Intimitaet und Verlangen
vermeiden.
Kollaborative Allianzen in einer Ehe
Ihre Fähigkeit, eine kollaborative Allianz aufrechtzuerhalten, wurzelt in der Evolution und Kultur des Menschen. 25 Allerdings sollten Sie sich von der Vorstellung verabschieden, dass eine Ehe im Prinzip halten muss, »bis dass der Tod uns scheidet«. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein. Die Anthropologin Helen Fisher hat darauf hingewiesen, dass die meisten Tiere keine Paarbindung entwickeln und dass diejenigen, die es tun, zwei Dinge gemeinsam haben: Sie gebären hilflose Babys, und die Eltern bleiben nicht ihr ganzes Leben lang zusammen, sondern nur, bis die Aufzucht ihres Nachwuchses abgeschlossen ist. 26 Deshalb gelangte Fisher zu der Ãberzeugung, dass Verwandtschaft für die menschliche Evolution im Laufe der Jahrhunderte wichtiger war als dauerhafte Partnerschaften. 27 Wenn die Paare sich trennten, baten die Mütter ihre Verwandten um Hilfe. Die Kinder hatten mehr Kontakt zu Tante, Onkel und GroÃmutter als zum Vater.
Verwandtschaftsverbindungen sind oft dauerhafter als Ehen, weil sie weniger intensiv sind als letztere. Sie sind durch weniger Entscheidungsdilemmata belastet, es gibt in ihnen mehr Abstufungen von Freiheit, und der emotionale und physische Raum für Interaktionen ist weitläufiger. Sie beanspruchen die Vier Aspekte der Balance nicht so sehr wie eine Ehe (was allerdings für Familien, in denen ein hohes Maà an emotionaler Verschmelzung herrscht, nicht gilt). Je näher Verwandtschaftsbeziehungen der Intensität monogamer Ehen kommen, umso häufiger zerbrechen in den erweiterten Familien kollaborative Allianzen. Sollte es also zutreffen, dass die Verwandtschaftsbeziehungen eher die Grundlage der Zivilisation sind als ein Elternpaar, ist es besonders wichtig, dass man in der Lage ist, eine besonders gute kollaborative Allianz aufrechtzuerhalten, sofern man sich eine stabile langfristige (eheliche) Beziehung wünscht.
Einer solchen Beziehung ist es nicht grundsätzlich förderlich, sich ausschlieÃlich auf die Kraft der Bindung zu verlassen. Allianzen, die auf Wollust, romantischer Liebe und Bindung basieren, sind in der Regel kurzlebig. Kollaborative Allianzen, die auf Loyalität und Integrität gründen, bleiben länger bestehen. Doch auch angesichts von Ungemach loyal zu bleiben erfordert ein ziemlich komplexes »Selbst«. Eine Ehe zu wollen und sie durch Aufrechterhaltung einer kollaborativen Allianz zusammenzuhalten, ist eine weitere Möglichkeit von Menschen, sich weiterzuentwickeln. Wenn Sie sich also eine Ehe wünschen, die auf einer resilienten kollaborativen Allianz basiert, sollten Sie die Vier Aspekte und Ihren Präfrontalkortex in diese Bemühungen einbeziehen.
In kollaborativen Allianzen den Geist spiegeln
Solche Allianzen beinhalten:
â  selbst dann ehrlich zu sein, wenn es für Sie persönlich von Nachteil ist oder zu Schwierigkeiten führen könnte;
â  keine Informationen zu verfälschen oder zurückzuhalten, um den Partner zu manipulieren;
â  sich mit sich selbst zu konfrontieren und zuzulassen, dass der Partner Sie adäquat spiegelt und versteht.
Wie ich bereits sagte, erfordern kollaborative Allianzen, dass man selbst dann auf gemeinsame Ziele hinarbeitet, wenn diese Angst verursachen oder für einen selbst von Nachteil sind. Wenn Sie sich falsch darstellen, haben Sie Ihre Allianz aufgegeben. Falls Sie Ihren Geist so verschleiern, dass es nicht möglich ist, ihn adäquat zu spiegeln, läuft auch dies auf ein Aufgeben der Allianz hinaus. Es gibt auch Menschen, die selbst dann eine kollaborative Allianz nicht aufrechterhalten könnten, wenn sie ihnen schön verpackt in einer Schachtel wie ein Geschenk angeboten würde.
Eine starke kollaborative Allianz aufbauen und erhalten
Menschen geben Allianzen aus vielen Gründen auf. Einige tun es, weil sie sich persönlich nichts davon versprechen oder weil ihre Fähigkeit, sich für andere Menschen zu engagieren, sehr begrenzt ist. Andere wollen ihrem Partner etwas »heimzahlen«. Manche fühlen sich »berechtigt«, ihre Allianz zerbrechen zu lassen, sobald sich in der Beziehung eine negative Entwicklung anbahnt. Wenn Sie mit Identitätsproblemen kämpfen, wie sie in der Frage »Zu wem gehörst du?« zum Ausdruck kommen, lösen sich Allianzen gewöhnlich auf. Wenn Ihr stabiles und flexibles Selbst ohnehin nicht besonders stark
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