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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch ein verchromtes Motorrad, das beharrlich näher kam ...
    Mike verscheuchte den Gedanken und drehte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung, aber der Anblick dort war auch nicht viel erbaulicher. Wenn die Karte stimmte, dann hätten sie den Bergen schon längst nahe genug sein müssen, um sie deutlich zu erkennen. Dennoch sah er nur einen großen, verschwommenen Schatten, der mit dem Himmel verschmolz, ohne dass man genau erkennen konnte, wo.
    Und plötzlich wusste er, warum.
    Diesig. Es war kein Nebel, sondern eine andere Art geballter Feuchtigkeit, für die ihm nur dieses eine Wort einfiel: diesig.
    Mike versuchte sich einen Moment lang mit dem Gedanken zu beruhigen, dass es dort hinten bereits dunkel zu werden begann, aber er musste nicht einmal auf die Uhr sehen, um zu wissen, dass das nicht stimmte. Sie hatten noch gute zwei 90
    Stunden Tageslicht, und dort oben in den Bergen wurde es eher später dunkel als hier unten, nicht früher. Wahrscheinlich regnete es, dachte er beunruhigt. Er hasste es, bei Regen zu fahren. Die schwerfälligen Chopper ließen sich auf nasser Straße noch schlechter lenken. Jede Kurve wurde zu einer Anstrengung, jedes Bremsen zu einem lebensgefährlichen Wagnis.
    Stefan hörte auf, mit dem Stein auf das Motorrad einzuschlagen, und richtete sich keuchend auf.
    »Ich hoffe, du gehst mit deinen Patie nten etwas zartfühlender um«, sagte Mike.
    Stefan grinste. Er warf den Stein in hohem Bogen in das Blumenbeet zurück, verfehlte dieses aber, sodass er klappernd über den Parkplatz rollte. »Wie kommst du denn darauf? Da solltest du mich erst einmal bei Wurze lresektionen sehen.«
    Er ließ sich wieder in die Hocke sinken und begutachtete kritisch sein Werk. Die Fußraste war wieder halbwegs gerade gebogen. Das Bremspedal dagegen sah immer noch schlimm aus.
    »Wird schon gehen«, sagte er achselzuckend, während er sich aufrichtete. »Das Tropfen konnte ich abstellen. Und es ist ja nicht mehr weit.«
    Mike blickte misstrauisch zu den Bergen hin. War der Dunst dichter geworden? Gegen seine Überzeugung sagte er: »Morgen Abend sitzen wir im Flugzeug.«
    »Ja.« Stefan schüttelte den Kopf. »Wenn wir alles zusammen-rechnen, wäre es wahrscheinlich auch nicht viel teurer gekommen, zu bezahlen. Der Vermieter wird sich wahrscheinlich die Maschinen voll von uns bezahlen lassen, wenn wir sie beschä-
    digt in Vegas stehen lassen, statt sie nach Phoenix zurückzu-bringen. Dazu kommt der Rückflug, den wir jetzt neu buchen müssen, die zusätzlichen Hotelkosten ...« Er hob die Schultern.
    »Aber wahrscheinlich wären wir die Typen niemals losgewor-den.«

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    »Es tut mir Leid«, sagte Mike.
    Stefan schien zu spüren, wie ernst es ihm mit diesen Worten war; und anscheinend auch, was er wirklich damit meinte.
    Langsam drehte er sich um und sah ihn einige Sekunden lang schweigend und auf sehr sonderbare Weise an.
    »Das muss es nicht«, sagte er. »Ist doch schließlich nic ht deine Schuld, dass sich diese kriminellen Roten ausgerechnet dich ausgesucht haben. Genauso gut hätten sie mich aussuchen können.« Er zwang sich zu einem Grinsen, dem man unglückseligerweise ansah, wie falsch es war. »Außerdem: Stell dir mal vor, was wir alles erzählen können, wenn wir zurück sind.
    Falls du allerdings auf die Idee kommst, ein Buch daraus zu machen, dann will ich Prozente.«
    »Keinen Pfennig«, grollte Mike. »Aber du kriegst ein Exemp-lar zum Vorzugspreis. Zwanzig Prozent Rabatt.«
    »Zwanzig Prozent?« Stefan kniff misstrauisch ein Auge zu.
    »Hast du mir nicht einmal erzählt, dass du vierzig kriegst?«
    »Fünfzig«, verbesserte ihn Mike. »Man muss sehen, wo man bleibt.« Er lachte laut über den verblüfften Ausdruck auf Stefans Gesicht. »Komm. Gehen wir essen. Happa-happa.«
    Sie aßen in Ruhe und gönnten sich sogar die Zeit, in aller Gemächlichkeit einen Kaffee zu trinken, obwohl ihnen klar war, dass im Moment möglicherweise jede Minute zählte. Als sie endlich losfuhren, blieben ihnen weniger als zwei Stunden Tageslicht; keine Chance mehr, die andere Seite des Gebirges und damit das Motel zu erreichen, bevor es dunkel wurde.
    Dennoch wiederholte Mike seinen Vorschlag nicht noch einmal, an Ort und Stelle zu übernachten - auch wenn es das einzig Vernünftige ge wesen wäre. Er gestattete sich nicht einmal einen Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Wenn das silberne Blitzen am Horizont vorhin tatsächlich Strong gewesen war, wäre er längst hier aufgetaucht.

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