Invasion 03: Der Gegenschlag
»Und das war eines der besten Jahre, die wir bisher hatten. Schön, im April hat's geschneit. Das gibt's. Das war zweiundsiebzig Tage nach den Nukes.«
»Hat diese Person gerade gesagt, was ich glaube, dass sie gesagt hat?«, fragte Elgars.
»Wer?«, erwiderte Papa O'Neal und sah sich um.
»Auf dem CD-Spieler«, sagte sie und deutete ins Wohnzimmer. »Ich glaube, er hat gerade etwas davon gesungen, dass man sich den Braten auf die Brust schmiert.«
»Ah«, meinte Papa O'Neal und lächelte. »Yeah. Das ist Warren Zevon.«
»Wer?«, fragte Wendy. Elgars hatte sich erstaunlich schnell an das Alltagsleben angepasst, und sie fragte sich, ob der Captain sich gerade bewusst bemüht hatte, das Thema zu wechseln. In dem Fall musste man ihr helfen.
»Zevon«, sagte Mosovich. »Der Balladensänger der Söldner. War ein prima Typ. Bin ihm vor langer Zeit mal begegnet. Ganz kurz.«
»Wo?«, fragte Shari. »Der Name klingt vertraut, aber mir fällt kein Lied ein und …« Sie hörte genauer hin und wurde rot. »Hat er tatsächlich gerade gesagt, was ich da gehört habe?«
»Allerdings«, nickte Papa O'Neal und verzog das Gesicht. »Das ist ›Excitable Boy‹ , eines … eines seiner raueren Stücke.«
»Ich weiß nicht«, sagte Cally und grinste verschmitzt. »Wie wär's denn, wenn du ihr ein paar Strophen von ›Roland the Headless Thompson Gunner‹ vorsingen würdest?«
»Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird«, sagte Shari lächelnd. »Und das kann man mir jetzt glauben oder nicht, ich vertrage schon ein wenig schwarzen Humor.«
»So, tatsächlich?«, sagte Cally mit einem schiefen Grinsen. »Warum ist der Posleen über die Straße gegangen?«
»Ich beiß an«, sagte Mueller. »Warum?«
»Weil's drüben zu fressen gibt«, sagte Cally.
»Okay«, nickte Mosovich. »Das war ziemlich schlimm. Aber wie wär's damit: Wie schlichten zwei Posleen einen Streit?« Er wartete, aber niemand wollte anbeißen. »Sie threshen es aus, natürlich.«
»Autsch!«, machte Papa O'Neal. »Was ist der Unterschied zwischen einem Rechtsanwalt und einem Posleen?«
»Keine Ahnung«, sagte Shari. »Der eine wird bezahlt, um einen lebendig aufzufressen?«
»Nein, aber das ist ziemlich gut«, meinte Papa O'Neal. »Nein, der eine ist ein bösartiges, unmenschliches, kannibalisches Monstrum, der andere ein Alien.«
Cally sah sich einen Augenblick lang um und grinste dann. »Woher weiß man, dass Posleen bisexuell sind? Sie essen sowohl Männer als auch Frauen!«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass du so etwas sagst!«, knurrte Papa O'Neal, während die anderen lachten.
»Herrgott, schließlich lässt du mich Black Sabbath und Ozzy Osbourne hören, Grandpa!«, sagte Cally. »Und das kleine Witzchen stört dich?«
»Was gibt's denn an Black Sabbath auszusetzen?«, protestierte er. »Das ist doch eine gute Gruppe. Prima Texte.«
»Haben Sie auch was von Van Morrison?«, fragte Shari ganz unvermittelt.
»Ich glaube sein ›Best of‹-Album. Warum?«
»Weil ich tanzen möchte«, antwortete sie, griff nach seiner Hand und stand auf. »Kommen Sie.«
»Ich habe zwei linke Füße«, protestierte er.
»Sie legen die Arme um mich und schlurfen herum«, sagte sie, und ihre Augen blitzten dabei. »Und das soll schwer sein?«
Während Papa O'Neal die CD auflegte, goss sich Elgars einen winzigen Schluck von dem besseren Selbstgebrannten ein. Sie ließ ihn im Becher kreisen und sah Mosovich an. »Ich denke, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.«
»Ein guter Zeitpunkt für was?«, fragte Cally.
»Ich habe Mosovich, als wir unterwegs waren, von einem meiner Flashbacks erzählt«, antwortete Elgars. »Etwas daran hat ihm gar nicht gefallen.«
»Ja«, nickte Mosovich. »Das stimmt.« Er schenkte sich ebenfalls von dem Selbstgebrannten ein und lehnte sich zurück. »Was mir daran nicht gefallen hat, ist, dass die Person, die das erlebt hat, echt ist. Und sie ist wirklich tot. Ich habe mit ansehen müssen, wie sie gestorben ist.«
»Wo?«, fragte Cally.
»Auf Barwhon«, schaltete Mueller sich ein. »Wir waren beide Teil eines Aufklärungsteams, das man dorthin geschickt hatte, ehe die Expeditionstruppe dort eintraf. Wir waren so etwas wie Versuchskaninchen und sollten rausfinden, wie gefährlich die Posleen wirklich sind.«
»Man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen«, meinte Mosovich. »… die Leute wollten es einfach nicht glauben. ›Eine Invasion von Aliens? Das ist doch ein Witz!‹ Aber dann hat man die Geschichte ganz
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