Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Jetzt übertreib nicht«, antwortete Mike.
    »Das tue ich keine swegs.« Frank wirkte ein bisschen verärgert über Mikes Uneinsichtigkeit. »He, was soll das? Wenn es eine Figur aus einem deiner Romane wäre, dann hättest du kein Problem, alles ganz klar zu sehen. Aber bei deinen besten Freunden bist du anscheinend mit Blindheit geschlagen.«
    Er machte eine heftige Kopfbewegung in die Richtung, in der Stefan verschwunden war. »Wie lange kennt ihr euch jetzt?
    Ungefähr fünf Jahre, nicht wahr?«
    »Ziemlich genau«, bestätigte Mike.
    »Und kennen gelernt habt ihr euch durchs Motorradfahren.«
    »Und?«

    85
    »Du verstehst es wirklich nicht, wie?« Frank schüttelte den Kopf. »Wie lange habt ihr vorher nebeneinander gewohnt, nur als Nachbarn, meine ich. Drei oder vier Jahre, oder? Aber ihr wart nie mehr als Nachbarn, die sich Guten Tag sagen. Hast du dir eigentlich schon einmal überlegt, wie er sich neben dir fühlen muss? Ich meine: Er hat jahrelang studiert, nur um genau in dem Moment sein Diplom zu machen, in denen Zahnärzten die gebratenen Tauben plötzlich nicht mehr in den Mund fliegen. Trotzdem hat er seine eigene Praxis eröffnet, die er wahrscheinlich noch heute abbezahlt. Und dann kommst du.
    Du hast das größere Haus, du kannst dir seinen Traumwagen leisten. Du bist erfolgreich. Was immer du anfasst, scheint dir zu gelingen.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt«, sagte Mike.
    Frank nickte, schüttelte aber gleich darauf den Kopf.
    »Natürlich weiß ich das. Aber worauf es ankommt, ist doch, wie es wirkt, hier drinnen.« Er schlug sich mit den Knöcheln der geballten Linken leicht vor die Brust. »Stefan ist kein bisschen weniger intelligent als du ...«
    »Außerdem ist er handwerklich geschickter, ein gutes Stück jünger und viel sportlicher«, fiel ihm Mike ins Wort. »Neben-bei bemerkt ist er deutlich gesünder, mindestens so fleißig wie ich und in seinem Beruf erfolgreicher als die meisten anderen.«
    »Davon ganz abgesehen, dass er viel besser aussieht als du«, fügte Frank grinsend hinzu.
    Mike ignorierte das. »Und übrigens ist er alles andere als eifersüchtig«, sagte er.
    »Das habe ich auch nicht behauptet.« Frank wurde sofort wieder ernst. »Im Gegenteil. Du kannst dich glücklich schätzen, jemanden wie ihn zum Freund zu haben. Aber darauf will ich gar nicht hinaus. Versetz dich doch einfach mal in seine Lage! Als mäßig erfolgreicher Zahnarzt muss er sich verdammt anstrengen, um sich ständig für die alltägliche Tretmühle und den finanziellen Überlebenskampf zu motivieren. Und prak-86
    tisch neben seiner Haustür wohnst du mit deiner Traumkarrie-re. Ist dir eigentlich klar, wie bekannt du tatsächlich bist?«
    Natürlich war es das. Dennoch hob Mike die Schultern.
    »Du bist es«, sagte Frank in irgendwie grimmigem Ton.
    »Verdammt, du bist in den letzten fünf Jahren abgegangen wie eine Rakete.«
    »Schade, dass meine Bank das nicht auch so sieht«, sagte Mike grinsend. »Oder mein Redakteur.«
    »Erfolg zu haben, muss nicht zwangsläufig bedeuten, auch besser geworden zu sein«, konterte Frank, wurde aber sofort wieder ernst. »Er muss sich neben dir vorkommen wie ein unbedeutendes kleines Nichts. Spar es dir, zu sagen, dass das nicht stimmt oder dass du das anders siehst. Ich weiß das, doch Menschen sind nun einmal so gestrickt. Aber von Anfang an hat es auch etwas gegeben, in dem er dir wirklich überlegen ist.
    Oder glaubst du, dass es Zufall ist, dass sich eure Freundschaft erst entwickelt hat, nachdem ihr die ersten paar Mal zusammen Motorrad gefahren seid?«
    »Du meinst... ?«
    »Ich meine, dass das der einzige Punkt ist, in dem er sich dir nicht nur wirklich überlegen fühlt, sondern es auch tatsächlich ist, und zwar so, dass es auch jedermann sie ht. Kannst du dir auch nur vorstellen, was das für sein Selbstwertgefühl bedeutet hat? Meinst du, es hat ihn nicht in seinem Stolz verletzt, sich von dir zu diesem kompletten Urlaub einladen zu lassen?
    Verdammt, ich bin sicher, dass er die Einladung überha upt nur angenommen hat, weil er sich einreden konnte, dass wir beide ohne ihn gar nicht in der Lage wären, die Tour zu schaffen!
    Und jetzt das. Zuerst hängst du ihn auf einer Strecke ab, auf der ich mir fast in die Hosen gepisst hätte vor Angst. Und dann jetzt noch dieser bescheuerte Unfall. Viel schlimmer konnte es gar nicht kommen, wenn du mich fragst.«
    Mike fragte ihn nicht. Er fragte vielmehr sich, über wen Frank wirklich sprach - über

Weitere Kostenlose Bücher