Invasion 02 - Der Angriff
seiner Rückkehr von Diess hatte man ihn als eine Art Sprechpuppe für das Büro für Öffentliche Information durch die gesamten Vereinigten Staaten geschleppt. Während dieser Tournee hatte er mit so ziemlich jedem Dienstgrad gesprochen. Er war damals überzeugt gewesen, dass der Fluch der Medaille auf ihm lastete; dass die innigste Art von Frontberührung in Zukunft für ihn darin bestehen würde, mit einem Kommentator zu sprechen. Doch schließlich war die Rettung gekommen, und man hatte ihn versetzt. Dieser Umstand hatte zur Folge, dass er sich im Augenblick in Gesellschaft wesentlich höherer Offiziere durchaus wohl fühlte. Und er hatte kein Problem mit Uniformen.
Bevor die Tournee überhaupt angefangen hatte, hatte das Informationsbüro von ihm verlangt, dass er – nebenbei gesagt zu einem ansehnlichen Preis – eine komplette Garnitur Paradeuniformen der neuen Waffengattung Fleet Strike erwarb. Der Gruppe von Modeschöpfern und modern denkenden Offizieren, die die Uniform entwickelt hatten, war es dabei gelungen, galaktische Technologie und die moderne Sucht nach sinnvoller und zugleich bequemer Kleidung unter einen Hut zu bringen. Die Alltagsuniform, kurz als Kampfseide bezeichnet, war wohl das Bequemste, was man sich an Alltagskleidung überhaupt wünschen konnte, und selbst die Standardausgehuniform war im Vergleich zu dem bisher Gewohnten äußerst bequem. Als allerdings die Paradeuniform zur Neugestaltung angestanden hatte, war für Bequemlichkeit nicht mehr viel übrig geblieben.
Fleet Strike stellte eine Mischung aus verschiedenen Waffengattungen dar, und demzufolge hatte man es für notwendig befunden, bei der Gestaltung der Uniform neben futuristischem Stil auch an die Traditionen der bisherigen Waffengattung anzuknüpfen. Der lange marineblaue Waffenrock war mit einem Magnetverschluss versehen, der der Vorschrift gemäß nur bis zur Brust zu schließen war, so dass man das in der Farbe der jeweiligen Waffengattung des Trägers gehaltene Futter auf dem dreieckigen, offenen Aufschlag sehen konnte. Im Falle Mikes war das das Hellblau der Infanterie. Anstelle eines Gürtels trug man dazu eine breite, mit Gold abgesetzte Schärpe in »Rotrock«-Rot (einer Farbe, die übrigens in unterschiedlichen Kombinationen von den amerikanischen Marines, der amerikanischen Artillerie, den französischen Fallschirmtruppen und der Roten Armee getragen wurde). Schultern und Ärmel waren ebenfalls mit goldenen Tressen abgesetzt, deren Zahl den Rang des Trägers verriet. Die Hosen zierten rote Biesen. Dazu kam ein schlichtes amerikanisiertes Barett in der Farbe der verschiedenen Waffengattungen von Fleet Strike. Auf die Weise wurde der bedauerliche Eindruck vermittelt, dass sämtliche Infanterieangehörigen einer UN-Friedensmission angehörten, ein Eindruck freilich, der sich mit der Zeit ändern würde.
Diese zugegebenermaßen auffällige Uniform wurde im Falle von Captain O’Neal noch durch eine beunruhigende Zahl von Orden und Abzeichen geschmückt. Bei den meisten Personen, die mehrere Schichten »Obstsalat« mit sich herumtrugen, lag das Hauptgewicht auf der unteren Hälfte, den verschiedenen Belobigungen und anderen farbenprächtigen »Ich war dort«-Streifen, die dem kundigen Betrachter verrieten, dass der Träger ein braver Junge gewesen und dorthin gegangen war, wie man das von einem Soldaten erwartete. Im Falle Mikes war die Gewichtsverteilung auf höchst unbehagliche Weise umgekehrt.
Neben der Kongressmedaille, die ihm speziell dafür verliehen worden war, dass er ganz allein auf Diess ein Posleen-Kommandoschiff erledigt hatte, hatte man ihn noch für drei weitere Aktionen während jener achtundvierzig Stunden des Wahnsinns dekoriert, in denen er und seine Mitkämpfer dem Feind den schon sicher geglaubten Sieg aus den Klauen gerissen hatten. Da war ein Bronze Star für die Sprengung von Qualtren, trotz der dabei aufgetretenen Nebenfolgen, ein Bronze Star dafür, dass er nach der Explosion die Überlebenden aus den Trümmern herausgeführt hatte, und schließlich ein Silver Star für den erfolgreichen Einsatz der Zehnten Panzergrenadiere auf dem Boulevard des Todes. Er hatte keinen dieser Orden gewollt und argumentiert, dass sie der Tradition gemäß in einen hätten zusammengefasst werden sollen. Aber sie waren trotzdem einzeln gekommen.
Neben diesen Auszeichnungen und zwei Purple Hearts – den Verwundetenabzeichen – gab es da noch eine Menge ausländischer Dekorationen aus so unterschiedlichen
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