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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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kriegte ’ne richtige Gänsehaut. Also packe ich das erstbeste Gemälde, damit er mich nicht noch einmal beißt, versetze ihm einen Mordsschubs und schleppe das Bild heim. Und da wird es lebendig! Wird lebendig!«
    Corbert nahm einen Schluck Limonade. »Du hast doch hoffentlich Knoblauch gegessen, Alfred? Es war vielleicht kein echter Vampir, aber man kann nie vorsichtig genug sein.«
    Mister Gorr nickte. »Jede Menge davon im Abendessen. Keine echten Fänge, he? Dann guck mal!« Er schob mit dem Daumen die Unterlippe vor, damit Corbert sie begutachten konnte.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein, auch wenn es dir nicht schaden könnte, mal Zahnseide zu benutzen. Und du verträgst das Tageslicht so gut wie immer. Also. Ich glaube, du bist da auf was ganz Gravierendes gestoßen, Alfred. Dieser Junge, der später zum Leben erwachte – war der auf dem Gemälde tot?«
    »Fast. Arme mit Schnitten übersät, Pulsadern geöffnet. Sah in etwa so aus wie du vor zwei Wochen.«
    »Sag, Alfred, wirkte er niedergeschlagen, als er mit dir sprach? Deprimiert?«
    »Traurig, meinst du? Nee.«
    »Fröhlich?«
    »Das schon eher. Machte Witze. Ein Prachtbursche! Machte Witze über den alten Herrn. Den Weltenmacher. Sagte, das sei sein Opa!« Mister Gorr schlug sich aufs Knie und gluckste vor sich hin. Corbert dagegen wirkte geschockt, auch wenn das seine Züge kaum veränderte. »Netter Junge.« Mister Gorr, der sich einen Butterkeks in den Mund gestopft hatte, verteilte beim Sprechen Brösel über Corbert. »Jede Menge Herzensbildung. Half mir beim Malen, ob du’s glaubst oder nicht. Kluger Junge.«
    »Dennoch. Ich fürchte, dass die Kirche nicht begeistert sein wird. Der Enkel des Weltenmachers, Alfred? Du lachst, und das mit Recht, aber der Klerus wird das als hochgradige Ketzerei betrachten. Ich erwähne dieses Detail besser nicht in meinen Bericht, sonst kriegt der Namenlose noch einen Anfall.« Corbert schob das leere Glas beiseite. »Höchst befremdlich. Aber du hast dich meines Wissens nach keines kirchlichen Vergehens schuldig gemacht, Alfred.«
    Mister Gorr räusperte sich. »Ärr … der … äh …«
    »Nein, selbst den kleinen Diebstahl wird man dir verzeihen, denn Muse ist eine Ketzerin, die in den Augen der Kirche den Tod verdient. Da wird man sich kaum darüber aufregen, dass du dir ein Bild … ›ausgeborgt‹ hast. Ich werde ihnen sagen, dass du ganz zufällig an ihrem Haus vorbeigekommen bist und es vermutlich nicht wieder finden würdest. Aber du warst nun mal Zeuge eines bedeutenden Omens, und so was kriegen sie immer raus.« Corbert erhob sich. »Ich muss dich leider bitten, mir den Rest des Tages freizugeben.« Mister Gorr sah ihn entsetzt an. »Wir können die verlorene Zeit morgen reinholen«, beruhigte Corbert ihn. »Aber unser Vorgesetzter muss sofort erfahren, was geschehen ist. Die Neuigkeit dürfte für ihn wichtiger sein als eine halbe Gallone extra. Ich muss außerdem jeden Zweifel zerstreuen, dass du der Urheber der – wie nenne ich das nur – der Erweckung warst. Du besitzt zwar viele Talente, aber die Zauberei gehört bestimmt nicht dazu. Bei Muse ist das natürlich etwas anderes.«
    Corbert, der während des Gesprächs aus Höflichkeit nichts gegen die Keksbröselwolke aus Mister Gorrs Mund unternommen hatte, begann sich unauffällig zu säubern. »Alfred, ich habe vielleicht mehr Bücher über diese Phänomene gelesen, als die Kirche erlaubt. Keine Sorge, ich kenne die Gesetze. Aber wir müssen diesen Vorfall sofort melden und dann eisern darüber schweigen. Das Dumme ist, dass ich nicht genau weiß, was du gesehen hast. Es könnte so harmlos wie ein Geist sein oder … wärst du in der Lage, mir eine möglichst genaue Beschreibung dieser Person zu liefern?«
    Mister Gorr tat ihm den Gefallen. Gestenreich unterstrich er seine Worte.
    »Danke, Alfred. Bis morgen.« Corbert zog sein Hemd wieder an, schlurfte zur Tür und rannte dann Hals über Kopf los. Er zuckte nicht einmal zusammen, als er in seiner Hast mit dem Fuß gegen das Gartentor der Gorrs stieß und zwei Knochen mit einem deutlichen Krack zersplitterten.

KAPITEL 8
    Der Herzog
    Am Tage war Schloss Eisennetz alles andere als imposant, ein unscheinbares Ding aus schwarzem, zu düsteren Formen gebogenem Metall. Das filigrane Eisengespinst auf dem Dach wirkte jetzt wie ein schlichtes Gitter. Am Tage konnte sich niemand vorstellen, dass grünes elektrisches Feuer knisternd über die Stäbe tanzte. Und am Tage wäre auch niemand auf die Idee

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