenüber die Rolle der vorbildlichen Tochter, obwohl ihr klar war,dass sie für sie im Grunde unsichtbar war. Sie sagte grundsätzlich, es gehe ihr gut, auch wenn das gerade nicht der Fall war, einfach weil ihre Eltern dies hören wollten.
Ihre sexuellen Erlebnisse mit ihrem Vater in der Kindheit erwähnte Juanita nie. Berührt ein Vater sein Kind sexuell, weià es, dass seine kollaborative Allianz mit ihm nicht mehr besteht. Und wenn das Kind auÃerdem weiÃ, dass die Mutter ihm nicht glauben oder sich nicht einmischen wird, wird die Allianz mit der Mutter ebenfalls zerstört. Man könnte sagen, Juanita sei ihren Eltern gegenüber loyal gewesen, diese ihr gegenüber hingegen nicht. Doch in Wahrheit bestand zwischen ihnen eine kollusive Allianz .
Zwischen Juanitas Eltern bestand keine Allianz: Ihre Mutter hatte den Vater in flagranti erwischt, als er gerade die Hausangestellte vögelte, und sie hatte danach keine Gelegenheit versäumt, ihm diesen Vorfall unter die Nase zu reiben. Sogar beim gemeinsamen Essen der Familie kam sie immer wieder darauf zu sprechen. Manchmal forderte der Vater Juanita auf, ihre Mutter »um des lieben Friedens willen« zu bitten, ihn nicht mehr anzugreifen. Die Mutter wiederum benutzte die Tochter, um ihre Gefühle über das, was der Vater ihr angetan hatte, auszudrücken.
Als Juanitas Eltern darüber zu reden begannen, dass sie sich scheiden lassen wollten, wurde ihre Rolle als »perfekte Tochter« noch wichtiger. Juanitas GroÃvater war in der Stadt, in der er lebte, sehr angesehen, und er hatte von seinem Sohn erwartet, dass er den äuÃeren Anschein der Schicklichkeit wahren und die Ehe bestehen lassen würde, auch wenn er unglücklich war. Schon sehr früh wusste Juanita, dass sie ihrer erweiterten Familie nicht vertrauen konnte.
In Larrys Familie hatte es um die kollaborativen Allianzen auch nicht viel besser gestanden. Larrys Vater und sein Onkel hatten wegen fehlgeschlagener Geschäfte gegeneinander Prozesse geführt. Zuvor hatten sie gemeinsam ein Unternehmen gegründet, um Larrys GroÃvater auszubooten, der sie jahrzehntelang für sich hatte arbeiten lassen und ihnen versprochen hatte, ihnen sein Geschäft zu vererben. Eines Tages jedoch hatte er ihnen eröffnet, er werde das Geschäft verkaufen. Daraufhin hatten Larrys Vater und Onkel ein eigenes Unternehmen gegründet und den Kundenstamm des GroÃvaters abzuwerben versucht. Doch das war ihnen nicht gelungen. Die Situation verschlechterte sich noch weiter, als der GroÃvater sein Geschäft tatsächlich verkaufte und den gesamten Erlös für sich behielt.
Larrys Vater war ein GroÃmaul, und er erwartete, von Larry als wichtige Persönlichkeit anerkannt zu werden. Er war körperlich ziemlich klein, versuchte aber, sich gröÃer zu machen, als er war. Seine Einstellung zu seiner Vaterrolle könnte man in dem Satz »Sei mein FuÃabtreter« zusammenfassen.
Wiederholt hatte Larrys Vater Pläne für seinen Sohn entwickelt. Dabei geriet Larry jedoch jeweils in eine Abhängigkeit von seinem Vater und musste dies akzeptieren. Zehn Jahre zuvor hatte Larry für einen Autokredit des Vaters gebürgt. Als der Vater dann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkam, forderte die Bank das Geld von Larry zurück. Vor zwei Jahren hatte der Vater bei verschiedenen Gläubigern Schulden gehabt, und Larry hatte 7000 Dollar bezahlt, um seinen Vater vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren. Dieser hatte zwar versprochen, das Geld zurückzuzahlen, doch Larry hatte nie auch nur einen einzigen Cent gesehen. Besonders schmerzhaft war für ihn, dass sein Vater wiederholt die kollaborative Allianz ausgeschlagen hatte, die Larry ihm anbot.
In Anbetracht ihrer familiären Vorgeschichten war es kaum überraschend, dass Juanita und Larry 15 Jahre lang eine kollusive Allianz aufrechterhalten hatten, um die Auseinandersetzung mit ihren sexuellen Problemen zu
Weitere Kostenlose Bücher