Invasion 03: Der Gegenschlag
Angriff gehabt hätte, aber ich denke, in den nächsten fünf bis zehn Tagen kriegen wir halt nicht mehr. Und wenn wir so lange warten, kriegen wir bloß noch zusätzliche Posleen.
Damit stehen uns beinahe zwei Brigaden zur Verfügung, aber nur eine davon ist voll einsatzfähig. Diese Brigade wird mit Zeit-auf-Ziel-Beschuss auf unsere erste Kampfzone beginnen. Mit etwas Glück macht das die Posleen platt, die uns im Wege stehen, und für uns ist das Ganze ein Spaziergang.«
»Rrriichtig«, sagte Captain Slight, was allgemeines Schmunzeln auslöste. Der weibliche Captain hatte eine ganze Menge hinzugelernt, seit sie als blutjunger Lieutenant vor der ersten Landung der Posleen in Mikes Kompanie eingetreten war, und wurde jetzt von der ganzen Kompanie geschätzt, der Kompanie, die einmal Mikes Kompanie gewesen war. Und ihr Bataillonschef vertraute ihr.
»Wenn wir vorrücken, richten wir uns rechts nach dem Kanal aus«, erklärte Mike. »Die rechte Seite ist also geschützt. Aber dafür ist die linke Flanke weit offen, wie ein ausgenommener Wal.«
»Ich dachte, wir bekommen Feuerschutz«, meinte Captain Holder. Der Chef der Charlie-Kompanie war für die linke Seite verantwortlich.
»Bekommen wir auch«, erklärte Mike und schnitt dazu eine Grimasse, die freilich keiner sah. Er kaute seinen Priem und spuckte in die Tasche, die das irgendwie vorausschauende Gel dafür bereitstellte. »Aber Duncan hat gesagt, dass das für den Feuerschutz zuständige Bataillon ein wenig ›wacklig‹ ist.«
»Wo hat er das denn her?«, fragte Slight. Das Icon, das den Artilleriekoordinator darstellte, lag über dem Hügel, wo sich vorher der Bataillonschef befunden hatte, und zwar aus demselben Grund. Unter anderem hatte man dort hervorragende Sicht auf das Gefechtsfeld. Und was wesentlich wichtiger war: Die Sensorik des Anzugs hatte ausgezeichnete Sicht, und was Anzüge mit solchen Informationen anfangen konnten, war für viele immer noch höchst erstaunlich. Und das schloss gelegentlich sogar die künstlichen Intelligenzgeräte ein, die die Anzüge lenkten.
Aber die Artillerie, die ihren Angriff unterstützen sollte, stand meilenweit hinter ihnen, keineswegs dort, wo sich der Artillerieexperte des Bataillons befand.
»Soweit mir bekannt ist, stimmt er sich mit dem Artilleriekoordinator der Zehntausend ab«, antwortete Mike ein wenig von oben herab.
Die Offiziere schmunzelten.
»Colonel, ich frage das jetzt zum letzten Mal«, sagte der Captain und lächelte dazu grimmig. Er war ziemlich schmächtig, hatte einen milchkaffeefarbenen Teint und war wütend. Und dafür bekannt, leicht reizbar zu sein.
»Captain, eine andere Möglichkeit gibt es nicht«, sagte der ältere Offizier ernsthaft. »Die Geschütze werden so schnell wie möglich in Stellung gebracht. Ich weiß, dass das Tempo einiges zu wünschen übrig lässt, aber schneller schafft es diese Einheit einfach nicht. Sie müssen verstehen, dass wir schließlich keine Super-Einheit sind …«
»Nein, Colonel, das sind Sie nicht«, fiel ihm der Captain ins Wort. Für die meisten Offiziere wäre das Selbstmord gewesen, aber Keren und alle anderen, die zu den Sechshundert gehörten, wussten bereits, was Selbstmord war. Selbstmord hieß, sich praktisch ohne Munition rings um das Washington Monument niederzukauern, ohne Munition und ohne jede Hoffnung, einfach weil es besser war, tot auf dem Hügel liegen zu bleiben, als sich auch nur einen Fußbreit weiter zurückzuziehen. Und es gab etwas, was die Sechshundert nie, wirklich nie akzeptierten – die Erklärung, »es geht nicht«. Und zwar von niemandem. »Sie sind ein Artilleriebataillon der Landstreitkräfte der Vereinigten Staaten. Und man erwartet von Ihnen, dass Sie Ihre Pflicht tun.
Wenn Ihr Kommando nicht binnen drei Minuten eingerichtet ist und feuerbereit, werde ich verlangen, dass man Sie ablöst. General Homer wird dies umgehend anordnen. Und dann werde ich den Befehl über dieses Bataillon übernehmen. Und wenn ich dazu jeden Einzelnen in dieser Einheit erschießen muss, bis ich bei den zehn letzten einigermaßen fähigen Leuten angelangt bin, werde ich das tun, um den Beschuss ins Ziel zu bekommen. Habe ich mich eindeutig klar ausgedrückt?«
»Captain, mir ist egal, wer Sie sind«, herrschte der Colonel ihn an. »Ich brauche mir diesen Ton von keinem gottverdammten O-3 gefallen zu lassen.«
»Colonel«, sagte der Captain mit eisiger Stimme, »ich habe schon Vorgesetzte erschossen , die nicht zu meiner
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