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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zugefallen und hatte das Gelächter abgeschnitten, aber er hörte es trotzdem noch; beinahe lauter als zuvor.
    »Gute Idee«, murmelte er. »So machen wir es.«
    »Jetzt fallt mir vor Begeisterung nur nicht beide gleichzeitig um den Hals«, sagte Stefan beleidigt. »Ich dachte, ich tue euch einen Gefallen.«
    »Hast du auch«, sagte Frank. »Es hat nichts mit dir zu tun. Ich erkläre es dir. Später.«
    Das letzte Wort betonte er etwas anders. Nicht besonders viel, aber deutlich genug, um das Thema wenigstens für den Augenblick zu beenden. Ein unbehagliches Schweigen begann sich auszubreiten, und wenn von der guten Stimmung, in der sie angekommen waren, überhaupt noch etwas geblieben war, so schien sie in diesem Schweigen zu versickern wie Wasser in einem ausgetrockneten Schwamm. Mike verfluchte sich dafür.
    Der Trip hatte schlecht angefangen, war gut weitergegangen und drohte nun endgültig in eine Katastrophe zu münden, und alles nur, weil er überreagierte, seine Fantasie nicht im Zaum hatte und weil er ein gottverdammter Feigling war.
    Die Tür ging abermals auf. Das Gelächter war verstummt, und Mike widerstand der Versuchung, sich herumzudrehen. Es war auch nicht nötig. Ein einziger Blick in Franks Gesicht reichte aus, um ihm zu sagen, wer das Restaurant verlassen hatte.
    Stefan sah rasch in die gleiche Richtung, machte ein überraschtes Gesicht und sagte dann: »Oh! Ich glaube, ich verstehe.«
    »Das glaube ich nicht.« Mike sog nervös an seiner Zigarette.
    »Haltet euch zurück, okay? Das sind doch nur ein paar Spinner.
    In zwei Minuten sind sie weg, und in zwei Stunden wissen sie nicht einmal mehr, dass es uns gibt.«
    »Ja, aber du weißt, dass es sie gibt.« Frank schüttelte langsam den Kopf, stand ebenso langsam auf und trank noch einen Schluck Kaffee. »Ich kläre die Sache jetzt.«
    »Tu das bitte nicht«, sagte Mike. »Misch dich nicht ein. Es lohnt sich nicht.«
    »Ich mische mich nicht ein«, antwortete Frank ruhig. »Sie mischen sich ein - und zwar in meinen Urlaub. Sie haben dich gestern den ganzen Tag provoziert, und jetzt tauchen sie hier auf und machen weiter.«
    »Das ist bestimmt nur ein Zufall«, sagte Mike.
    »Wahrscheinlich. Und wenn nicht, dann werde ich das jetzt herausfinden. Ich habe nämlich weder Lust, mich die nächsten zwei Wochen mit einem ausgeflippten Indianer herumzuär-gern, noch vierzehn Tage lang deine schlechte Laune zu ertragen.«
    Damit wandte er sich um und ging. Mike wollte das nicht.
    Seit sie sich kannten, spielte Frank auf seine ganz besondere Weise den Beschützer, und er hatte diesen Schutz immer ohne zu zögern angenommen, sich manchmal vielleicht mehr darauf verlassen als gut war, aber hier und jetzt, in diesem ganz besonderen Fall, ging ihm das entschieden zu weit. Nein, das hier war sein Kampf. Dieses Kind - dieses ... Etwas, das in die Maske eines Kindes geschlüpft war - hatte ihn herausgefordert, nicht Frank, nicht Stefan oder sie alle drei, sondern ihn. Er wusste einfach, dass alles nur noch schlimmer werden würde, wenn er zuließ, dass Frank sich wieder einmal schützend vor ihn stellte.
    Aber er sagte nichts. Weil er ein erbärmlicher Feigling war.
    »Mach keinen Unsinn«, sagte Stefan alarmiert.
    »Ich habe nicht vor, das Kriegsbeil auszugraben, keine Sorge«, antwortete Frank. »Ich will nur mit ihm reden.«
    Nein!, dachte Mike. Ich flehe dich an, tu es nicht! Du weißt nicht, was du anrichtest!
    Frank trank seinen Kaffee aus, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und drehte sich um. Mike fragte sich, ob er sich der Tatsache bewusst war, wie kämpferisch diese an sich so harmlose Geste wirkte. Ein neuer, erschreckender Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Was, wenn die Situation außer Kontrolle geriet und eskalierte?
    »He, Chief!« Frank hob die Hand, während er mit aus-greifenden Schritten hinter den Indianern hereilte, die die Straße bereits halb überquert hatten. »Just a moment, please!«
    Die beiden erwachsenen Indianer reagierten nicht, sondern gingen ruhig weiter und überquerten in vorbildlicher Weise die Straße, nachdem sie zuerst einen Blick nach links, dann nach rechts geworfen hatten. Nur der Junge, der noch immer auf dem Arm seines Vaters saß, drehte den Kopf und sah zu Frank zurück.
    Wenigstens war es das, was Frank und wahrscheinlich auch Stefan glaubten, und was sie möglicherweise sogar sahen. Aber Mike wusste es besser.
    Der Junge starrte ihn an, nicht Frank, nicht Stefan, sondern ihn.
    »Was war eigentlich los?«,

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