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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das heißen?« Stefan und Frank tauschten einen raschen, alarmierten Blick, wichen zugleich aber auch einen Schritt auseinander. Mike verspürte einen tiefen, schmerzha ften Stich in der Brust. Nicht etwa in seinem Herzen, das ihm in letzter Zeit solche Schwierigkeiten bereitet hatte. Er fühlte sich vielmehr gekränkt, gekränkt in etwas, das er bisher als lächerlich empfunden und im Grunde als überflüssig und nicht existent betrachtet hatte: seiner Ehre. In dieser Lage, in der rein gar nichts klar war und Gewalt als durchaus ernst zu nehmende Option in der Luft lag, waren die drei Musketiere ganz plötzlich nur noch zwei. Es war wohl nicht so, dass Stefan und Frank sich Sorgen um ihn machten. Bei dem, was möglicherweise gleich passieren würde, stand er, Mike, offensichtlich im Abseits. So einfach war das.
    »Regt euch ab, Jungs«, sagte Silver Star. »Ich will nur mit euch reden, sonst gar nichts.«
    »Das hätten Sie einfacher haben können«, schnappte Frank.
    »Was soll dieses Affentheater? Wer sind Sie überhaupt?«
    »Mein Name ist Marc«, sagte der Mann mit der verspiegelten 54
    Sonnenbrille. »Marc Strong.«
    Frank lachte. Es klang nicht sehr amüsiert. »Das glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Natürlich nicht«, antwortete Marc. »Aber ein Name ist so gut wie der andere, oder?« Er hob die Schultern, setzte seine Sonnenbrille ab und steckte sie in eine der zahlreichen Taschen seiner schwarzen Lederjacke. »Wenn es euch Spaß macht, könnt ihr mich auch Donald Duck nennen. Obwohl das albern wäre, oder?«
    »Was wollen Sie?«, fragte Frank.
    »Ich?« Strong lachte leise und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Seltsam. Ich dachte, ihr wollt etwas von mir, Freunde.
    Oder warum sonst habt ihr euch so viel Mühe gemacht, mir zu folgen?«
    »Auf jeden Fall nicht, um uns auf den Arm nehmen zu la ssen«, antwortete Stefan. Er trat einen weiteren halben Schritt auf Strong zu und reckte die Schultern, aber es wirkte kein bisschen herausfordernd oder gar bedrohlich - eher nur hilflos.
    Allein schon deshalb, weil ihn sein Gegenüber fast um einen Kopf überragte.
    »Das habe ich auch nicht vor, Freunde«, antwortete Strong ernst. »Habt ihr ein bisschen Zeit? Ich meine: Wollt ihr wissen, wer diese drei Roten sind und was sie von euch wollen?«
    Niemand antwortete. Mike gefiel nicht, wie Strong das Wort
    »Rote« aussprach, aber er sagte nichts dazu.
    »Dann kommt mit.« Strong drehte sich in einer sonderbar abgehackt wirkenden Bewegung herum und marschierte los. Er machte sich nicht die Mühe, noch einmal zu ihnen zurückzu-blicken. Anscheinend war er vollkommen sicher, dass sie ihm folgen würden. Und natürlich zu Recht.
    Sie kamen dicht an seinem Motorrad vorbei. Mike spürte die Hitze, die das Metall ausstrahlte, nachdem es stundenlang der Sonnenglut ausgesetzt gewesen war. Der Chrom reflektierte das Sonnenlicht so unbarmherzig, dass ihm die Tränen in die 55
    Augen stiegen, trotz der Sonnenbrille, die er trug. Auf einer solchen Maschine - noch dazu mittags - durch die Wüste zu fahren, musste schier unerträglich sein. Überhaupt ein derart auffälliges Motorrad zu fahren, sagte schon eine Menge über den Charakter seines Besitzers aus. Mike glaubte nicht, dass er einen Menschen, der ein solches Gefährt sein Eigen nannte, wirklich mögen konnte - aber vermutlich war das genau die Absicht, die hinter all der Arbeit steckte, die Strong zweifellos in seine Harley investiert hatte.
    Zumindest was das Motorrad anging, schien Mike mit dieser Meinung allerdings allein dazustehen. Stefan und Frank bedachten das chromblitzende Ungetüm mit unverhohlener Bewunderung. Bei Stefan konnte er das ja noch verstehen - er war ein Technik-Freak, der tief in seinem Herzen wahrscheinlich tausendmal lieber Motorradmechaniker oder Rennfahrer geworden wäre als Zahnarzt. Frank hingegen verstand von der Technik ebenso viel wie er selbst - nämlich nichts -, und seine Begeisterung für Motorräder beschränkte sich aufs Fahren.
    Dennoch war nicht zu übersehen, wie tief ihn dieses verspiegelte Ungeheuer beeindruckte. Auf eine vollkommen absurde Weise, gegen die er ebenso vollkommen machtlos war, fühlte Mike sich plötzlich von seinen beiden Freunden allein, ja, fast im Stich gelassen.
    Sie folgten Strong, der präzise genau einen Schritt neben dem linealscharf gezogenen Schlagschatten des Felsturmes ent-langmarschierte - und zwar auf der Sonnenseite! -, und gingen langsam auf die eigentliche Felswand zu. Mike dachte besorgt daran,

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