Invasion 03: Der Gegenschlag
sagte O'Neal und zuckte die Achseln. »Die sind zäh und faserig und werden auch nicht weich, wenn man sie eine Ewigkeit kocht, und sie schmecken wirklich scheußlich; schlimmer als Faultier, und das will etwas bedeuten.«
»Sie haben Faultier gegessen?«, fragte Mueller. »Mann, ich bin noch nie jemandem begegnet, der welches gegessen hat.«
»Bier«, wechselte Papa O'Neal das Thema, griff sich einen langen Bratspieß und stieß ihn in das aufgeschnittene Schwein. »Und das hier sollte man umdrehen. Wie lange liegt es schon auf dieser Seite?«
»Etwa eine Stunde«, sagte Cally. »Das letzte Mal haben mir Wendy und Shari geholfen.«
»Ich übernehme das hier jetzt«, sagte O'Neal. »Falls mir jemand ein Bier bringt. Du übernimmst das Kommando über die Küche. Keine Gnade für diese Heiden! Bring ihnen bei, wie man … eindost!«
»Ah! Niemals!«, meinte Cally grinsend. »Wir haben nichts einzudosen. Und außerdem sind sie unsere Gäste.«
»Du lässt mir auch gar keinen Spaß«, maulte Papa O'Neal. »Geh nur, ich kümmere mich um das Fleisch.« Als sie wegging, wühlte er in einer Kiste neben dem Barbecue herum und zog eine große irdene Flasche hervor. »Da«, sagte er und bot sie Mueller an. »Das sollten Sie mal probieren. Davon wachsen Ihnen Haare auf der Brust.«
»Ich war immer auf meine relativ haarlose Brust stolz«, sagte Mueller und nahm einen Schluck aus der Flasche. Dann spuckte er hustend die Hälfte davon wieder aus. Als die klare Flüssigkeit ins Feuer traf, schoss eine Stichflamme in die Höhe. »Ah.«
»Hey, das Zeug wird hier sehr geschätzt!«
»Als was denn?«, keuchte Mueller. »Als Abbeizmittel?«
Papa O'Neal nahm die Flasche und roch mit unschuldiger Miene daran. »Ah, tut mir Leid«, schmunzelte er dann. Er griff noch einmal in dieselbe Kiste und brachte ein Weckglas zum Vorschein. »Sie haben Recht, das war Abbeizmittel. Probieren Sie lieber mal das hier.«
Tommy stand auf und hob sein Bierglas. »Gentlemen … und Ladies. Und abwesende Kameraden.«
»Abwesende Kameraden«, murmelten die übrigen im Raum Versammelten.
Major O'Neal hatte seine Soldaten auf die ungeschützten Städte Newbry und Hollidaysburg losgelassen und anschließend verfügt, dass die Offiziere ein gemeinsames Abendessen einnehmen würden. Als Grund dafür hatte er angegeben, dass auf diesem Wege die beiden neu zu ihnen gestoßenen Offiziere integriert werden sollten, aber Tommy vermutete, dass der wahre Grund der war, dass O'Neal befürchtete, die Offiziere würden mehr Schaden als die Mannschaftsdienstgrade anrichten.
Major O'Neal stand auf und hob sein Bierglas. »Gentlemen und Ladies: Wer zuletzt lacht.«
»Wer zuletzt lacht«, murmelte die Gruppe.
»Sir«, sagte Captain Stewart dann mit etwas belegter Stimme. »Ich glaube, es ist wichtig, dass die neuen Offiziere damit vertraut gemacht werden, was unser Bataillonsmotto bedeutet, finden Sie nicht?«
Mike schnaubte und sah sich um. »Duncan, Sie sind der offizielle Geschichtenerzähler unseres Bataillons. Erzählen Sie ihnen die Geschichte.«
Duncan, der sich gerade mit Captain Slight unterhalten hatte, stand auf, nahm einen Schluck Bier und räusperte sich. »Präsident der Messe!«
»Ja, Captain?«, erwiderte Tommy.
»Aaahh!«, schrie Captain Slight.
»Sakrileg!«, brüllte Stewart.
»Keine Rangbezeichnungen in der Messe, Tommy«, sagte O'Neal und machte eine beschwichtigende Handbewegung.
»Präsident der Messe!«, fuhr Duncan fort. »Die Pfeifer rufen!«
»Wir haben keine«, beklagte sich Tommy. »Wir haben das ganze Bataillon durchsucht, und keiner kann sie spielen. Und außerdem haben wir keinen Dudelsack.«
Stewart beugte sich zur Seite, zeigte auf einen Gegenstand in der Ecke und flüsterte dabei dem Lieutenant etwas ins Ohr. Tommy ging hinüber, flüsterte seinerseits seinem neuen AID etwas zu und drehte dann an den Schaltern herum.
»Aber wie es scheint, haben wir eine geklaute Version von ›Flowers ofthe Forest‹ «, sagte Tommy. »Da haben wir Glück.«
Duncan räusperte sich und nahm wieder einen Schluck Bier, während die melancholischen Klänge eines Uilleann durch die Messe hallten.
»Es war am dunkelsten Tag der vierten Welle, 17. Januar 2013, als der Himmel von den Meteorbahnen der Second Fleet erfüllt war, deren zerschlagene Überreste überall am Himmel feurige Spuren hinterließen. Wenn man seinen Visor hochschraubte, konnte man einen Blick auf das letzte Einsatzkommando erhaschen, das sich seinen Weg durch
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