Intruder 1
er gesehen hatte, eher unerwartet als wirklich bedrohlich. Mike wollte sich umdrehen und in die Richtung sehen, in die seine Hand wies, aber Frank ließ rasch den Arm sinken und suchte dann wieder den direkten Augenkontakt mit Mike.
»Ich wette, du hast nicht einmal auf die Karte gesehen«, sagte er spöttisch. »Ein paar Straßen weiter kreuzt die 17 die Route 66. Wir können weiter zum Grand Canyon fahren, oder wir schlagen einen Bogen nach Osten und schauen uns die Anasazi-Ruinen an. So oder so kommen wir erst nach Einbruch der Dämmerung im Hotel an.«
»Und? Ist das ein Problem?«
»Für mich nicht.« Franks Blick irrte für eine Sekunde zu einem Punkt irgendwo hinter Mike. »Aber ich dachte, du fährst nicht gerne bei Dunkelheit.«
Mike verzog das Gesicht. »Ich habe heute schon eine Menge Sachen gemacht, die ich eigentlich nicht gerne tue«, sagte er.
»Auf eine mehr oder weniger kommt's nicht mehr an. Bist du scharf auf diese Indianer-Ruinen?«
»Wenn ich ehrlich sein soll, ja«, gestand Frank. »Du weißt doch, wie ich mich für so was interessiere. Aber du bist der Boss.«
Mike antwortete nicht sogleich, sondern überlegte erst eine Weile, ob sich mehr hinter diesen Worten verbarg, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Wahrscheinlich nicht.
Frank war niemand, der ein Blatt vor den Mund nahm. Trotz der gutmütigen Sticheleien, die zwischen ihnen an der Tagesordnung waren, pflegte er normalerweise sehr klar und direkt zu sagen, wenn ihm etwas nicht passte.
»Kein Interesse an dem Job«, sagte er lächelnd. »Ich bin nicht in Urlaub gefahren, um Verantwortung zu übernehmen. Du hast doch Erfahrung in Menschenführung, oder?«
»Ja. Mit dem Erfolg, dass sie mich vor zwei Jahren gefeuert haben«, sagte Frank und zog eine Grimasse.
»Und dir damit vermutlich den größten Gefallen deines Lebens getan haben«, fügte Mike hinzu. Er machte eine entsprechende Geste.»Warten wir, bis Stefan zurückkommt.
Ich beuge mich einfach der Mehrheit.«
»Du meinst: Du drückst dich vor der Entscheidung.« Erneut spürte Mike, wie Frank sich bemühte, seinen Blick nicht abschweifen zu lassen, und das war genug. Mike drehte sich auf der Bank um - und starrte ungefähr zehn Sekunden lang auf den schwarzen Van, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte.
»Sie sind es«, sagte Frank.
Mike hatte Mühe, zu antworten. Er fühlte sich ... Nein. Er konnte nicht einmal sagen, wie er sich fühlte. Vielleicht, weil es das erste Mal war, dass er so etwas überhaupt spürte.
Schrecken, sicherlich. Angst, ganz bestimmt. Aber da war noch mehr. Etwas derart Fremdes, dass es ihn bis in die Seele zu erschüttern schien. Viel mehr auf jeden Fall, als es der Anblick der Indianerfamilie tat, die aus dem Van stieg.
»Warum gehen wir nicht rein und sehen nach, wo Stefan mit dem Kaffee bleibt?«, schlug Frank vor. In seiner Stimme lag eine ganz leichte Spannung, und Mike konnte nur knapp mit dem Kopf nicken und aufstehen. Er widerstand mit Mühe dem Impuls, sich allzu zügig umzudrehen, aber es gelang ihm nicht, lässig auf den Eingang zuzugehen. Er betrat das Innere des McDonald's eindeutig zu hastig.
Nach dem grellen Sonnenlicht und der brütenden Hitze draußen war er im ersten Moment fast blind, und der Luftstrom aus der Klimaanlage erschien ihm so eisig, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Oder hatte das einen ganz anderen Grund? Wie auch immer, darüber wollte er im Augenblick lieber nicht nachdenken.
Stefan stand an der erstaunlich langen Schlange an der Kasse und zog überrascht die Augenbrauen hoch, als er seine beiden Freunde sah, machte zugleich aber auch ein bedauerndes Gesicht.
»Falls ihr vor der Sonne flüchtet, muss ich euch enttäuschen«, sagte er. »Auf die Idee sind schon ein paar andere gekommen.«
Mike drehte sich einmal im Kreis und verstand, was er meinte. Das Schnellrestaurant war hoffnungslos überfüllt. Auf den vielleicht dreißig Plätzen drängten sich mindestens vierzig Besucher, und einige hatten sich sogar gegen die Wände oder Fenster gelehnt, um die frisch erstandenen Köstlichkeiten im Stehen zu vertilgen. Mike war gelinde gesagt überrascht. Es war heiß draußen, aber keineswegs unerträglich, während er es hier drinnen eindeutig zu kalt fand.
Trotz der verärgerten Blicke, die ihnen einige der Wartenden zuwarfen, reihten sie sich neben Stefan in die Schlange ein und geduldeten sich wortlos, bis sie an der Reihe waren. Mike stockte seine Bestellung
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