Intruder 1
nicht zurück, aber er konnte fast körperlich spüren, wie ihm der Blick des Jungen folgte. Es war irgendetwas ...
Klebriges an diesem Gefühl.
Stefan war zum anderen Ende der Terrasse gegangen und hatte einen Platz gefunden, der halbwegs im Schatten lag. Mit erheblich mehr Lärm als nötig stellte er sein Tablett ab, setzte sich und machte eine übertrieben einladende Handbewegung.
»Tretet näher und seid meine Gäste«, sagte er feixend. »Und erschreckt nicht. Gegen das, was ihr in den nächsten beiden Tagen wahrscheinlich sonst noch zu Essen bekommen werdet, ist das hier die reinste Köstlichkeit.«
Er sah Mike an, legte die Stirn in Falten und ließ das Feixen bleiben, als die erhoffte Reaktion ausblieb.
»Was ist los?«
»Nichts.« Mike setzte sich ganz bewusst mit dem Rücken zur Tür. Er wollte nicht sehen, wer aus dem Imbiss kam. Oder was.
»Du bist blass«, sagte Stefan.
»Das ist nichts«, wiederholte Mike. »Nikotinentzug, das ist alles.«
»Davon wird man nicht blass«, beharrte Stefan. »He, ihr zwei habt doch nicht etwa ein Geheimnis vor mir?«
»Natürlich haben wir das«, behauptete Frank. »Wir beide sind nämlich in Wirklichkeit Geheimagenten einer außerirdischen Macht, die den Auftrag haben, dich zu überwachen. Aber nun bist du uns auf die Schliche gekommen. Schade, weil wir dich jetzt nämlich töten müssen.«
Franks Scherz klang so lahm, dass es schon beinahe peinlich war, aber Stefan ging trotzdem darauf ein.
»Spart euch die Mühe, Jungs. Wenn ich noch zwei Tassen von diesem Kaffee trinke, sterbe ich wahrscheinlich sowieso.«
Er grinste jetzt wieder, aber in seinen Augen lag noch zu viel Ernst - und vielleicht sogar so etwas wie Misstrauen. Er spürte, dass seine Freunde irgendetwas vor ihm verbargen, und vermutlich kränkte ihn dieser Gedanke.
Um seine Behauptung über den Nikotinentzug zu untermau-ern, zog Mike die Zigarettenpackung heraus und zündete sich eine West an, griff aber schon nach dem ersten Zug nach dem panierten Formfleisch (ein schmeichelhafter Ausdruck für gehäckselte Fleischabfälle), das sie hier als Hühnchen verkauf-ten, und biss die Hälfte davon ab.
Es schmeckte grauenhaft, vor allem zusammen mit dem Zigarettenrauch. Seine Frau behauptete immer, dass gleichzeitiges Zigarettenrauchen und Essen ganz besonders schädlich sei, was natürlich Blödsinn war - aber er sah an der Reaktion auf Stefans Gesicht, dass es offenbar ganz besonders unästhe-tisch war.
Hinter ihnen glitt die Tür des McDonald's auf, und in der kurzen Zeit, die es dauerte, bis sie wieder zufiel, hörte Mike ein hässliches Lachen, das wie ein Geräuschfetzen aus einer anderen Welt zu ihnen heranwehte. Es klang irgendwie gehässig, fand Mike. Auf eine verletzende Art schadenfroh.
Frank warf ihm einen raschen, leicht besorgten Blick zu, der Stefan nicht entging und konzentrierte sich dann scheinbar auf sein Essen.
Die Indianer hatten nicht über ihn gelacht, versicherte sich Mike. Das konnten sie gar nicht. Er hatte die verdreckte Jeans nicht mehr an, und ohne irgendeinen sichtbaren Grund würden nicht einmal diese bekloppten Amis über einen harmlosen Touristen lachen. Dieses Gelächter galt nicht ihm. Es. Galt.
Nicht. Ihm.
»Also jetzt raus mit der Sprache, ihr beiden«, sagte Stefan.
»Was ist los?«
»Nichts«, sagte Frank zwischen zwei Bissen Salat. »Wir waren uns nur nicht ganz einig, in welche Richtung wir weiterfahren.«
»Wir können es vielleicht doch noch bis zum Einbruch der Dunkelheit zum Hotel schaffen«, sagte Stefan. »Ich habe mich drinnen erkundigt. Die Straße zum Park hinauf ist gut ausgebaut. Keine Trucks. Wir brauchen höchstens zwei Stunden.«
»Aber dann schaffen wir die Ruinen nicht mehr«, sagte Mike.
Stefan grinste. »Das ist kein Problem«, sagte er. »Wie gesagt, ich habe mich schlau gemacht. Die Ruinen bei Montezuma Castle am Exit 289 sind nur Plunder, der für die Touristen aufbereitet worden ist. Es gibt ein viel besser erhaltenes Pueblo-Dorf, keine dreißig Meilen von hier. Und das Beste ist: Es liegt direkt auf dem Weg zum Grand Canyon. Wenn wir nicht zu lange hier rumtrödeln, bleibt uns noch genug Zeit, um sie anzusehen.«
»Und trotzdem noch ins Hotel zu kommen, bevor es dunkel wird«, fügte Frank hinzu. »Klingt gut.«
»Nicht verzagen, Stefan fragen«, grinste Stefan. »Also, was hältst du davon, Mike?«
Mike hatte keine Ahnung, was die beiden von ihm wollten. Er hatte nicht einmal richtig hingehört. Die Tür war längst wieder
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