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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kleinen Kolonne aus. »Keinen Streit da hinten! Wir sind gleich da, und dann gebe ich euch was, woran ihr eure schlechte Laune auslassen könnt. Tempo jetzt!«
    Sein scharfer Ton zeigte Wirkung. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, setzten sie ihren Weg fort, und es vergingen tatsächlich nur mehr wenige Minuten, bis die Wände vor ihnen auseinander wichen und sich der Gang zu einer weitläufigen Höhle weitete. Hoch oben in der gewölbten Decke gab es eine Anzahl unregelmäßig geformter Löcher, durch die Sonne nlicht in schrägen Streifen fiel, und dicht vor der gegenüberliegenden Wand brannte ein flackerndes Feuer, dessen Schein den Raum mit der Illusion von Bewegung und Leben erfüllte.
    Mike stockte der Atem. Er blieb so abrupt stehen, dass Frank leicht zusammenfuhr und erschrocken in seine Richtung starrte.
    Sein Herz begann zu hämmern.
    Er kannte diese Höhle!
    Er war schon einmal hier gewesen. Zweimal sogar, in den Visionen, die ihm der Wendigo geschickt hatte. Es war die Höhle aus seinem Traum!
    Und noch während das Entsetzen ihn gepackt hielt, erinnerte er sich an etwas, dessen wahre Bedeutung er die ganze Zeit über nicht erfasst hatte. Bei seinem ersten Besuch in der Höhle war es nicht der Wendigo gewesen, mit dem er gesprochen hatte, sondern ein alter Indianer, ein Schamane, der ihm begonnen hatte, Dinge zu erklären, die zu verstehen sich sein verwirrter Verstand bis dahin geweigert hatte. Und jetzt, konfrontiert mit der Tatsache, dass die Höhle mehr als nur eine Vision gewesen war, spürte Mike es ganz deutlich: die gleic h-zeitige Anwesenheit des Wendigo und des Schamanen, der ihn 59
    gewarnt hatte und doch ebenso Bestandteil des Spiels war, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben schien.
    »Ich werde versuchen, dir zu helfen«, hatte der Alte gesagt.
    »Aber ich weiß nicht, ob ich es kann. Er ist sehr mächtig.«
    O ja, der Wendigo war mächtig, und fast schien es Mike, als versuche er seine Erinnerung an den Schamanen komplett auszulöschen und sich gleichzeitig in den Vordergrund zu schieben, abgrundtief böse und getrieben von dem Verlangen nach Zerstörung. Offensichtlich war er jedoch auch nicht allmächtig, wie er Mike immer wieder weiszumachen versucht hatte. Vielleicht gab es eine Kraft, die ihm Einhalt gebieten konnte, ohne ihm wirklich gewachsen zu sein. Vielleicht gab es immer eine Kraft, die sich dem unbeschreiblich Bösen und Launenhaften entgegenstellte, weil die Welt ohne ein - zumindest ungefähres - Gleichgewicht der Kräfte schon längst aus den Fugen geraten wäre ...
    »Was hast du?«, fragte Frank alarmiert.
    »Nichts«, sagte Mike mit leiser, belegter Stimme. »Ich war ...
    nur überrascht, das ist alles.«
    Franks Blick sagte sehr deutlich, was er von dieser Antwort hielt, aber bevor er seinen Spott in Worte kleiden konnte, mischte sich Strong ein. »Das ist beeindruckend, nicht wahr?
    Ich war auch vollkommen von den Socken, als ich es das erste Mal gesehen habe.« Er lachte. Der Laut erzeugte unheimliche, hallende Echos in der Weite der Höhle, Echos, die nicht allein aus dem reflektierten Klang seiner Stimme zu bestehen schienen, sondern noch etwas anderes, Fremdes mit sich brachten; Stimmen, die düstere Geschichten in einer unbekann-ten Sprache erzählten und die man besser nicht verstand.
    »Ihr solltet erst einmal die Wandmalereien sehen.«
    »Was für Wandmalereien?«, fragte Stefan.
    »Dort drüben, auf der anderen Seite.«
    Mike deutete auf die Felswand hinter dem Feuer. Die Wand war von tanzenden Schatten und hin- und herhuschendem Licht 60
    in unterschiedlichen Rottönen bedeckt, die die Felszeichnun-gen vollkommen unsichtbar werden ließen. Aber er wusste, dass sie da waren; der Schamane hatte sie ihm offenbart, vielleicht, um ihn auf etwas vorzubereiten, dass der Wendigo in der Abgeschiedenheit der Höhle für ihn vorbereitet hatte -
    eine neue Spielvaria nte, die ihn endgültig um den Verstand bringen sollte. Er musste vorsichtig sein.
    Strong blinzelte verwirrt und ein wenig misstrauisch.
    »Das stimmt«, sagte er. »Woher ... ?«
    »Was ist das hier?«, fragte Frank. »Außer einem Loch im Berg, meine ich.«
    Strong antwortete nicht sogleich, sondern blickte Mike weiterhin misstrauisch an. Dann drehte er sich um und starrte stirnrunzelnd zum Feuer, als versuche er herauszufinden, ob man die Wandmalereien dahinter trotz des flackernden Vor-hangs aus Schatten und Licht von hier aus erkennen konnte.
    Schließlich hob er die Schultern. »Ein Zeremonienort,

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