Invasion 02 - Der Angriff
einmal von dem Plakat absah. Sie spähten durch die im Schatten liegenden Fenster und entdeckten drinnen eine Gestalt. Ihr Gottkönig war vorsichtigerweise auf der anderen Straßenseite geblieben. Auf seinen gebellten Befehl hin trat jetzt das Normale an der Spitze vor und öffnete die Tür.
Chief Wilson war beinahe froh. Endlich war die qualvolle Nacht zu Ende, und was auf der anderen Seite lag, würde nicht länger warten. Alles, was getan werden konnte, um das Leben ein wenig länger zu erhalten und die Unschuldigen zu schützen, war getan, und jetzt würde sie zum ersten und letzten Mal vernunftbegabtes Leben nehmen. In der überwiegenden Mehrzahl würden es Posleen sein, aber viele würden auch Menschen sein. Und sie war jemand, der das Gefühl hatte, dass sie ganz tief drinnen alle Brüder waren. Doch sie war sicher, dass die Menschen ebenso wie sie bereit waren, diese lange Nacht endlich zu Ende gehen zu lassen, sich damit abgefunden hatten, in eine längere, hoffentlich friedlichere Ebene der Existenz hinüberzuwechseln.
»Gentlemen«, sagte sie zu den Posleen, die sich hintereinander durch die Tür schoben, »willkommen in der historischen Stadt Fredericksburg«, und dann ließ sie die Klemme herunterfallen.
So dicht beieinander, wie das ein erfahrener Pionier Sergeant schaffen konnte, detonierten sechzig Ladungen Composition Four an den Fenstersimsen. Die Detonationen entzündeten gleichzeitig das flüssige Propangas, das immer noch in das Innere des Gebäudes gepumpt wurde, und stellten sicher, dass genügend Sauerstoff zur Verfügung gestellt wurde, um die Reaktion am Leben zu erhalten.
Binnen weniger Millisekunden implodierte jedes einzelne Fenster in dem siebenstöckigen Gebäude, als die Luft von drei Straßenzügen aus allen Richtungen in das von der Propanexplosion erzeugte fast vollkommene Vakuum gesaugt wurde.
Während das Propangas den Sauerstoff aufzehrte, verstärkte die ins Zentrum der Explosion schießende Luft die hochenergetische Reaktion, bis buchstäblich das letzte Propanmolekül aufgezehrt war – und an diesem Punkt brach die superheiße Luft mit alles erschütternder Kraft nach draußen.
Für Morgen Bredell und Colonel Robertson – und all die anderen noch lebenden Menschen und Posleen, die im historischen Fredericksburg über der Erde überlebt hatten – herrschte einen Augenblick lang atemloses Vakuum, als ein Orkan ins Stadtzentrum fegte. Es war, als würden ihnen Spieße ins Trommelfell getrieben – dann eine fast nicht wahrnehmbare Pause, gleich darauf Dunkelheit, als die Schockwelle nach außen schlug und alles, was ihr im Weg war, dem Erdboden gleichmachte.
»Nuke!« , brüllte Jones, als er die sonnenhelle Feuerkuppel sah, und riss seine Maschine automatisch scharf nach rechts, von der Formation weg, während Kerman das gleiche Manöver nach links vollführte. Wordly blieb nur die absolut tödliche Richtung nach oben, deshalb riss er den Knüppel zurück und setzte bei neunhundert Knoten zum Steigflug mit zwanzig G an.
Untertassen von etlichen Gottkönigen zwischen Marlboro Point und Spotsylvania ebenso wie Lander und K-Deks erfassten ihn mit ihren Zielgeräten. Eine Pyramide von Lichtstrahlen folgte seinem explodierenden Peregrine, als dieser immer höher in den Himmel kletterte – ein Hightech-Vesuv, ein leuchtendes, dreieckiges Feuerwerk am Morgenhimmel als Fanal für die explodierende Stadt.
Die Schockwelle setzte sich nach außen fort, machte das Sicherheitsamt und den historischen Stadtkern dem Erdboden gleich, demolierte schließlich die Chatham-Brücke, riss Eisenbahnschienen von den Schwellen und ließ sie durch die Luft wirbeln.
Wendy schrie auf, als die Erde sich unter ihr aufbäumte wie ein wildes Pferd und rings um sie Ziegelsteine und Staub herunterregneten. Sie hatte einen Arm über dem Kopf und stellte fest, dass Tommy seinen Kopf ebenfalls mit dem Arm schützte, und so war ihre Splitterweste das Einzige, was ihre Rippen schützte, als ein Steinbrocken von der Größe einer Melone auf sie herunterfiel. Als rings um sie Bauschutt herunterprasselte, schob sie den Hiberzine-Injektor auf ihren Schenkel zu …
Shari und die Feuerwehrfrau im Bunker verspürten nur ein leichtes Zittern, den Sprengschatten vom Gleiskörper der Eisenbahn. Die Tonnen von Ballast reduzierten die Auswirkungen auf lediglich lästige Ausmaße. Sie stellten ihr Kartenspiel einen Augenblick lang ein, sprachen ein Gebet, wischten sich die Tränen aus den Augen und ließen sich
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