Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Frank manchmal darunter litt.
    »Was darf ich den Herren holen?«, fragte Stefan. »Kaffee und Hotdogs?«
    »Gibt's bei McDonald's nicht«, sagte Frank. »Aber Kaffee und Donuts tun's auch.« Er deutete auf einen freien Tisch. »Wir braten inzwischen ein bisschen, damit unser Suchtpuckel seinen inneren Schweinehund füttern kann.«
    Stefan lachte und verschwand in der Tür. Auch Mike rang sich ein gequältes Grinsen ab und setzte sich auf eine der niedrigen Steinbänke, die tatsächlich noch unbequemer waren, als sie aussahen.
    »Vielen Dank«, sagte er.
    Frank hob die Schultern. »Es ist deine Gesundheit. Obwohl sie mir ganz und gar nicht egal ist.«
    »Weil ich sozusagen dein Chef bin?« Mike kramte in der Tasche und zog Zigaretten und Feuerzeug hervor.
    »Mein größter Kunde«, korrigierte ihn Frank. Er lächelte.
    Aber Mike hörte trotzdem das Klingeln einer (leisen) Alarmglocke in seinem Kopf und beschloss, das Thema zu wechseln. Frank und er kannten sich jetzt seit mehr als dreißig Jahren, aber irgendetwas hatte sich geändert, seit sie auch zusammen arbeiteten. Frank hatte sich als freiberuflicher Schriftsteller und Journalist selbstständig gemacht und übernahm in Mikes Auftrag oft die Recherchen für dessen eigene Bücher. Nicht zum ersten Mal fragte Mike sich, ob es wirklich klug gewesen war, aus einer so langjährigen Freundschaft auch eine Geschäftsbeziehung zu machen. Er kannte zwar eine Menge Geschäftsbeziehungen, aus denen im Laufe der Zeit Freundschaften entstanden waren, aber er war sich nicht sicher, ob es auch umgekehrt funktionierte.
    Aber jetzt war nicht der Moment, um das auszudiskutieren.
    Gerade jetzt nicht. Er zündete sich eine Zigarette an, nahm einen so tiefen Zug, dass ihm leicht schwindelig wurde, und warf einen langen, nachdenklichen Blick in die Runde.
    Während der letzten Minuten war er so damit beschäftigt gewesen, seinen Groll auf Stefan zu pflegen, dass er kaum auf seine Umgebung geachtet hatte. Dafür fiel ihm jetzt umso mehr auf, wie krass sich diese Straße von dem breit ausgebauten Highway unterschied, über den sie Flagstaff erreicht hatten.
    Was er vorhin vermisst hatte, das sah er nun geradezu im Überfluss. Sie mussten sich in dem Teil Flagstaffs befinden, den die Planer dieser auf dem Reißbrett entstandenen Stadt zur Altstadt erkoren hatten.
    So ziemlich alles hier sah aus, als stammte es aus dem vergangenen Jahrhundert - oder vielleicht sogar aus dem davor.
    Die Häuser waren klein und größtenteils im Kolonialstil erbaut.
    Andere, wie das Restaurant, auf dessen Terrasse sie saßen, waren Blockhütten oder aus grobem Stein erbauten Katen nachempfunden. Die Straße hätte ihm gefallen müssen, aber sie tat es nicht. Vielleicht, weil alles so unecht wirkte - und das auf eine schwer fassbare, aber nicht besonders angenehme Art.
    Amerikanische Plastik-Kultur eben.
    Er nahm einen weiteren, noch tieferen Zug und behielt den Rauch diesmal so lange in den Lungen, bis er Atemnot bekam.
    Er sah nicht einmal in Franks Richtung, aber er spürte trotzdem, dass dieser ihn durchdringend anstarrte. Unbehaglich drehte er sich wieder zu ihm um, versuchte einen Moment lang vergeblich, seinem Blick standzuhalten, und rettete sich schließlich, indem er einen weiteren Zug aus seiner West inha-lierte. Diesmal konnte er nur noch mit Mühe ein Husten unterdrücken, und zu allem Überfluss brachte sich sein Herz mit einem dünnen, aber durchdringenden Stechen wieder in Erinnerung.
    Wieder einmal, um genau zu sein.
    Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann diese verdammten Herzbeschwerden angefangen hatten. Es mussten zehn Jahre oder mehr sein.
    Aber seit zwei oder drei Jahren waren sie jenem Stadium entwachsen, das er in blauäugiger Selbstdiagnose als Lappalie eingestuft und mit begeisterter Naivität verdrängt hatte.
    Manchmal hatte er ein taubes Gefühl in Händen oder Fingerspitzen und seit einigen Wochen auch immer öfter echte Schmerzen. Nicht schlimm und nicht besonders oft, aber mit wachsender Tendenz. Sobald sie wieder zu Hause waren, dachte er, würde er das Rauchen aufgeben und zum Arzt gehen. Oder wenigstens eines von beiden.
    »Allmählich müssen wir uns entscheiden«, sagte Frank plötzlich.
    »Entscheiden?«
    Frank deutete zur Straße, setzte dazu an, etwas zu sagen und stockte dann mitten in der Bewegung. Ein seltsamer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Überraschung spiegelte sich darin, aber auch ein noch nicht ganz erwachter Schrecken, als wäre das, was

Weitere Kostenlose Bücher