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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
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ausgesetzt sind, ist der Hippocampus (der das Gedächtnis steuert) häufig kleiner als bei anderen. Das Hippocampus-Volumen von 22 Frauen, die über wiederholten sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit berichtet hatten, war fünf Prozent geringer als das von Frauen, die keinen sexuellen Missbrauch erlitten hatten. 11 Eine Untersuchung, an der sieben Vietnamveteranen teilnahmen, die unter Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) litten, ergab, dass der Hippocampus der Teilnehmer 24 Prozent kleiner war als derjenige nichttraumatisierter Soldaten im aktiven Dienst. In der Gruppe der PTBS-Kranken war bei denjenigen mit den meisten Kampferlebnissen der Hippocampus am kleinsten. 12 Eine Langzeitstudie, an der 15 Kinder teilnahmen, bei denen PTBS-Symptome festgestellt worden waren, ergab, dass auch bei ihnen der Hippocampus verkleinert war. 13
    Im Gegensatz zum Hippocampus, der unter Stress an Plastizität verliert , gewinnt die Amygdala unter Stress an Plastizität. Intensive emotionale Erlebnisse wie Furchtkonditionierung verstärken ihre synaptische Signalübermittlung und ihr langfristiges Reaktionsverhalten. Bei Ratten, die fünf Minuten lang mit einer Katze (also mit einer Bedrohung durch ein Raubtier) konfrontiert wurden, wurde die neuronale Plastizität im Hippocampus geringer, wohingegen die in der Amygdala zunahm. Starker oder ständiger Stress wirkt sich auf vielfältige Weise negativ auf das Gehirn aus. 14
    Doch muss gar nicht etwas so Dramatisches passieren. Ratten, die im Laufe von zehn Tagen viermal kurz mit einer aggressiveren Ratte konfrontiert wurden (ein Beispiel für sozialen Stress), waren besonders hyperreaktiv, als man ihnen zwei Wochen und zehn Wochen danach Amphetamin injizierte. Episoden von wiederholtem sozialem Stress können zu langfristigen neuronalen Veränderungen führen, welche die Amygdala und das ventrale tegmentale Areal sensibilisieren und Ihre Gefährdung für Abhängigkeit von Psychostimulantien erhöhen. 15 Mit starken Erregungszuständen verbundene Erlebnisse erzeugen dauerhaftere Erinnerungsspuren als emotional neutrale Erlebnisse. 16 Traumatische emotionale Erlebnisse erzeugen Erinnerungen von pathologischer Stärke, die Depressionen und Angststörungen auslösen können. 17
    Dies war die schlechte Nachricht bezüglich neuronaler Plastizität, und nun kommt die gute: Wichtige Gehirnregionen bleiben lebenslang im positiven Sinne plastisch. Neueren Erkenntnissen zufolge entwickeln sich im Hippocampus von Erwachsenen Nervenzellen. Man nimmt an, dass Psychotherapien und Psychopharmaka diese Tatsache für therapeutische Zwecke nutzen könnten. Untersuchungen über Plastizität liefern neue Informationen und lassen die Hoffnung als realistisch erscheinen, dass die Emotionsschaltkreise im Gehirn beeinflussbar sind und dass es möglich ist, auf diese Weise das Wohlbefinden zu fördern. 18
    Die vier Kapitel des vierten Teils stellen bewährte Methoden vor, die den Körper auf eine gewöhnlich als angenehm empfundene Weise nutzen, um das Repertoire sexueller Aktivitäten zu vergrößern, bessere Liebhaber zu werden und die Beziehung zum Partner zu verbessern. Sowohl nonverbale als auch verbale Möglichkeiten der Auflösung von Problemen werden beschrieben. Und es geht nicht um »sexuelle Techniken« im landläufigen Sinne, sondern die beschriebenen Ansätze dienen einerseits dazu, die Vier Aspekte der Balance weiterzuentwickeln, und andererseits ermöglichen sie, die Früchte der rasend schnellen Entwicklung von Forschungsgebieten wie dem der Neuroplastizität und dem der interpersonalen Neurobiologie zu nutzen. Sie tun niemandem weh, wenn Sie körperliche Interaktionen mit Ihrem Partner nutzen, um eine Situation zu schaffen, die positive Veränderungen in Ihrem Gehirn fördert.
    Im vorliegenden Kapitel werde ich drei Arten der Begegnung mit einem Partner beschreiben, die Paaren helfen, ihre Probleme mit dem sexuellen Verlangen zu lösen. Doch bevor wir uns damit beschäftigen, müssen wir den mentalen Rahmen abstecken, auf dem diese Aktivitäten in starkem Maße basieren. Physisches Engagement vertieft die emotionale Wirkung der Auseinandersetzung mit Ihrem Partner. Doch ebenso wichtig, wie zu verstehen, was Sie in emotionaler Hinsicht zu erreichen versuchen, ist es, zu wissen, wie Sie Ihren Körper dabei nutzen können.
    Kollaborative Allianzen
    Zunächst

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