Intruder 1
weh.
»Ich habe nichts gesagt«, sagte er noch einmal. »Aber vielleicht hast du Recht. Gehen wir besser hin und sehen nach, was los ist.«
Dieser Vorschlag schien Stefan nun doch eher unangenehm zu sein. Aber nach einer Sekunde des Zögerns zuckte er mit den Schultern und stand auf.
Nebeneinander traten sie von der Terrasse des Restaurants herunter und näherten sich dem Wagen, wobei Mike das Tempo vorgab und sorgsam darauf achtete, nicht so schnell zu gehen, dass es wie ein Angriff wirkte, aber auch nicht so langsam, dass sein Zögern als Furcht ausgelegt werden konnte.
Was für ein komplizierter Gedanke, weißer Mann, spöttelte die Stimme hinter seiner Stirn. Warum machst du es dir nicht einfach und gibst zu, dass du nur sichergehen willst, dass er, dein Freund, das Messer in den Bauch bekommt, falls doch noch eines ins Spiel kommt?
Als sie näher kamen, konnten sie Franks Stimme hören. Er sprach leise und sehr ruhig mit dem Indianer, und noch bevor Mike Gelegenheit bekam, seine bescheidenen Englischkennt-nisse zusammenzukratzen, um wenigstens den Tenor der Unterhaltung zu erraten, lachte Frank. Der Indianer erwiderte dieses Lachen, und sosehr Mike sich auch bemühte, er hörte nicht die leiseste Spur von Gehässigkeit oder Hohn darin. Im Gegenteil: Der Indianer sagte etwas zu Frank, aber er drehte dabei den Kopf, sah Mike an und lächelte, und auch dieses Lächeln wirkte so überzeugend und echt wie es nur ging.
Mike brauchte all seine Kraft, um wenigstens mit einem angedeuteten Kopfnicken darauf zu reagieren, und der Rote lächelte noch breiter, tippte sich mit zwei Fingern an eine gar nicht vorhandene Hutkrempe und startete mit der anderen Hand den Motor. Nur einen Augenblick, bevor sie den Wagen endgültig erreichten, fuhr er los. Mike versuchte, noch einen Blick auf den Jungen zu erhaschen, aber es gelang ihm nicht.
Es war auch nicht nötig. Er wusste auch so, was er in dessen Augen gelesen hätte.
»Was war denn das für ein Manöver?«, fragte Stefan.
»Manöver?« Frank sah dem immer schneller davonfahrenden Van eine Sekunde lang nach, ehe er sich zu Stefan herumdrehte und weitersprach. »Es war kein Manöver. Ich habe ihn nach dem Weg gefragt, das ist alles.«
»Dem Weg? Wohin?«
»Möglicherweise ins nächste Krankenhaus, wenn wir noch lange hier mitten auf der Straße herumstehen und quatschen.«
Frank deutete auf die nebeneinander abgestellten Intruder auf der anderen Straßenseite und sprach erst weiter, nachdem sie sich alle drei umgedreht hatten und auf ihre Maschinen zugingen. »Er kennt die Ruinen, von denen du gerade erzählt hast. Ich habe ihn nur gefragt, wie wir dort hinkommen.«
Stefan beäugte ihn misstrauisch, sah dann - etwas länger und deutlich misstrauischer - in Mikes Richtung, bevor er abermals mit den Schultern zuckte. Bis sie die Straße überquert und die Maschinen erreicht hatten, hüllte er sich in beleidigtes Schweigen.
»Gut«, sagte er dann. »Wenn es mich nichts angeht, ist es in Ordnung. Ich gehe noch mal auf die Toilette, und dann fahren wir weiter.«
Mike sah ihm nach, bis er im Inneren der imitierten Blockhütte verschwunden war. Immer noch ohne Frank direkt anzusehen, sagte er: »Danke.«
»Keine Ursache«, antwortete Frank. »He - das war nicht nur so dahin gesagt. Es gibt wirklich keinen Grund, dich zu bedanken.«
»Wie meinst du das?«
Frank machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Anscheinend haben wir beide was in den falschen Hals gekriegt. Sie sind wirklich nur zufällig hier vorbeigekommen.«
»Zufällig? Nach zweihundert Kilometern und nach gestern und heute Morgen?«
»Sie haben im gleichen Hotel übernachtet wie wir, und das hier ist nun mal die Hauptverkehrsstraße, die von Phoenix nach Norden führt«, antwortete Frank. »Da ist es kein Wunder, wenn man immer mal wieder übereinander stolpert. Unsere Indianer-Freunde sind dabei ja nicht die Einzigen, die den gleichen Weg wie wir nehmen. In meinem Rückspiegel habe ich es ein paar Mal silbern aufblitzen sehen ...«
»Silbern aufblitzen?«, echote Mike alarmiert.
»Du erinnerst dich vielleicht noch an die verchromte Harley, die wir in Phoenix gesehen haben. Das könnte sie gewesen sein. Oder vielleicht auch nicht.« Frank zuckte mit den Achseln. »Aber was soll's. Wahrscheinlich haben wir heute mindestens zwei Dutzend Autos überholt, die zur gleichen Zeit wie wir aus Phoenix Richtung Flagstaff aufgebrochen sind.
Aber würdest du auch nur ein Einziges davon wieder erkennen? Ich
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