Intrigenküche: Agenten der Galaxis (German Edition)
Echsenaugen und entblößte sichelförmige Zähne. Vom Sattel des geschmeidigen Tieres aus musterte ihn ein Mann mit dunkler Seidenmaske.
»So, Meister D’ete«, sagte eine harte Stimme. »Ihr seid also wohlbehalten angekommen.«
»Und?«
»Es ist natürlich zu früh. Viel zu früh. Haltet die Augen offen und lernt die Wege kennen, auf denen alles von Saal zu Saal geht. Ich komme wieder auf Euch zu.«
»Weswegen?«
»Vorsichtig? Das ist gut.« Lautlos und blitzschnell eilte der Wandläufer die glatte Oberfläche wieder hinab und verschwand über die Brüstung eines anderen Balkons.
Minkas ging zurück in seine Suite und stellte die Sicherheitsanlage auf wachsam .
*
Reuben Penjin saß Lady Leonza auf der Dachterrasse gegenüber. Ihr kühler Charme und ihre Intelligenz hatten ihn sofort beeindruckt, als ihn Lord Raden vor vielen Jahren in seinen Sicherheitsdienst berufen hatte. Er war stolz darauf, sich inzwischen bis zur Spitze dieses Dienstes hinaufgearbeitet zu haben, auch wenn es Zeit und List erfordert hatte. Und natürlich die Protektion Ihrer Ladyschaft.
Sie musterte ihn mit der Miene eines Menschen, der ohnehin alles wusste.
»Etwas stimmt also nicht mit unserem guten Maître ?«, fragte sie gelangweilt.
»Nun, das ist wohl so. Wir haben uns das Schiff vorgenommen …«
»Und?«
»Auf den ersten Blick schien alles in Ordnung, aber wir fanden schnell Kampfspuren. Die Geschichte mit dem Müllcontainer ist schlicht erlogen. Die Geräte zeigten an mehreren Stellen Hämoglobin an. Es muss schnell gemacht worden sein, denn bei der Routineüberprüfung am Fyneman-Gürtel war noch alles in Ordnung. Keine Hinweise auf ein Eindringen oder Beschuss. Es ist also im Orbit passiert, denn da kam es zu der angeblichen Lukenbeschädigung durch den treibenden Container.«
»Und was schließt du daraus?«, fragte Lady Leonza.
»Man hat den Maître und seinen Assistenten gegen zwei Ersatzleute ausgetauscht. Zweifellos treiben gewisse Leute, über deren Pläne wir schon gesprochen haben, ihr Mordkomplott voran.«
Ihre Ladyschaft lächelte. Ihre zart-rot geschminkten Lippen weiteten sich zu einem aparten Doppelbogen, dessen Anblick Reuben Schauder über den Rücken jagte. Er hatte sie bisher noch nicht oft lächeln sehen.
»Das ist doch ausgezeichnet. Mein Mann ist von Maître D‘ete sehr beeindruckt. Das Skandalöseste, was er seit Jahren im Bereich der Kochkunst erlebt hat.« Ihr Mundwinkel zuckte kurz. »Sorge dafür, dass niemand sonst die Spuren im Schiff registriert, und ersetze deinen Bericht durch ein Routineexemplar!«
»Wir sollen nichts unternehmen, Eure Ladyschaft?«
»Weshalb denn? Der wilde Maître wird in keinem Fall versuchen, jemanden am table informelle zu vergiften. Er wird auch nicht sofort zuschlagen, denn solche Dinge benötigen Zeit und Vorbereitung. Du wirst dich darum kümmern, dass jeder Zweifel, der sich über diesen Mann erheben sollte, sofort zerstreut wird. Bis auf die beschädigte Luke darf nichts Auffälliges am Schiff zurückbleiben. Ganz egal, was diese beiden Männer vorhaben, wir werden es nutzen, um dich in der Hierarchie des Hofes noch weiter nach oben zu bringen.«
»Sehr wohl, Eure Ladyschaft. Und was soll ich Seiner Lordschaft sagen?«
»Sage, du habest alles einwandfrei vorgefunden. Sorge auch dafür, dass die Computeridentifikation entsprechend abgeändert wird. Herzog Attin könnte Bilder oder Gehirnwellenmuster abrufen. Als Sicherheitschef des inneren Hofes hätte er jedenfalls die Aufgabe.«
Reuben nickte nachdenklich.
»Es dürfte nicht schwer sein, ihn zu täuschen. Da nur ein Datenknoten den Palast versorgt, kann der Rest der Welt so viele Informationen über den Maître besitzen, wie er will – am Hof wird nur verfügbar sein, was das Filterprogramm durchlässt. Ich werde meinen Programmierer entsprechend anweisen. Er ist ebenso schnell wie zuverlässig. Das Schwerkraftfeld von Nuples sorgt ja ohnehin dafür, dass wir so gut wie keine brauchbaren Daten von Xerxes empfangen. Attin hat längst nicht mehr genügend Biss, um ernsthaft nachzuforschen. Er muss uns keine Sorgen machen.«
Lady Leonza nickte Reuben großmütig zu. »Ich wusste, dass du mich auch diesmal nicht enttäuschen würdest.«
Reuben verneigte sich tiefer als sonst und stieg wieder in den Sattel des Wandläufers, der ihn zur Terrasse hinaufgebracht hatte, und mit dem er ebenso unauffällig in die Reitställe Seiner Lordschaft zurückkehren würde.
*
Wohlwollend
Weitere Kostenlose Bücher