Invasion 01 - Der Aufmarsch
sagen können, weshalb dieser Einsatz erfolgte. Da SEALs neben verdeckten Einsätzen noch für eine Vielzahl anderer Zwecke eingesetzt werden, konnte alles Mögliche hinter dieser Entscheidung stecken. Vielleicht schickte man sie hin, um Explosivstoffe zu beseitigen. Vielleicht auch, um ausländische Streitkräfte auszubilden. Und möglicherweise hatte man sie nach Diess geschickt, um vom Meer aus nachrichtendienstliche Erkenntnisse über die Posleen zu beschaffen.
Am Ende stellte sich heraus, dass sie ein florierendes Bergungsgeschäft betrieben.
Die Nuklearexplosion der vorangegangenen Woche hatte alle möglichen Dinge ins Meer geschleudert. Neben diversem wieder verwendbarem Indowy-Gerät waren das hauptsächlich gepanzerte Kampfanzüge, deren Bergungsbaken auf höchst deprimierende Art flehten, dass man sie abholte. Von den vierzehn, die man barg, enthielten nur vier Überlebende.
Und den hier würden sie sicherlich abschreiben müssen. Der Plastahl sah aus wie gekocht , Teile des Metalls waren von der Kernexplosion blau angelaufen. Ein Arm und beide Beine fehlten, und ein Wurm mühte sich ab, über ein vorstehendes Stück verbranntes, braunes Fleisch an der biotischen Dichtung vorbeizukommen. Kopf, Oberkörper und Unterleib waren so ziemlich die einzigen Körperteile, die so aussahen, als wären sie noch intakt.
»Mann«, sagte der Teamchef über das Unterwasserkomm, »der Typ hat wirklich etwas abgekriegt. Schau ihn dir an, Spock.« Er fegte eine neugierige Siphonophore von seinem Wet-Suit, und das zarte Wesen verschwand in einer leuchtenden Wolke.
Der SEAL schoss mit zwei leichten Flossenbewegungen zum Kopf des Anzugs und befestigte eine Leitung daran. Das in aller Eile improvisierte Gerät jagte einen Aktualisierungsimpuls in das Notzentrum des Anzugs. Dann leuchtete eine Schrift auf.
»Das ist dieser Lieutenant, den die schon die ganze Zeit suchen, Sir«, sagte der Petty Officer, und man konnte im Hintergrund das Gluckern seiner Luftversorgung hören. Dann wartete er geduldig, bis die Anzeige aktualisiert wurde. »Das AID ist zerkocht, und der größte Teil der Umwelt- … ich glaube nicht, dass die noch viel … jetzt soll mich doch der Teufel holen! «
40
Andata Provinz, Diess IV
1324 GMT, 24. Juni 2007
Mike schluckte. »Einen Monat?«
»Allerdings«, nickte General Houseman, »Sie waren über einen Monat in der Karosseriewerkstätte und werden noch eine ganze Weile hier bleiben. Zwei Wochen haben die allein gebraucht, um an den Strahlungsschäden ordentliche Arbeit zu leisten.«
»Was ist mit dem Expeditionskorps passiert? Auf Diess?« Mein Platoon? , wollte er sagen.
»Nun, der K-Dek ist recht eindrucksvoll hochgegangen und hat in einem großen Teil der Stadt ziemlichen Schaden angerichtet. Wir haben unmittelbar darauf einen Gegenangriff gestartet. Die Posleen konnten sich auf Ground Zero nicht bewegen, und wir haben dieses Geländehindernis zu unserem Vorteil genutzt. Anschließend, als wir die Positionen gesichert hatten, haben wir die Indowy dazu veranlasst, uns einen Schlachthof zu bauen.« Er lächelte grimmig. »Und dann haben wir diese armen Teufel abgeschlachtet.«
»Würden Sie bitte ein bisschen deutlicher werden?«
»Wissen Sie, was Mordlöcher sind?«, fragte der General und hielt dem Lieutenant einen Becher Wasser mit einem Strohhalm hin. Sein neu gewachsener Arm war noch recht schwach.
»So wie in Burgen? Löcher, durch die man Öl in die Eingänge schüttet?«
»Ja, brennendes Öl und Speere. Gegen Ende des Mittelalters und bis hinein ins zwanzigste Jahrhundert hat man andere Methoden angewendet.
Es gab damals unmittelbar hinter den Haupttoren der Burgen eine größere Fläche, wo sich die Soldaten der Burg für Ausfälle sammeln konnten. Gelegentlich gelang es dem Feind, durch das erste Tor ins Innere zu gelangen. Die Mauern beiderseits dieses Sammelplatzes hatten Schießscharten, Hunderte von Schießscharten. Der Feind drängte sich auf dem Sammelplatz zusammen, und er wurde zum Killing Field, ein Begriff, den man ja auch noch in späteren Kriegen benutzt hat.
Ein Offizier der First Division hat sich mit einem hochrangigen Indowy angefreundet. Und mithilfe dieses Indowy haben wir die Boulevards hinter der Front in Killing Fields verwandelt, zwei Gebäude tief. Und dann haben wir uns in diese Gebäude zurückgezogen.
Die Posleen kamen in ihrem üblichen Schwarm die Boulevards herunter, und daraufhin hat das Korps von beiden Seiten das Feuer eröffnet. Am Ende waren die
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