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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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Straße zu beiden Seiten. Aden öffnete das Handschuhfach. Es war mit winzigen Plättchen aus glänzendem Metall vollgestopft. Als der Wagen über eine Bodenwelle fuhr, flog ein ganzer Stapel heraus und verteilte sich über Sitze und Fußraum. Tom streckte den Arm aus und knallte das Fach zu. »Lass ihn bloß aussteigen, verdammt noch mal!«, fauchte er.
    Der Mechaniker nahm seine Stoppuhr und drehte einen der Zeiger. Während er das tat, bewegte sich die Sonne schnell über den Himmel – und zwar rückwärts. Der Mechaniker schaute Aden in die Augen und sagte: »Versuchen wir das Ganze noch einmal. Der Tag zieht herauf, und du bist allein im Wald.«
    Und natürlich war es so.
    Bäume umgaben ihn. Das erste Frühlicht durchbrach die Dunkelheit. Er fragte sich, ob die Dinge, die er eben erlebt hatte, tatsächlich geschehen waren. Hinter ihm befand sich die Höhle von Charm.
    Nicht weit entfernt erklang eine Art Wolfsgeheul. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

KAPITEL 7
    Corbert und Mister Gorr
    Weiter weg, in dem Dorf Days Past (dessen Bewohner noch nicht wussten, dass ein Großteil der restlichen Welt über Nacht verschwunden war), klopfte jemand an der Tür des Gorr-Anwesens. Wie an jedem Werktag erfolgte das Klopfen keine zehn Sekunden vor oder nach sechs Uhr morgens. Mister Gorr trottete den Flur entlang, die Wulstlippen unter dem dichten Bart gut gelaunt zu einem stummen Pfeifen gespitzt. Er polterte die Stiege hinunter. Die Dielenbretter dröhnten unter seinem Gewicht wie der Herzschlag des Hauses. Nach dem Frühstück im Bett klebten ihm Rühreireste am Kinn, und sein Atem roch nach Rührei. Die prügeldicken Arme mühten sich ab, die Schürzenbänder im Rücken zu einer Schleife zu binden. (Mrs. Gorr hatte die Schürze am Vorabend liebevoll von Blut gesäubert und neu gesäumt.) Auf dem Weg zum Haupteingang streiften seine Blicke das Esszimmer, das Chucky blitzblank geleckt hatte – keine leichte Aufgabe. »Guter Junge!«, brummte Mister Gorr und begann geräuschvoll die Riegel und Sperrketten der Haustür zu lösen. »Corbert!«, rief er.
    An der Tür stand ein Wrack von einem Mann, praktisch haarlos und so von Narben übersät, dass es aussah, als wäre ein Vandale mit einer Purpurfeder über ihn hergefallen. Die Haut unter den gequälten, glasigen Augen zuckte unkontrolliert. Er trug einen billigen grauen Overall und hatte eine Hand tief in der Tasche vergraben, während er die andere schlaff zum Gruß hob. »Morgen, Alfred«, sagte Corbert langsam. »Alles Gute zum Hochzeitstag für dich und Putricia.«
    Mister Gorr schlug ihm so kräftig auf den Rücken, dass er nach vorn stolperte. »Ha!«, rief er strahlend. »Errätst du nie, Mann, was ich für sie gemacht hab, ha! Ein Bild hab ich ihr gemalt, ehrlich! Ein Herzbild, ehrlich, Mann!«
    Corbert nickte. Seine Stimme war leise und matt. »Da war sie sicher begeistert, Alfred. Überwältigt, was? Ist womöglich vor Freude in Ohnmacht gefallen? Du hast ihr das Bild gemalt, sagst du? Ich wusste gar nicht, dass du eine künstlerische Ader hast. Obwohl … so wie du mich zur Ader lässt und mir die Knochen verbiegst, hat das schon fast was Künstlerisches. Aber das ist eine völlig andere Geschichte.«
    »So wie ich dir die Knochen verbiege!« Mister Gorr kreischte vor Vergnügen. »So wie ich dir die spröden Knochen verbiege, meinst du, hey! Das meinst du doch, Corbert, hey?«
    »Genau«, bestätigte Corbert. Seine Mundwinkel zuckten und kamen wieder zur Ruhe.
    »Ich zeig’s dir später, das Bild«, sagte Mister Gorr. Corbert nickte nur, denn es wurde Zeit, mit der Arbeit zu beginnen. Corbert schlurfte hinter Mister Gorr über den Rasen des Vorgartens und am Tor vorbei zum Schuppen im Hinterhof. Ihr Gespräch drehte sich um belanglose Dinge. »Ja, wieder der gleiche Traum«, berichtete Corbert. »Ich schaute durch ein Teleskop, das droben auf dem Speicher stand. Was das wohl bedeuten mag? Ich schätze mal, dass drüben am Netz die Köpfe rauchen. Es ist schon sehr … merkwürdig.«
    Sie betraten den Hinterhofschuppen. Mister Gorr spuckte in die Hände, rieb die Handflächen zusammen und betrachtete mit einem Grinsen die Gerätschaften, die er für sein Tagwerk brauchte. Corbert nahm auf der Liege Platz und schob die Hände in die Lederschlaufen, die ihn während eines Großteils der nächsten sechs Stunden fixieren würden. Mister Gorr zog die Riemen stramm, nicht weil Corbert sich zu wehren pflegte, sondern um zu verhindern, dass er im Reflex um sich

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