Invasion 02 - Der Angriff
stand ein Stück hinter ihm.
»Tja, Sir, das Nachtleben in Georgetown ist nicht mehr das, was es einmal war.«
Seit Mike mit der fast nicht zu bewältigenden Aufgabe betraut worden war, die Einsatzrichtlinien für die gepanzerten Kampfanzüge in der bevorstehenden Verteidigungsschlacht zu schreiben, hatte er sechzehn bis zwanzig Stunden am Tag gearbeitet und das sieben Tage die Woche. Der Vorteil so intensiven Arbeitens war, dass man dann wenigstens nicht über die augenblickliche Lage nachzudenken brauchte. Während die Welt ihrem unvermeidlichen Rendezvous mit den Posleen entgegenzitterte, hatten sich im Zusammenleben der Menschen tief greifende Veränderungen vollzogen.
Als allmählich die ganze Tragweite der bevorstehenden Invasion durchgesickert war, hatte sich eine radikale Veränderung im Wirtschaftsgeschehen und in der Bevölkerung vollzogen. Siebzig Prozent der Weltbevölkerung und achtzig Prozent ihres Wohlstands konzentrierten sich in Küstenbereichen oder solchen, die unmittelbar an Küstenbereiche angrenzten. Obwohl es in diesen Gebieten eine ganze Anzahl beachtlicher Bodenerhebungen gab, reichten diese nicht aus, um wirkungsvolle Verteidigungsmaßnahmen gegen die Posleenmassen zu planen. Die sich entwickelnden »Sub-Urbs«, unterirdische Städte für die Flüchtlinge aus den Ebenen, waren so angelegt, dass es dort Geschäfte, Fabriken und all die anderen notwendigen Einrichtungen der menschlichen Gesellschaft gab. Wie so viele andere Projekte, die auf galaktische Unterstützung angewiesen waren, wurden auch diese Städte bei weitem nicht so schnell fertig gestellt, wie man das ursprünglich vorgesehen hatte. Und die Warteliste für Fabrikanlagen war sogar noch länger als die für den Wohnungsbau.
Geschäftsleute, Versicherungsagenten und der oft zitierte Mann von der Straße verfügten häufig über genügend Mathematikkenntnisse, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Gegenden, die in den letzten Jahrzehnten fast der wirtschaftlichen Auszehrung zum Opfer gefallen waren, erlebten plötzlich eine Wiedergeburt.
Im so genannten Rostgürtel Amerikas, also dem Landstrich, der die Städte Detroit und Pittsburgh umfasste, wuchsen plötzlich neue Fabriken heran, als GalTech und auch eine große Zahl terrestrischer Industrieunternehmen ihre Fertigungsanlagen neu positionierten und sie an Orten errichteten, die sich verteidigen ließen.
Mit dieser Wanderbewegung der Industrie und den dazugehörigen Dienstleistungen ging naturgemäß eine entsprechende Wanderbewegung der arbeitenden Bevölkerung einher. Die Arbeiter, Manager und Vorstände der umziehenden Firmen folgten ihren Jobs, aber sie waren nicht die Einzigen, die es in die neuen Industriezonen zog, und so kam es dazu, dass das Ohio-Tal und der Mittlere Westen der Vereinigten Staaten ebenso wie Österreich, die Schweiz und der Balkan durch Wellen von Menschen ohne festes Einkommen überschwemmt wurden. In Asien sorgten eingeschränktere Infrastrukturen und umstrittene Grenzen dafür, dass es nicht zu ähnlichen Massenwanderungen wie in den Vereinigten Staaten und Europa kam, aber immerhin war die Zuwanderung in die Regionen des Himalaja, des Hindukusch und des Kaukasus ebenfalls beträchtlich.
In Japan blieben unterdessen sämtliche Industriebetriebe auf dem flachen Land, gleichzeitig aber wurden in den Bergregionen, die ja fast achtzig Prozent Japans ausmachten, riesige Schutzräume für Zivilisten gebaut. Die Erfahrungen, die Japan im Zweiten Weltkrieg gemacht hatte, leisteten hier im Verein mit seiner exzellenten Infrastruktur gute Dienste.
Diese Massenwanderungen und die Störungen, die sie in der Versorgung mit Gütern, Dienstleistungen und Personal auslösten, führten naturgemäß hier und dort zu Knappheiten, andernorts dafür zu Überangebot.
Viele Leute bereicherten sich an diesen Versorgungsproblemen, die meisten auf eine Art und Weise, die ethisch keineswegs angreifbar war. Schließlich waren die wirklich großen Vermögen meistens in Zeiten der Knappheit entstanden. Diese neuen Reichen ebenso aber auch das alte Geld sahen sich mit dem Problem konfrontiert, wo sie ihr Geld unterbringen sollten.
Meist handelte es sich dabei um die Währung der Länder, in denen die jeweiligen Transaktionen stattfanden, und nicht etwa um Föderationscredits. Andererseits gab es keinerlei überzeugenden Hinweise darauf, dass Banken, ja gar die Länder, in denen sie beheimatet waren, die Invasion überleben würden. Demzufolge zog der vorsichtige
Weitere Kostenlose Bücher