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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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leise. »Aber das ist noch lange nicht alles. In der Buccaneer Bay wird es gleich heftig zugehen!«
    Das Schiff schwenkte weiter herum, bis es seine Breitseite der Glasfront des Hotels zuwandte, und kam dann zur Ruhe.
    Die Piraten an Deck schüttelten Fäuste und Säbel in ihre Richtung und stießen wüste Drohungen und wildes Gelächter aus. Mike konnte sich eines unangenehmen Gefühls nicht ganz erwehren, als einige von ihnen damit begannen, die der Terrasse zugewandten Kanonen zu laden.
    Frank hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Es ging noch weiter. Die Piraten führten ihre Show noch ein paar Minuten fort, dann tauchte ein zweites, sogar noch größeres Schiff aus dem Nebel auf; die britische Fregatte H.M.S. Britannia. Die Männer an Deck trugen antike Marineuniformen, und hinter dem Steuer auf dem höher gelegenen Achterdeck stand ein Mann in einer dunkelblauen Kapitänsuniform, einen Dreispitz verwegen auf dem Kopf und den gezückten Säbel in der rechten Hand. In die künstlichen Windgeräusche, die noch immer aus den Lautsprechern drangen, mischte sich jetzt leise, dramatische Musik. Eine volltönende Stimme begann in Englisch zu reden.
    »Wir erleben jetzt das letzte Gefecht des berüchtigten Käpt’n Kid«, sagte Frank. »Wenn es dich interessiert, kannst du es als Buch oder Videokassette nachher kaufen, auch auf Deutsch.
    Aber es ist nicht nötig. Sieh einfach hin und genieße die Show.«
    Und genau das tat Mike. Auch das zweite Schiff glitt heran, wurde langsamer, und der Kapitän rief irgendetwas zu den Männern an Deck des Piratenseglers hinüber; vermutlich eine letzte Warnung, aufzugeben. Die Antwort bestand in wüstem Gejohle, Fäusteschütteln und zwei oder drei Musketenschüssen, die von den englischen Marinesoldaten prompt erwidert wurden. Die Hispaniola setzte sich wieder in Bewegung, aber auch die englische Fregatte schwenkte nun herum, und vor den Augen der staunenden Hotelgäste entbrannte eine regelrechte Seeschlacht. Die beiden Schiffe feuerten nacheinander ihre Kanonen ab, die sich unter gewaltigem Dröhnen, grellen Blitzen und noch gewaltigerer Rauchentwicklung entluden.
    Auf beiden Schiffen kam es zu lodernden Explosionen, Feuersäulen und fliegenden Trümmerstücken. Zwei, drei Männer stürzten über Bord, etliche andere brachen blutüberströmt zusammen. Schon die zweite Salve kappte den Hauptmast des Piratenschiffes, der mit einem gewaltigen Platschen ins Wasser fiel und versank, während die Breitseite, mit der der Piratensegler prompt antwortete, den halben Bug der H.M.S. Britannia wegfetzte.
    »Das ist unglaublich«, murmelte Mike. Natürlich war ihm klar, dass sie nur eine Show geboten bekamen, aber sie war absolut perfekt. Obwohl sie kaum zehn Meter vom Ort des Geschehens entfernt saßen, musste sich Mike immer wieder fast gewaltsam vor Augen führen, dass sie nur ein Schauspiel beobachteten, nicht die blutige Realität.
    Frank lachte leise. »Warte ab«, sagte er. »Es kommt noch besser.«
    Mike konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was dieses Schauspiel noch überbieten konnte, aber Frank behielt auch diesmal Recht. Die Schiffe umkreisten einander gute fünf Minuten, in denen sie sich mit Kanonen- und Musketenschüssen gegenseitig eindeckten. Während des allergrößten Teils dieser Zeit schien kein Zweifel daran zu bestehen, wer das ungleiche Gefecht gewinnen würde. Das Piratenschiff wurde regelrecht in Stücke geschossen, mehr als die Hälfte seiner Mannschaft lag reglos an Deck oder war ins Wasser gestürzt und versunken, und wären es echte Schiffe gewesen, keine Modelle, die auf Schienen liefen, wäre der Piratensegler vermutlich längst auseinander gebrochen und gesunken. Mike rechnete damit, dass sich die Piraten am Schluss ergeben würden, aber es kam anders. Der Piratenkapitän ließ sein angeschlagenes Schiff fast auf der Stelle herumschwenken, sodass er seinem Gegner nun die weniger beschädigte Seite zuwandte, und feuerte eine volle Breitseite ab. Die Wirkung war spektakulär. Das halbe Deck des englischen Schiffes flog in einer Explosion aus Feuer und künstlichem Rauch davon.
    Seine Geschütze stellten das Feuer ein. Dann begann es zu sinken.
    Mike riss ungläubig die Augen auf. Allein der Gedanke an den technischen Aufwand, der nötig war, um diesen einen Effekt zu bewerkstelligen, ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen, aber er sah es mit eigenen Augen: Das englische Schiff sank, und zwar komplett! Die wenigen überlebenden

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