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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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noch nicht alles über sie herausgefunden. Sie sind schlauer, als man glauben sollte.
    Vielleicht nicht die Hellsten, aber sie sind gerissen, und vor allem die Alte hat die Instinkte eines Raubtieres. Sie scheint einen schon auf Meilen riechen zu können.« Er hob die Schultern und ließ das Messer durch die Luft wirbeln. Es überschlug sich ein halbes Dutzend Mal und landete klatschend mit dem Griff voran in seiner Handfläche. »Auf jeden Fall ist sie der Kopf der Bande. Die beiden anderen und ihr Bastard sind nur ihre Handlanger. Aber man sollte sie trotzdem nicht unterschätzen«, fügte er mit einem anzüglichen Blick in Mikes Richtung hinzu.
    »Und?«, fragte Stefan.
    »Sie leben davon, leicht begriffsstutzige Touristen zu erpres-sen«, grinste Strong. »Ich dachte, das hättet ihr schon gemerkt.«
    »Stellen Sie sich vor, das haben wir«, sagte Mike. »Und bevor Sie fragen - die beiden wissen Bescheid.«
    »Über deinen kleinen Unfall?« Strong ließ das Messer wieder fliegen und fing es diesmal an der Spitze auf, ohne sich auch nur zu ritzen. Mike fragte sich, ob er das nur tat, um sie 66
    einzuschüchtern. Wenn ja, dann war es ihm gelungen.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Strong. »Und du übrigens auch nicht.«
    »Das war auch nur ein Trick, nicht wahr?«, vermutete Frank.
    »Das angeblich tote Kind war auch nicht echt.«
    Strong lächelte dünn, wirbelte das Messer abermals durch die Luft, bis er es wieder am Griff hielt, und beugte sich vor. Die Klinge glitt ohne sichtbaren Widerstand durch die schwarze Plastikfolie und das Klebeband, und der Plastiksack, der in Wahrheit ein Leichensack war, klaffte weit auseinander.
    Darunter kam die zerschmetterte, schon halb verweste Leiche eines vielleicht vier- oder fünfjährigen Jungen zum Vorschein.
    »Großer Gott!«, kreischte Stefan und sprang auf. Frank starrte aus hervorquellenden Augen auf den grausigen Inhalt des Sackes, und Mike beugte sich zur Seite und übergab sich würgend. Alles drehte sich um ihn. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde aussetzen. Was er empfand, war kein Entsetzen, sondern etwas viel Schlimmeres, wofür es kein Wort gab.
    »Ist euch das echt genug?«, fragte Strong. Er bedachte Mike mit einem leicht angeekelten Blick, zog die Folie für einen Moment noch weiter auseinander, damit ihnen auch ja kein grausiges Detail entging, und zauberte dann eine Rolle Klebeband aus der Tasche, mit der er den Sack wieder verschloss, so gut es ging. Es reichte allerdings nicht ganz: Der Verwesungs-gestank, der aus dem aufgeschnittenen Sack drang, war grauenhaft.
    »Entschuldigt den Geruch«, sagte Strong. »Der arme Junge kann nichts dafür. Immerhin ist er schon seit einer guten Woche tot.«
    »Seit... einer Woche?«, fragte Frank zögernd.
    »Acht Tage, um genau zu sein«, antwortete Strong. Er rollte den Sack ein paar Mal herum, um ihn weiter mit Klebeband zu umwickeln, und produzierte damit weitere Wolken Übelkeit erregenden, süßlichen Leichengestankes sowie ein paar dunkle, 67
    schmierige Flecken auf dem Boden.
    Mike hörte endlich auf, sich zu übergeben. Nicht, weil die Übelkeit weniger schlimm geworden wäre, sondern weil in seinem Magen einfach nichts mehr war, was er herauswürgen konnte. Keuchend und mühsam um Atem ringend, richtete er sich auf und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund -
    während er nun endlich begriff, auf was ihn der Schamane tatsächlich hatte vorbereiten wollen.
    »Geht es wieder?«, fragte Strong.
    »Schaffen ... schaffen Sie das weg«, stöhnte Mike.
    »Nur zu gern.« Strong umwickelte den Sack noch ein halbes Dutzend Mal mit Klebeband, hob ihn hoch und trug ihn in den hinteren, unbeleuchteten Teil der Höhle.
    »Was genau soll das heißen, der Junge ist seit acht Tagen tot?«, fragte Frank mit krächzender Stimme, als Strong zurückkam und wieder am Feuer Platz nahm. Auch Stefan setzte sich zögernd, während Mike ein Stück von seinem eigenen Erbrochenen wegrutschte. Dessen Gestank war nicht annähernd so schlimm wie der süßliche Verwesungsgeruch, der die Höhle wie eine dicke, klebrige Wolke zu erfüllen schien, aber auf seine Art ebenso Ekel erregend. »Der Unfall war ...«
    »Vor drei Tagen«, sagte Strong. »Ich weiß.«
    Mike hatte noch immer das Gefühl, gleich vor Übelkeit sterben zu müssen. Dennoch richtete er sich weiter auf und sah Strong so durchdringend an, wie es ihm nur möglich war.
    »Dann habe ich den Jungen gar nicht überfahren?«
    »Doch«, antwortete Strong. »Aber da war er

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