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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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das nicht ohne Weiteres erkennbar.«
    »Klar wie Kloßbrühe«, sagte Tom. Er seufzte. »Nun ja. Das ist er also.« Er musterte die Hufe, die gefährlich nahe an Aden in der Luft erstarrt waren, und die Wagenräder, die ihn wahrscheinlich eine halbe Sekunde später überrollt hätten, wenn sie nicht zum Stillstand gekommen wären. Tom schnippte mit dem Daumennagel gegen die Pferdehufe. »Wie kann er sich gleich am ersten Tag seines Daseins hier in akute Todesgefahr begeben, wenn er so wichtig ist? Und wie willst du ihn aus dieser prekären Lage befreien? Was soll er deiner Ansicht nach tun? Sobald das Räderwerk der Zeit wieder anläuft, wird er niedergetrampelt. Um ihn in Sicherheit zu bringen, musst du dich ihm zu erkennen geben. Oder sonst eine verdammt gute Erklärung für diesen plötzlichen Ortswechsel parat haben.«
    »Genau. Ich gebe mich ihm zu erkennen.«
    Tom schnippte dicht vor Adens Gesicht mit den Fingern. »Warte! Weshalb leuchten seine Augen rot?«
    »Weil er bei vollem Bewusstsein ist.«
    »Er ist was ?«
    »Bei Bewusstsein. Er hat uns voll wahrgenommen, auch wenn er vermutlich kaum ein Wort von unserem Gespräch begreift.«
    »Niemand kann dich wahrnehmen!«
    »Ich sagte dir, dass er nicht mit den anderen zu vergleichen ist.«
    Tom schüttelte ungläubig den Kopf. »Weck ihn auf! Er kann die Augenlider nicht bewegen.«
    »Das war notwendig. Die einzige Möglichkeit, ihn aus dieser Lage zu …«
    »Quatsch nicht, sondern weck ihn auf!«
    Der Mann mit dem Buch zog eine silberne Uhr aus der Tasche und drückte auf den Knopf. Aden rollte in die reglosen Hinterhufe des Pferdes. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn. Er hustete, keuchte wie jemand, der aus dem Wasser auftaucht, rieb sich die tränenden Augen. Blinzeln war ein Luxus, den er nie wieder für selbstverständlich erachten würde. Er schlug mit der Faust nach dem älteren Mann, der sich bückte, um ihn unter dem Pferd hervorzuziehen.
    »Ich bin tot«, sagte Aden. »Lass mich in Ruhe!«
    »Freut mich, einen Toten kennenzulernen. Ich bin Tom.«
    »Er heißt Aden«, mischte sich der Mann mit dem Buch ein.
    »Zeigt mir eine Klippe«, erklärte Aden. »Dann springe ich. Oder gebt mir eine scharfe Klinge. Dann heißt es, Pulsadern adios. Wieder einmal. Ich meine es ernst.«
    »Kann ich nicht zulassen«, entgegnete der Mann mit dem Buch, ohne von der Seite, die er gerade las, aufzuschauen.
    Tom packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. »Nun reiß dich mal zusammen!«
    »Leicht gesagt! Ihr habt ja keine Ahnung, wie tief ich in der Scheiße stecke!«
    »Oh doch, weil ich das alles arrangiert habe«, murmelte der Mann mit dem Buch. »Aber jetzt wartet Arbeit auf dich. Es gilt eine Welt zu erhalten. Nicht zu retten, wohlgemerkt. Zu erhalten.«
    Aden klopfte sich den Straßenschmutz von der Hose. »Schön«, fauchte er. »Aber ich will Jungfrauen. Ohne irgendwelche blöden Tricks im Ärmel. Und ein Pferd. Und magische Kräfte.«
    Der ältere Mann schüttelte ihn erneut, diesmal etwas heftiger. »Reiß dich zusammen!«
    Aden brach zu seiner eigenen Überraschung in Tränen aus. Tom schaute den Mann mit dem Buch an. »Das ist mir vielleicht ein Held.«
    »Tut mir leid«, sagte Aden und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Welche Welt übrigens?«
    Ein paar Minuten später hatte er sich beruhigt. Auf der Straße regte sich immer noch nichts. Tom stellte den Mann mit dem Buch als den Mechaniker vor. Der Mechaniker wurde allmählich ungeduldig, weil er den Stillstand aufheben wollte.
    »Ich habe dir noch nicht gedankt, dass du mir durch deinen Zeit-Stopp das Leben gerettet hast«, sagte Aden. »Das liegt daran, dass ich nicht genau weiß, ob du mir damit einen Gefallen erwiesen hast.«
    Der Mechaniker blätterte in seinem Buch. Er nickte, ohne den Kopf zu heben. »Ganz recht. Ist nicht meine Aufgabe, dir zu helfen. Bin kein Freund. Beachte mich einfach nicht. Ich existiere nicht. Frag, wen du willst. Frag nach dem Mann mit dem Buch, der die Zeit anhält. Jeder wird dir sagen: Kenn ich nicht. Nie von ihm gehört. Was auch stimmt.« Er musterte Aden wie ein Chemiker, der in eine Petrischale starrt. »Er wird bessere Sachen zum Anziehen brauchen«, sagte der Mechaniker. Er kritzelte eine Zeile in die aufgeschlagenen Seiten seines Buchs. Plötzlich waren die stinkende Strickjacke und die schmuddelige Hose, die sich Aden bei den Gorrs ausgeborgt hatte, verschwunden. Stattdessen trug er eine vornehme Seidenjacke, welche die Kälte vertrieb, und

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