Invasion 02 - Der Angriff
Oktober 2009
In den frühen Morgenstunden waren die Arbeiten an den Verteidigungsanlagen von Richmond praktisch zum Stillstand gekommen. Gelegentlich konnte man aus der Ferne Explosionen hören, und alle hingen wie gebannt an den tragbaren Fernsehgeräten mit den Berichten aus dem Hauptquartier der Continental Army. Die gewaltige Explosion bei Anbruch der Morgendämmerung und die Videoübertragung löste endlich den Bann, und die müden Soldaten und Zivilisten kehrten wieder an ihre Arbeit zurück, die Stellungen an der I-95 vorzubereiten. Unterdessen waren Teams von Frauen und Teenagern damit beschäftigt, entlang der Böschung Claymores und andere Minen anzubringen. Es sah nach einem heißen Empfang für die Posleen aus.
»Keine Müdigkeit aufkommen lassen, Boys and Girls«, sagte Sergeant First Class Mueller, als die ausgedehnte Pause schließlich zu Ende ging. »Wir sind als Nächste dran.«
»Sind wir bereit?«
»Ja, Mr. President. In Anbetracht der Tageszeit und aller Sende- und Empfangsprobleme werden wir keine große Zuhörerbeteiligung bekommen. Aber infolge des Notstands immerhin mehr als normal.«
»Es wird reichen müssen.« Er wandte sich an den Verteidigungsminister. »Wie ist die Lage beim Zehnten Korps?«
»Die sind umgekehrt und jetzt in Richtung Quantico unterwegs. Es hat ein wenig Durcheinander gegeben, aber ich bin sicher, dass sich das rechtzeitig einrenken wird.«
»Das will ich hoffen. Und das Neunte Korps?«
»Die sind nach Manassas unterwegs. Die gesamte Erste Armee, mit Ausnahme der 55th Armored Division, die gerade eine Landung in Maine angreift, ist nach Nord-Virginia unterwegs.«
»Maine. Maine, und wo sonst noch?«
»Arkansas, Kalifornien und Oregon haben alle mindestens eine Landung einer Kampfgruppe gemeldet«, antwortete die Vertreterin der FEMA nach einem Blick auf ihre Notizen. »Einige weitere Staaten mussten sich bereits mit einzelnen Landungsbooten auseinandersetzen. Aber nur Fredericksburg hat einen ganzen Battleglobe abbekommen. Wenn man von Fredericksburg und den Regionen absieht, aus denen noch keine ausführlichen Meldungen vorliegen, haben wir über fünfzehntausend Zivilisten als Opfer zu beklagen. Die meisten davon in den unmittelbaren Landungsgebieten, etwa zwei Drittel davon tödlich.« Sie setzte dazu an, mit einem Bericht über die Evakuierungsmaßnahmen im Norden Virginias fortzufahren.
Eine ohnehin schon schlimme Situation hatte katastrophale Ausmaße angenommen, als das Zehnte Korps gezwungen wurde, die Interstate 05 und den Beltway völlig abzuriegeln, um wenden zu können. Das Korps war inzwischen aus dem Weg, und die meisten Fahrbahnen beiderseits der Fernstraßen waren wieder für den Verkehr geöffnet worden, aber das gewaltige Verkehrschaos hatte sich noch nicht ganz aufgelöst. Anstatt mehr Verkehr als normal aufzunehmen, waren die Interstates fast verlassen. Millionen von Einwohnern Virginias waren jetzt zu Fuß in Richtung auf die Potomac-Brücken unterwegs.
»Fünfzehntausend Zivilisten«, wiederholte der Präsident mit finsterem Blick. »Großartig. Wie gefällt Ihnen das, Ihrem Präsidenten zu sagen, dass er bei Nacht und Nebel fünfzehntausend amerikanische Zivilisten verloren hat.«
»Und ein beinahe unersetzliches Pionierbataillon. Und eine Stadt, Sir«, fügte der Verteidigungsminister hinzu. »Im landesweiten Fernsehen, noch dazu. So, fühlen Sie sich jetzt besser?«
»Nein.« Der Präsident drehte sich zu der Maskenbildnerin um. »Sind wir fertig?«
»Nur noch einen Augenblick, Mr. President. Sie wollen doch Ihr bestes Gesicht zeigen, oder?«
»Das wird schwierig sein«, meinte er und sah wieder auf seinen Redetext. Es war nicht gerade die beste Rede, die er je gesehen hatte, aber in Anbetracht der kurzen Zeit, die dem Redenschreiber zur Verfügung gestanden hatte, war sie eigentlich recht gut.
»Sie müssen gut aussehen, Mr. President«, sagte sein Stabschef. »Es ist sehr wichtig, dass Sie gerade jetzt das richtige Gesicht zeigen. Sie dürfen nicht besorgt oder abgehärmt wirken. Das vermittelt die falsche Botschaft.«
»Würde mir jetzt bitte jemand etwas Neues sagen? Auf diese sinnlosen Ratschläge kann ich verzichten.«
»Der Kommandeur der 11th Mobile Infantry Division hat angerufen«, sagte der Verteidigungsminister und las aus einer E-Mail von CONARC vor. »Als ranghöchster Vertreter der Flotte hat er darum gebeten, dass wir darauf verzichten, das Dritte Bataillon der Fünfhundertfünfundfünfzigsten einzusetzen. Er
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