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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schluckte einen Fluch herunter, sah hastig in den Rückspiegel und fuhr dann ebenfalls bei Rot über die Ampel.
    Ihm war alles andere als wohl dabei zumute - nicht wegen der Gesetzesübertretung, sondern weil er nicht besonders begierig darauf war, gleich am ersten Tag herauszufinden, ob die amerikanischen Cops tatsächlich so scharf waren, wie allgemein behauptet wurde. Aber noch viel weniger wild war er darauf, jetzt den Anschluss an seine beiden Freunde zu verlieren.
    Ein wenig zu spät fiel ihm ein, dass er der Einzige war, der die Adressen der Hotels im Gepäck hatte.
    Er versuchte, zu den beiden anderen aufzuschließen, aber irgendwie gelang es ihm nicht. Der Verkehr wurde dichter, je mehr sie sich dem Zentrum von Flagstaff näherten, und die Intruder besaß nicht einmal einen Bruchteil der Durchzugs-kraft, die er von seiner heimatlichen Hayabusa gewohnt war.
    Er war schon froh, nicht noch weiter zurückzufallen. Als Stefan endlich anhielt und rechts ranfuhr, war Mike regelrecht wütend auf ihn; nicht einmal so sehr wegen des kleinen Fehlers an der Ampel, sondern weil sein Freund drauf und dran war, ihm die gute Laune zu verderben.
    Er würgte den Gedanken ab, bevor er zum Selbstläufer werden und ihm tatsächlich die Laune verderben konnte, parkte das Motorrad und riss sich den Helm vom Kopf, während er abstieg und auf Stefan zuging.
    »Was sollte denn das gerade?«, schnappte er, zwar nicht annähernd so scharf, wie er beabsichtigt hatte, aber immer noch zornig genug.
    »Was?«
    »Der kleine Scherz mit der Ampel. Bist du scharf auf einen Strafzettel? Ich glaube nicht, dass sie Touristen Rabatt gewähren.«
    »Vor allem solchen nicht, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben«, sagte Stefan grinsend.
    »Was soll das heißen?«
    »Rechts abbiegen bei Rot ist hier erlaubt«, sagte Frank.
    »Es ist sogar vorgeschrieben«, fügte Stefan hinzu. »Du bekommst ein Ticket, wenn du es nicht tust. Stand alles in dem Reiseführer, den wir bekommen haben. Aber den hast du ja wahrscheinlich nicht gelesen, wie ich dich kenne.«
    Mike verzichtete auf eine Antwort. Er hatte den Reiseführer tatsächlich nicht einmal angerührt. Er las niemals Reiseführer, ebenso wenig wie Betriebsanleitungen, Handbücher oder Programmzeitschriften. Stefan hatte schon mehr als einmal -
    und nicht ganz zu Unrecht - gewitzelt, dass Mike Anleitungen jeglicher Art wohl prinzipiell erst dann las, wenn seine eigene Fantasie für Fehlbedienungen erschöpft war. Außerdem hatten seine Worte durchaus versöhnlich geklungen.
    »Also gut«, knurrte Mike. »Und warum hast du angehalten?
    Wir haben bisher allerhöchstens die Hälfte geschafft. In drei oder vier Stunden wird es dunkel.«
    »Also, meine Karre hat ein Lampe«, sagte Stefan spöttisch.
    »Außerdem habe ich Hunger. Kommt. Ich spendiere ein Bier und ein paar Hotdogs.«
    Mike zögerte. Sie hatten tatsächlich noch eine Menge Meilen vor sich, vermutlich mehr, als sie bis zum Einbruch der Dunkelheit schaffen konnten. Auch das gehörte zu den Dingen, die man ihm zwar zuvor gesagt hatte, die er aber trotzdem erst am eigenen Leibe erleben musste, um sie wirklich zu glauben: Vierhundert Kilometer waren auf deutschen Autobahnen ein Klacks; eine Sache von einem halben Tag oder weniger. Auf einem amerikanischen Highway war es fast mehr, als man an einem Tag schaffen konnte, wenn man sich an die rigorosen Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt.
    Dabei hatte Stefan natürlich Recht: Sie würden das Hotel ohnehin nicht mehr im Hellen erreichen. Es spielte keine Rolle, ob sie eine halbe Stunde früher oder später ankamen.
    Sie überquerten die Straße und steuerten ein Cafe im Western-Stil an, eine wuchtige Holzhütte mit kleinen Fenstern, hölzernen Dachschindeln und einer weitläufigen Terrasse, in deren Inneren sich allerdings eine hochmoderne McDonald's-Filiale verbarg. Stefan und Frank gingen in Richtung Eingang, aber Mike schüttelte nur den Kopf und schritt zielsicher zur Terrasse. Zwar war es viel zu heiß, um draußen zu sitzen, aber Mike hatte die letzte Zigarette vor mehr als drei Stunden geraucht. Wenn er seinen Nikotinspiegel nicht bald wieder anhob, würde er wahrscheinlich den Verstand verlieren.
    Frank verdrehte die Augen, protestierte aber nicht, und Mike verspürte ein flüchtiges, aber sehr tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Frank war so ziemlich der überzeugteste Nichtraucher, dem er jemals begegnet war. Trotzdem akzeptierte er Mikes Sucht stillschweigend, auch wenn Mike wusste, wie sehr

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